Julia Extra Band 0302
war es schwierig, die ablehnende Haltung aufrechtzuerhalten. Doch sie schaffte es. „Haben deine Eltern dir auch beigebracht, so unverschämt zu sein?“, fragte sie höflich.
Er lachte heiser. „Nein, das konnte ich schon.“
Jonas stand ihr in nichts nach, musste sie gereizt feststellen. „Das glaube ich gern.“
„Du machst das sehr gut“, lobte Jonas bewundernd, und Aimi sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
„Was?“, fragte sie verwirrt.
„Die Art, wie du mich zurückweist“, erklärte er, und sie lachte.
„Das liegt daran, dass es mir leichtfällt, dich zurückzuweisen“, entgegnete sie mit fester Stimme.
Jonas hielt inne und blieb auf der letzten Treppenstufe stehen. Er drehte sie zu sich, sodass sie seinem Blick nicht ausweichen konnte. „Obwohl du mich begehrst, Aimi?“, fragte er und sah sie herausfordernd an.
Es war zwecklos zu leugnen, denn dieser Mann war kein Narr. Er kannte die Frauen zu gut.
„Ich werde mich nicht auf dich einlassen, Jonas.“
Wissend schüttelte er den Kopf und schien höchst zufrieden. „Das wird dir nicht gelingen. Aber es wird unsere Affäre noch spannender machen. Ich freue mich darauf.“
Warnend sah sie ihn an. „Hör mir zu, Jonas Berkeley …“
Sein Lächeln hätte einen eisigen Wintertag erwärmen können. „Du bist so schön, wenn du wütend bist.“
Voller Zorn stampfte Aimi mit dem Fuß auf. „Lass das jetzt!“
„Selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht lassen. Ich bin dir verfallen, Aimi Carteret.“
Angesichts dieser Erklärung verrauchte Aimis Zorn. Wie betäubt schüttelte sie den Kopf. „Interessiert dich gar nicht, was ich möchte?“
„Das ist das Schöne daran. Wir wollen beide das Gleiche. Also, warum akzeptierst du es nicht endlich? Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.“
Er war so charmant und überzeugend – kein Wunder, dass die Frauen ihm scharenweise zu Füßen lagen. Und gerade deshalb verlangte ihr Stolz, dass sie ihm widerstand.
„Du bist der dickköpfigste Mann, den ich jemals getroffen habe!“
„Du wirst deine Meinung ändern, wenn du mich erst besser kennst.“
„Ich kenne dich gut genug“, widersprach Aimi kurz und atmete erleichtert auf, als sie endlich das Esszimmer betraten. Zielstrebig setzte sie sich neben Paula und begann, mit ihr zu plaudern. Ihr ganzer Körper war in Aufruhr, und sie musste sich zwingen, ruhig zu atmen. Sie war bestürzt, dass ihre Abwehr sie in den letzten Tagen derartig im Stich gelassen hatte.
Unglücklicherweise war Jonas seit Nicks Abwesenheit ihr Tischnachbar. Doch sie entdeckte, dass seine Art der Konversation charmant und witzig war und sich jeder in seiner Gegenwart entspannte und wohlfühlte. Während des köstlichen Mahls musste Aimi einräumen, wenn auch widerwillig, dass es vieles gab, was Jonas Berkeley sympathisch machte – wenn man die Tatsache ignorierte, dass er ein Casanova war.
Wie üblich nahm die Gesellschaft den Kaffee auf der Terrasse ein. Aimi war so tief in ein Gespräch mit Simone über die Geschichte der Familie versunken, dass sie Jonas für einen Moment vergaß – bis er sie ansprach.
„Du solltest Aimi die Familienbibel zeigen“, schlug er seiner Mutter vor. „Ich denke, das würde sie interessieren. Die Bibel ist mindestens hundert Jahre alt“, erklärte er Aimi.
„Möchten Sie sie sehen?“, fragte Simone, und Aimi nickte.
„Gern. In unserer Familie gibt es so etwas Besonderes nicht.“
Simone wandte sich an ihren Sohn. „Würdest du Aimi in die Bibliothek begleiten? Du weißt doch, in welchem Regal die Bibel steht.“
„Nichts lieber als das“, antwortete er lächelnd, stand auf und sah Aimi erwartungsvoll an.
Diese Wendung war nun wirklich nicht in ihrem Sinne, als sie das Angebot, die Bibel anzuschauen, angenommen hatte. Doch sie konnte sich schlecht aus der Affäre ziehen, daher erhob sie sich und folgte Jonas in die Bibliothek. Es schien verrückt, doch alle schienen sich verschworen zu haben, Jonas und sie zusammenzubringen. Ihr Puls raste, während sie daran dachte, was sie erwartete. Sie sehnte sich danach – und wollte dieses Gefühl dennoch nicht zulassen.
In der Bibliothek war es kaum kühler als im Rest des Hauses, obwohl sie auf der schattigen Nordseite lag. Jonas öffnete die bodentiefen Fensterflügel. Es dämmerte bereits, und so schaltete er eine der Leselampen an, die den Raum in ein golden schimmerndes Licht tauchte.
Obwohl die Bibliothek groß war, schien Jonas’ Gegenwart den Raum
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