Julia Extra Band 0302
auszufüllen. Aimi spürte die Schwingungen, die zwischen ihnen in der Luft lagen. Jonas war währenddessen zu einem der deckenhohen Regale getreten und zog ein dickes, in Leder gebundenes Buch heraus. Dann legte er es auf ein kleines Tischchen und sah Aimi auffordernd an.
„Schlag es auf“, lud er sie ein und blickte ihr über die Schulter, während sie den kostbaren Band aufblätterte. Sie fühlte seinen männlichen Körper dicht, zu dicht, an ihrem. Aimi bemühte sich, ihre Konzentration auf die Bibel zu lenken, auf deren ersten Seiten die Namen der Familienmitglieder in Kupfer gestochen standen.
„Ist das nicht wunderschön?“, bemerkte Jonas und deutete mit dem Finger auf die Zeilen. Doch die Buchstaben verschwammen vor Aimis Augen, als sie seinen warmen Atem in ihrem Nacken spürte.
„Ich kann es nicht erkennen“, log sie und ihre Stimme klang völlig unwirklich. „Es ist zu klein geschrieben.“
„Hier muss es irgendwo ein Vergrößerungsglas geben“, murmelte er und sah sich suchend um. „Ah, hier ist es.“ Er griff danach, und in der Bewegung berührte seine Wange die ihre. Aimi keuchte, und Jonas bewegte den Kopf gerade so viel, dass er ihr in die Augen sehen konnte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er sanft, doch das Glitzern in seinen Augen verriet ihr, dass er seine Wirkung auf sie genau kalkuliert hatte.
„Alles in Ordnung. Aber wir sollten die anderen nicht länger warten lassen“, gelang ihr eine kühle Antwort, während ihre Lippen unter seinem Blick prickelten.
„Du hast dir die Bibel doch noch gar nicht angesehen“, wandte er ein. Dann fügte er hinzu: „Außerdem willst du noch gar nicht gehen.“
Nein, die frühere Aimi, die das Leben und die Liebe in vollen Zügen ausgekostet hatte, wollte nicht gehen. Doch jene Aimi, die wusste, dass alles im Leben seinen Preis hatte, kämpfte darum, nicht die Kontrolle zu verlieren. Sie musste alle Kraft zusammennehmen, um sich nicht seiner Umarmung hinzugeben. Im letzten Moment, ehe sie sich in seiner Nähe verlor, drehte sie sich zur Seite.
„Ich brauche frische Luft“, sagte sie verzweifelt und erhob sich. Sie ging, und Jonas wollte ihr folgen, doch das Läuten des Telefons hielt ihn zurück. Aimi nahm den direkten Weg durch die geöffneten Fensterflügel nach draußen. Sie fühlte sich wie ein Tier auf der Flucht. Es fiel ihr schwer, nicht zurückzukehren. Was sie begehrte, lag hinter ihr, nicht hier draußen.
Aufgewühlt blickte sie auf das ruhige Wasser des Sees und hoffte, ihren inneren Frieden wiederzufinden. Sie lehnte den Kopf an einen hölzernen Pfahl und schloss die Augen. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie dabei war, den Kampf gegen Jonas zu verlieren. Von dem Moment an, als ihre Blicke sich das erste Mal getroffen hatten, war sie verloren gewesen. Die alte Aimi war durch ihn wieder zum Leben erweckt worden, und sie konnte diesen Teil ihres Ichs nicht länger verleugnen.
Das Geräusch nahender Schritte riss sie aus ihren Gedanken. Aimi sah Jonas auf sie zukommen. Die Luft zwischen ihnen schien zu vibrieren. Ohne nachzudenken, ging sie ihm entgegen. „Du hast mich gesucht“, flüsterte sie.
„Du wusstest, dass ich das tun würde“, gab er heiser zurück. „Es ist wie ein Zwang. Ich will dort sein, wo du bist. Und dir geht es genauso“, sagte er ernst.
Aimi atmete tief durch. „Ach ja?“
Jonas trat auf sie zu. Dann blickte er ihr tief in die Augen. „O ja. Du weißt, dass dein Körper sich danach sehnt, von mir berührt zu werden.“
Sie spürte seinen heißen Atem. „Wie kannst du das behaupten“, hauchte sie, doch gleichzeitig berührte sie ihn sanft, fühlte sein Herz schlagen und die männliche Kraft seines Körpers. Ihr war bewusst, dass sie ihn zurückhalten sollte, doch sie konnte nicht. Sie gab auf und überließ sich ihrem Begehren. Ihr Körper zitterte unter seinem Blick, und sie sah ihn an wie hypnotisiert.
Als er den Kopf senkte, war es, als hielte die Welt den Atem an. Sein Mund fand ihre Lippen, und sie spürte, wie eine Woge der Erregung sie ergriff. Es gab keinen Weg zurück, keine Grenzen, keine Zurückhaltung. Seine Küsse waren wild und verlangend, und beide verloren vollkommen die Kontrolle. Sie ließen sich einfach vom Strom des Begehrens mitreißen. Nachdem die erste Welle der Erregung abebbte, lösten sie sich atemlos und ungläubig voneinander.
„O Gott!“, stöhnte Aimi zärtlich und lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Ich hatte vergessen, wie wunderschön es
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