Julia Extra Band 0302
nahm seinen Blick gar nicht wahr, sie dachte darüber nach, was er gesagt hatte. „Hast du ‚uns‘ gesagt?“, wollte sie wissen, während sie das Wasser abdrehte und sich in das flauschige Badelaken hüllte.
Angesichts ihres kritischen Tonfalls hob er die Augenbrauen. „Hast du etwas dagegen? Soweit ich weiß, hat sie versucht, dich zu erreichen, doch du warst nicht zu Hause. Dann hat sie Nick angerufen, und er sagte ihr, sie solle mit mir sprechen.“
Aimis Herz sank. Sie trat aus der Dusche und sagte verärgert: „O nein! Wie konnte er nur?“
Jonas ließ den Rasierer sinken und drehte sich langsam zu ihr um. „Warum sollte er nicht?“
„Weil Paula nicht dumm ist. Sie kann sich jetzt ausrechnen, dass wir beide ein Paar sind“, erklärte Aimi frustriert und verstummte, als sie den seltsamen Ausdruck in Jonas’ Augen sah. Eigentlich hatte sie die Affäre vor den anderen Familienmitgliedern verheimlichen wollen. Wenn alle davon wussten, bekam ihre Beziehung mehr Gewicht, und dann konnte sie die Wirklichkeit nicht mehr länger ignorieren.
„Ist es dir peinlich, mit mir zusammen zu sein, Aimi?“, fragte er sie in einem befremdlichen Ton, und zu spät wurde ihr klar, wie ihre Bemerkung auf ihn wirken musste.
„Nein, nein! Das ist es nicht!“, widersprach Aimi eilig. Sie ging auf ihn zu und berührte ihn sanft am Arm. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie für ihre Beziehung einen sehr hohen persönlichen Preis bezahlte? Sie hatte Lori gegenüber ihr Wort gebrochen und wusste, dass ihre schlaflosen Nächte daher rührten. Es würde für sie nicht einfacher werden, wenn ihre Beziehung offiziell wäre. „Ich hatte mir gewünscht, dass es unser Geheimnis bleibt.“
Ungläubig sah er sie an. „Nun, Nick weiß davon, und das scheint dich nicht zu überraschen. Also musst du es ihm selbst erzählt haben“, kombinierte er und sie seufzte.
„Ich habe es ihm nicht erzählt, er ist von alleine draufgekommen. Er hatte mich vor dir gewarnt, und als du mir die Rose ins Büro geschickt hast, habe ich alles versucht, ihn zu überzeugen, sie sei nicht von dir“, erklärte Aimi hastig.
Jonas wusch sein Rasierzeug aus und schloss sie in die Arme. „Du hast vermutlich recht, was Paula betrifft. Sie wird sich ihren Teil denken, das bedeutet, die Katze ist aus dem Sack. Jetzt hast du zwei Möglichkeiten: Entweder bleibst du allein zu Hause, oder du stellst dich der Sache. Was also hast du vor?“
Schnell siegte die Vernunft. Aimi hatte zwar nicht gewollt, dass Paula von ihrer Beziehung erfuhr, doch nun war es sowieso zu spät. Kein Grund also, sich länger zu verstecken. „Wann sind wir eingeladen, und welches Kleid soll ich anziehen?“, fragte sie daher einlenkend.
Sofort erschien wieder Jonas’ verwegenes Lächeln auf seinem Gesicht. „Am Samstag um halb neun. Ich war selbst noch nicht in diesem Restaurant, aber so, wie ich Paula kenne, wird es sehr exklusiv und teuer sein. Ein Abendkleid ist also bestimmt angemessen.“
Aimi lächelte ihn an, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn innig. „Ich werde mir in der Mittagspause ein schönes Kleid kaufen“, versprach sie und wand sich aus seiner Umarmung, ehe er sie davon abhalten konnte. Lachend rannte sie ins Schlafzimmer.
Doch als sie auf dem Bett saß und ihr Haar trocknete, verblasste ihre fröhliche Miene. Plötzlich fühlte sie sich, als habe sich ein Schatten über ihre glückliche Zweisamkeit gelegt. Tief in ihrem Inneren wuchs die Angst, dass etwas Schlimmes auf sie zukam.
Am Samstag nahm sich Aimi viel Zeit, um sich für den Abend zurechtzumachen. Sie streifte das neue Kleid über und wählte elegante Riemchensandalen in der Farbe ihrer Handtasche. Das dunkle Blau des Kleides brachte ihr blondes Haar perfekt zur Geltung, das offen über ihre Schultern fiel.
Prüfend betrachtete sie sich noch einmal im Spiegel und war zufrieden. Mehr noch: Sie strahlte Glück und Ausgeglichenheit aus, und das verdankte sie Jonas. Tatsächlich war sie meistens fröhlich, seit sie ihn kannte. Doch sobald er fort war und sie nicht beschützen konnte, gewannen die Albträume wieder ihre alte Macht über sie.
Ein Blick auf ihre kleine goldene Armbanduhr sagte ihr, dass Jonas jeden Moment kommen würde. Und tatsächlich läutete in diesem Moment die Türglocke. Nervös strich sie ihr Kleid über den Hüften glatt und öffnete. Ihre Unruhe legte sich augenblicklich, als sie Jonas in seinem dunklen Anzug vor sich sah. Er sah atemberaubend aus,
Weitere Kostenlose Bücher