Julia Extra Band 0302
ankämpfen. Sie war stark genug. Es war ein Fehler gewesen, doch solange sie an sich selbst glaubte, würde sie ihn nicht wiederholen. Und langsam spürte Aimi, wie sich ihre Nerven beruhigten.
Sie sammelte all ihre Energie, duschte und zog ihr Nachthemd an. Die Hitze war in dieser Nacht noch unerträglicher als zuvor, nicht ein Windhauch schien durch die geöffneten Fenster zu kommen. Aimi wälzte sich im Bett hin und her, wohl wissend, dass nicht nur die Wärme sie am Einschlafen hinderte. Und auch der Schlaf, den sie schließlich fand, brachte ihr keine Erholung.
Am nächsten Morgen schlüpfte Aimi wieder in ihren vertrauten Dress aus Bluse und Rock und steckte sorgfältig ihr Haar auf. Sie musste neue Haarnadeln nehmen und erinnerte sich widerwillig daran, dass Jonas ihr in der vergangenen Nacht das Haar gelöst hatte. Glücklicherweise befanden sich genug Nadeln in ihrer Kosmetiktasche, denn um nichts auf der Welt wäre sie zu ihrem gemeinsamen Platz zurückgegangen. Die Erinnerung an jene Nacht war auch so lebendig genug.
Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel fühlte Aimi sich stark genug, sich den Herausforderungen des Tages zu stellen. Sie ging die Treppe hinunter, doch im Erdgeschoss war alles still. Obwohl es noch so früh war, hatte das Hausmädchen bereits Fenster und Türen weit geöffnet. Aimi trat hinaus auf die Terrasse und genoss die Aussicht auf den See und das Zwitschern der Vögel. Sie setzte sich auf den kleinen Mauervorsprung und beobachtete die Stare und Amseln, bis sie spürte, dass sie nicht mehr allein war.
Sie drehte sich um, wohl wissend, wer hinter ihr stand. Und wirklich, Jonas lehnte in der Tür und betrachtete sie gedankenverloren. Ihre Blicke trafen sich kurz, und sie wusste, dass er hoffte, in ihren Augen die Antwort auf seine Frage zu finden. Es schien ihm nicht zu gelingen, und so trat er näher. Aimi drehte sich um und sah wieder hinaus in den Garten. Er sollte nicht den kleinsten Hinweis darauf erhaschen, wie sehr sie sich freute, ihn zu sehen.
„Wo warst du heute Nacht plötzlich?“, fragte er und schlang die Arme um ihre Hüften. Unwillkürlich versuchte sie, sich von ihm zu befreien, doch er hielt lässig stand. „Ich habe dich vermisst“, flüsterte er und küsste ihre Halsbeuge.
Aimi fühlte, wie ihr Körper auf seine Berührung reagierte, und kämpfte gegen den Drang, ihm nachzugeben.
„Ich war müde und bin schlafen gegangen“, erklärte sie kühl.
Jonas drehte sie zu sich herum, und sie sah die tiefe Falte zwischen seinen Augen. „Was ist los mit dir?“
Sie hob die Augenbrauen. „Warum? Was soll los sein?“, gab sie spöttisch zurück.
„Weich mir nicht aus“, sagte er. „Vergangene Nacht warst du warm und leidenschaftlich. Und jetzt …“
„Bin ich zur Normalität zurückgekehrt“, betonte sie mit schwachem Lächeln. „Was hast du erwartet?“
Irritiert trat er einen Schritt zurück. „Das jedenfalls nicht.“
Irgendwie schaffte Aimi es, amüsiert zu wirken. „Dachtest du, dass du mich nicht mehr loswirst, nur weil du meinen Widerstand einmal gebrochen hast?“
Es war deutlich, dass Jonas ihr Ton nicht gefiel. „Eigentlich habe ich angenommen, dass du gern den Tag mit mir verbringen möchtest.“
Aimi zuckte die Achseln und beschloss, gelangweilt zu wirken, um ihn auf Abstand zu halten. „Ich bin hier, um zu arbeiten. Außerdem, was willst du jetzt noch von mir? Du hast mich gehabt, jetzt kannst du mich auf deiner Liste eintragen.“
Einen Moment lang schien es, als habe sie Jonas aus der Fassung gebracht. Doch er verbarg seine Gefühle hinter einer finsteren Miene. „Worüber sprichst du?“
Wieder zuckte sie die Achseln, als sei sie genervt, doch in Wirklichkeit war sie vollkommen aufgewühlt. Sie hasste es, ihm etwas vorspielen zu müssen. Doch es musste sein. „Du hast mich gesehen, du wolltest mich erobern, es ist dir gelungen“, zählte sie auf. „Und das war’s.“
Verständnislos runzelte er die Stirn. „Warum bist du so abweisend heute Morgen?“
„Das ist dir wohl noch nie passiert?“, fragte sie, und er lächelte reumütig.
„Selten. Und gerade bei dir hatte ich es nicht erwartet.“
Sie hob das Kinn. „Warum? Weil ich es dir zu leicht gemacht habe?“, fauchte sie, und sein Gesicht verdüsterte sich erneut.
„Glaubst du das im Ernst? Dass du es mir leicht gemacht hast?“, fragte Jonas erstaunt. Sie wich seinem Blick aus, die Situation schien ihr zu entgleiten.
„Es spielt keine Rolle.
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