Julia Extra Band 0302
Chance.
In Natashas Gesellschaft vergaß er Calida und seine Verpflichtungen. Er hatte nur Augen für sie, atmete ihren frischen blumigen Duft ein und begehrte sie mit jeder Minute stärker. Er wollte mehr von ihr. Um genau zu sein: alles.
Natürlich musste er die Pflichten wahrnehmen, die vom Vater auf den Sohn vererbt wurden. Aber würde ihm das mit Natasha an seiner Seite nicht leichter fallen, als mit einer Frau, die seine Mutter für ihn ausgesucht hatte?
Diese Frage hatte er sich auf der Heimfahrt auf dem Motorrad gestellt. Darüber wollte er in aller Ruhe nachdenken und vor allem herausfinden, ob Natasha gewillt war, ihm mehr als eine persönliche Assistentin und Freundin zu sein.
Doch dann hatte er sie mit ihrem Ex gesehen. Und dadurch hatte die Frage sich von selbst beantwortet.
Ich habe mir etwas vorgemacht, dachte Dante. Seine Mutter hatte recht: Man endet in Teufels Küche, wenn man auf sein Herz hört, statt auf seinen Verstand.
Dante wusste, wie schwer es ihm fallen würde, auf Natasha zu verzichten.
Natashas Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Mit bebenden Händen tippte sie erneut Zahlen in den Taschenrechner. Doch leider erschien immer wieder der gleiche Betrag im Display.
Dabei hatte sie wirklich alles an Einsparungen versucht. Doch es half alles nichts. Das Geld reichte nicht, um Clays letzte Rate zu bezahlen.
Nach der Auseinandersetzung mit ihm an der Bar hatte sie beschlossen, ihm den letzten Scheck sofort zu übergeben, damit sie endlich Ruhe vor diesem Widerling hatte.
Nur ihrer eisernen Selbstbeherrschung war es gedankt, dass sie den Mistkerl nicht mit Fäusten bearbeitet hatte, als er es gewagt hatte, sie in der Bar anzufassen. Doch als Hotelmanagerin konnte sie sich so ein Verhalten nicht leisten. Was sollte denn das Personal von ihr denken?
Sie schob den Taschenrechner von sich, lehnte sich zurück und rieb sich die schmerzenden Schläfen.
Wie, um alles in der Welt, sollte sie das Geld aufbringen, um Clay ein für alle Mal loszuwerden?
Sicher würde Dantes Werbung für das Hotel helfen, doch mit dem Geld durch zusätzliche Gäste konnte sie erst in einigen Wochen rechnen.
Vielleicht konnte sie ein Darlehen aufnehmen. Doch diesen Einfall verwarf sie gleich wieder.
Es muss eine Lösung geben, dachte sie verzweifelt.
Je stärker sie sich konzentrierte, desto mehr schmerzte ihr der Kopf. Und dann hatte sie eine Idee.
Nein, das konnte sie nicht tun.
Okay, sie war freundschaftlich mit Dante verbunden. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie seinen Status ausnutzen durfte. Außerdem hatte sie sich die Suppe allein eingebrockt, sie musste sie auch allein auslöffeln.
Dabei war es eine so romantische Vorstellung, dass der Fürst ihr zur Seite sprang und sie vor dem bösen Drachen beschützte.
Offensichtlich hatte sie als Kind schon zu viele Märchen gelesen.
Auf gar keinen Fall durfte sie Dante in die Sache mit hineinziehen. Schon gar nicht nach Ginas deutlicher Warnung, dass sie sich ja nicht einbilden sollte, aus Dante und ihr könnte etwas werden.
Er hat nur mit mir gespielt, dachte sie traurig. Oder etwa nicht?
Wenn sie es sich recht überlegte, hatte er jedoch keine Anstalten gemacht, sie zu verführen. Natürlich hatte er mit ihr geflirtet, doch sein Benehmen war stets untadelig gewesen.
Eigentlich merkwürdig. Man sollte meinen, dass ein Mann, der kurz davor war, verheiratet zu werden, noch einmal alle Register zog, um eine Frau zu verführen, die während der verbleibenden Zeit das Bett mit ihm teilte.
Irgendetwas stimmt da nicht, dachte Natasha.
Entweder Gina irrte sich, oder sie hatte gelogen. Aber wozu?
Oder Dante hatte andere Absichten.
Aber welche?
11. KAPITEL
Natasha glaubte nicht an Zufälle.
Als sie Dante im Trevi an einem der hinteren Tische sitzen sah, verdächtigte sie sogleich Ella, ihm einen Tipp gegeben zu haben.
Da sie keine Lust hatte, sich mit ihm zu unterhalten, beschloss sie, am Tresen einen Cappuccino zum Mitnehmen zu bestellen und so zu tun, als hätte sie ihn nicht gesehen.
„ Ciao Natasha! Warum hast du es denn heute so eilig? Möchtest du dich nicht setzen?“
Musste Luigi denn so brüllen? Verstohlen blickte Natasha sich um. Natürlich hatte Dante ihren Namen gehört und seine Zeitung sinken lassen.
„Weißt du, Luigi, ich habe heute schrecklich viel zu tun und …“
„Unsinn! Sieh mal, der nette junge Mann dort rückt dir schon den Stuhl zurecht.“
Luigi zeigte auf Dante. Es hatte tatsächlich den Anschein, als wollte er
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