Julia Extra Band 0302
würde.
Aimi war überrascht, wie sie selbst auf seine Anwesenheit reagierte. Sofort als sie ihn sah, wurde etwas in ihrem Innern vollkommen aufgewühlt. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Das Lachen, mit dem er seine Familie begrüßte, ließ sie erschauern, und das abenteuerlustige Glitzern in seinen aufsehenerregend blauen Augen warf sie aus der Bahn. Niemals zuvor hatte sie derart auf einen fremden Menschen reagiert. Plötzlich war ihr bewusst, dass das Blut in ihren Adern pulsierte und ihr Herz schneller schlug, seit er den Raum betreten hatte. Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb, sie war von seinem Anblick gefesselt.
Aimi war wie elektrisiert. Für einen kurzen Moment traf sein Blick den ihren, ehe Jonas Berkeley das Wort an seine Schwester richtete. Doch diese Sekunde genügte, damit Aimi das Aufblitzen in seinen Augen erkannte. Erschrocken wandte sie sich ab.
O mein Gott, dachte sie wie betäubt. Was war das denn? Eine dumme Frage, Aimi, schimpfte sie mit sich selbst, du weißt es genau. Sie begehrte ihn, und diese Erkenntnis ließ sie am ganzen Körper erzittern. Die intensive Reaktion auf einen Mann war das Letzte, was sie jetzt und hier erwartet hatte. Schließlich arbeitete sie hart daran, jene Seite ihres Wesens zu verdrängen. Diese Schwäche ihres Charakters wollte sie auf keinen Fall wieder zum Vorschein kommen lassen. Kein Mann hatte es bisher geschafft, sie die Kontrolle über sich selbst verlieren zu lassen.
Bis zu diesem Moment. Ohne ein Wort war es ihm gelungen, ihre Abwehr zu durchbrechen und Gefühle in ihr zu wecken, die sie schon lange nicht mehr zulassen wollte. Sie zwang sich, ruhiger zu werden. Es musste ihr gelingen, zumindest äußerlich gelassen zu wirken, auch wenn in ihrem Innern ein Sturm der Gefühle tobte.
Eine sanfte Berührung am Arm riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickte auf und sah Nick neben sich.
„Willst du meinen Bruder begrüßen? Ich bin sicher, er möchte dich gern kennenlernen“, lud Nick sie ein, und Aimis Herz setzte einen Augenblick lang aus, als sie sich vorstellte, dass sie gleich erneut in diese unglaublichen Augen schauen sollte. Doch ein Teil von ihr konnte es nicht erwarten – sie musste wissen, ob die Faszination, die sie im ersten Moment gespürt hatte, Wirklichkeit war. Daher lächelte sie, als sei sie vollkommen entspannt, und stand auf.
Während Aimi auf Jonas Berkeley zuging, umfing sie eine eigenartige Stimmung. Es war, als wittere sie Gefahr. Doch der Wunsch, diesem Mann gegenüberzustehen, war stärker. Als ihre Blicke sich trafen, schien die Luft zwischen ihnen wieder wie elektrisch geladen. Die Spannung nahm ihr den Atem.
Natürlich spürte Nick nichts davon. Völlig ungerührt stellte er sie einander vor. „Aimi, dieser kräftige Kerl ist mein Bruder Jonas. Groß, attraktiv und abscheulich reich. Sei gewarnt: Er ist ein Casanova. Und diese junge Frau ist meine unentbehrliche Assistentin, Aimi.“
Als Jonas sie anlächelte, blitzten seine makellos weißen Zähne. Er streckte seine Hand aus und sagte: „Hallo, Nicks unentbehrliche Assistentin. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Sie war überrascht, dass er eine so ruhige, angenehme Stimme hatte. Aimi atmete tief durch. Es war ihr unmöglich, sich seiner Ausstrahlung zu entziehen. Ein kurzes Zögern, ehe sie seine Hand ergriff und sich bemühte, kühl zu wirken.
„Ganz meinerseits“, entgegnete sie höflich und war erleichtert, dass ihre Stimme vollkommen normal klang. „Nick hat mir viel von Ihnen erzählt.“ Das stimmte. Nur hatte Nick niemals erwähnt, was für ein charismatischer Mann sein Bruder war. Gutes Aussehen bei Männern wusste sie durchaus zu schätzen, doch normalerweise ließ sie sich nicht davon blenden. Heute allerdings hatte sie die Situation überhaupt nicht im Griff, und das ärgerte sie.
Jonas musterte ihr förmliches Kostüm, das sie trotz der Sommerhitze trug. „Wie lange arbeiten Sie schon für Nick?“, fragte er interessiert.
„Seit ungefähr sechs Monaten“, antwortete Nick und lächelte Aimi an. „Ich versichere dir, mit einer Assistentin wie Aimi könnte jeder erfolgreich sein.“
Sein Bruder sah von einem zum anderen. „Tatsächlich? Enthülle ich hier etwa gerade eine Beziehung, die über das Berufliche hinausgeht?“
Das war keine harmlose Frage, vermutete Aimi. Jonas wollte wirklich wissen, wie Aimi und Nick zueinander standen.
Nick lachte und schüttelte den Kopf. „Nicht, was du denkst. Aimi sorgt dafür, dass das Chaos
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