Julia Extra Band 0302
dich über alles, Dante. Und ich liebe Geschichten mit einem Happy End.“
–ENDE–
Amanda Browning
Geheimnisse des Herzens
1. KAPITEL
Die Welt verändert sich manchmal in einem einzigen Augenblick. Noch einen Moment zuvor ist das Leben so, wie man es geplant hat, und plötzlich liegt die gesamte Zukunft in Trümmern. So ging es Aimi Carteret an diesem denkwürdigen Sommerabend, und es war bereits das zweite Mal, dass ihr Leben in seinen Grundfesten erschüttert wurde.
Sie saß an dem langen Esstisch im Haus von Michael und Simone Berkeley und genoss das unterhaltsame Wortgeplänkel. Neben ihr saß Nick, der Sohn der Gastgeber, ein herzlicher Mann voller Wärme und Freundlichkeit. Er war ein bekannter Chirurg und führte damit eine lange Familientradition fort. Aimi gegenüber saßen Nicks Schwester Paula und ihr Mann, James Carmichael.
Seit einem halben Jahr arbeitete Aimi als Nicks persönliche Assistentin. Nicht nur als Arzt war er sehr gefragt, sondern auch als Autor und kompetenter Interviewpartner in den Medien. Zudem hatte er jetzt begonnen, die Familiengeschichte der Berkeleys aufzuschreiben.
Nachdem Aimis Leben vor neun Jahren vollkommen aus der Bahn geraten war, hatte sie sich entschlossen, Geschichte zu studieren. Doch es war schwierig, eine Anstellung zu finden. Deshalb hatte sie sich alle Fähigkeiten angeeignet, die eine Privatsekretärin benötigt, und arbeitete jetzt für eine erstklassige Agentur, die sie an Kunden vermittelte. Die Arbeit für Nick brachte es mit sich, dass sie ihre Grundkenntnisse in Geschichte verwenden und ihm bei den Recherchen helfen konnte. Endlich hatte sie eine Nische gefunden, die ihr eine persönliche Befriedigung verschaffte.
Wenn ihre alten Freunde sie so sehen könnten, sie würden sie nicht wiedererkennen, dachte Aimi. Sie hatte sich angewöhnt, schlicht und zurückhaltend aufzutreten. Früher dagegen hatte sie ihre großen grünen Augen stets mit Make-up betont, ihr schulterlanges, blondes Haar perfekt frisiert und sich stets nach der neuesten Mode gekleidet.
Die Erinnerung daran, wie hemmungslos sie früher mit Männern geflirtet hatte, schien ihr unendlich weit entfernt. Da sie die Attraktivität ihrer Mutter, einer Schauspielerin, geerbt hatte, war es Aimi nie schwergefallen, Männer für sich einzunehmen. Sie hatte es genossen, doch ernsthaften und tiefer gehenden Beziehungen war sie stets ausgewichen. Ihr Leben war eine einzige Party gewesen. Doch der entsetzliche Schicksalsschlag in Österreich hatte diesem Spaß ein Ende gesetzt. Seither versuchte sie, eine andere Saite ihres Charakters zum Klingen zu bringen: Aimi wollte zuverlässig sein, wertvoll.
Nicks Eltern hatten sie in ihrem Landhaus wie eine Freundin der Familie empfangen, obwohl sie eigentlich nur Nicks Assistentin war. Ursprünglich wollte sie nur die historischen Aufzeichnungen der Familie für das geplante Buch durchsehen, doch Nick schlug vor, sie solle mitkommen und auch die übrigen Familienmitglieder kennenlernen, die sich traditionell in jedem Jahr an diesem Wochenende versammelten.
Während sie nun an dem langen Esstisch saß und den Gesprächen folgte, war sie froh, seiner Einladung gefolgt zu sein. Gerade lachten alle über eine Bemerkung von Paula. Noch ahnte Aimi nicht, dass schon bald ihre Welt zum zweiten Mal aus den Fugen geraten würde.
Die Türglocke läutete. Simone Berkeley sah ihren Mann fragend an. „Wer kann das sein?“, fragte sie.
„Erwartest du jemanden, Mum?“, erkundigte sich Paula im gleichen Atemzug.
Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
Kurz darauf hörten sie Schritte, und alle Anwesenden wandten erwartungsvoll die Köpfe zur Tür. Herein trat ein großer, dunkelhaariger Mann, der angesichts der auf ihn gerichteten Blicke verlegen lächelte.
„Hoffentlich habt ihr mir etwas übrig gelassen“, rief er fröhlich und ließ die Freudenschreie, von denen seine Ankunft begleitet wurde, über sich ergehen.
„Jonas!“
Die Familie umringte den späten Gast und ließ Aimi Zeit, Jonas Berkeley zu betrachten. Sie hatte natürlich von ihm, dem ältesten Sohn, gehört. Er war Eigentümer eines äußerst erfolgreichen Unternehmens und beruflich wie privat ständig weltweit unterwegs. Sein Name wurde regelmäßig in den Zeitungen erwähnt, gelegentlich im Zusammenhang mit der Firma, häufiger allerdings in den Klatschspalten, die ihn auf Fotos an der Seite schöner Frauen zeigten. Niemand in der Familie hatte erwartet, dass er zum jährlichen Treffen erscheinen
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