Julia Extra Band 0302
Pfirsich“, murmelte er und stützte sich auf einen Ellbogen, um ihre Haut mit den Lippen zu streicheln.
Obwohl es ihr einen beinahe körperlichen Schmerz verursachte, hielt Aimi Abstand. „Hör auf“, befahl sie und wusste, dass sie gehen sollte. Doch Jonas hatte andere Vorstellungen.
„Ich soll aufhören?“, fragte er zweifelnd und lachte, ehe er eine Spur von erregenden Küssen von ihrem Rücken bis zu ihrer Schulter und weiter bis in ihre Halsgrube zog.
Sie war zu schwach, um ihm zu widerstehen, streckte sich seiner Berührung entgegen, unfähig, aufzustehen und ihn zu verlassen. Mit der freien Hand berührte er sanft ihr Gesicht und bedeckte ihre Lippen mit einem lang anhaltenden Kuss.
„Ich möchte das nicht“, versuchte sie erneut, ihm zu entfliehen. Doch als er sie wieder und wieder küsste, schloss sie einfach die Augen.
Jonas lachte in sich hinein. „Davon bin ich überzeugt.“
Aimi seufzte auf. „Wir können nicht hierbleiben. Also hör bitte auf.“
„Ich kann nicht“, flüsterte er und fuhr mit den Lippen an ihrem Hals hinauf. „Du musst mich schon stoppen.“
Als er wieder ihre Lippen erreicht hatte, öffnete sie die Augen, und als sie ihn ansah, waren all ihre Zweifel verflogen. Nein, sie wollte nicht, dass er aufhörte. Voller Zärtlichkeit legte sie eine Hand auf seine Brust und spürte seinen beständigen Herzschlag unter ihrer Handfläche. Der Stimme, die sie zur Vernunft bringen wollte, schenkte sie keine Beachtung, sie konnte Jonas nur anlächeln. Mit einem befreiten Lachen ließ er sich ins Gras zurücksinken und zog sie mit sich. Keiner von ihnen hörte die Eule, die sich noch einmal mit einem lauten Ruf in die Lüfte schwang.
Eine Stunde später löste sich Aimi vorsichtig aus Jonas’ Arm und stand auf. Sie sammelte ihre Kleider ein und zog sie hastig an. Alles war still, als sei nicht gerade etwas unendlich Wichtiges geschehen. Noch einmal drehte sie sich um, betrachtete den schlafenden Jonas, und ihr wurde warm ums Herz. Er sah verletzlicher aus im Schlaf, und allein ihn zu betrachten, löste in ihr einen Trommelwirbel der Gefühle aus. Ihn zu lieben, schien ihr die beste Erfahrung ihres Lebens. Er war ein brillanter Liebhaber, aber noch mehr als das. Seine Nähe zu spüren, hatte ihr das Gefühl gegeben, Teil eines großen Ganzen zu sein. Sie fühlte sich unendlich lebendig.
Doch ein plötzliches Erinnern nahm dem Augenblick seine Schönheit. Sie dachte daran, wie sie mit ihrer besten Freundin Lori gelacht hatte. In jenem letzten Winter, an einem sonnigen Tag auf der Skipiste. Damals hatten sie beide ihr Leben in vollen Zügen genossen. Doch Lori würde das niemals wieder können. Bei diesem Gedanken ballte Aimi die Hand zur Faust, ihre Fingernägel gruben sich in die Handfläche. Mit welchem Recht fühlte sie sich so lebendig, während ihre Freundin, der beste Mensch, den sie jemals gekannt hatte, tot war? Nur weil ein Mann in ihr Leben getreten war und ihr gezeigt hatte, wie wundervoll Sex mit ihm war? Das war kein ausreichender Grund. Nichts würde jemals Grund genug sein.
Aimi wusste nicht, wie es weitergehen sollte, nachdem sie die Grenze überschritten hatte und der Versuchung erlegen war. Hier konnte sie nicht länger bleiben, wenn sie ernsthaft über alles nachdenken wollte, denn Jonas konnte jeden Moment aufwachen. Daher schlich sie sich leise davon und kehrte zum Haus zurück.
In ihrem Zimmer angekommen, verriegelte sie zum ersten Mal die Tür. Sie machte kein Licht, sondern ließ sich einfach auf den Bettrand sinken und vergrub den Kopf in den Händen. Nick hatte sie gewarnt, erinnerte sie sich verzweifelt.
„O Nick, sieh, was ich getan habe“, sagte sie laut und stellte sich seinen Gesichtsausdruck vor. All die schönen Worte und ihre Beteuerungen hatten nichts genützt. Sie hatte sich von seinem Bruder verführen lassen.
Was um Himmels Willen sollte sie nun tun? Sie wusste jetzt, wie es war, von ihm geliebt zu werden, und sie würde es niemals vergessen. Dennoch bereute sie es so sehr, schwach geworden zu sein. Warum ausgerechnet Jonas? Warum gerade jetzt? Weil ihre Zuneigung zu ihm größer war als das Gefühl der Schuld. Sie hatte ihn so sehr begehrt, und wenn sie ehrlich war, wusste sie auch jetzt nicht, ob sie ihm widerstehen könnte. Doch eines stand fest: Sie musste es versuchen, denn sie hatte Lori ihr Wort gegeben.
Aimi seufzte und presste eine Hand gegen ihren rebellierenden Magen. Es würde keine Affäre mehr geben. Sie würde dagegen
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