Julia Extra Band 0302
Jonas war alles anders. Auch wenn ihre Beziehung nicht ihr ganzes Leben halten würde, er gab ihr das Gefühl von Sicherheit. Sie vertraute ihm, obwohl sie seinen Ruf kannte. Warum das so war, darüber konnte sie nachdenken, wenn sie Zeit hatte.
8. KAPITEL
Die kommenden Wochen verbrachte Aimi wie im Traum. Sie fragte sich nicht, was sie eigentlich hier tat, sondern lebte nur für den Augenblick. Wann immer sich ihre Vernunft meldete, kämpfte sie dagegen an, um ja keine Zweifel aufkommen zu lassen. Doch auch wenn sie die wachsende Beziehung zu Jonas genoss, konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, in einem Kartenhaus zu leben, das jeden Moment einzubrechen drohte.
Sie hatte sich vorgestellt, dass Jonas jeden Abend ausgehen wollte, um in allen wichtigen Restaurants und Bars gesehen zu werden, doch das Gegenteil war der Fall. Natürlich gingen sie gelegentlich aus, doch viel häufiger trafen sie sich zum Essen in ihrer Wohnung oder in seinem Haus und kosteten es aus, Zeit miteinander zu verbringen. An den Wochenenden fuhren sie in seinem Auto aufs Land und entdeckten verwunschene kleine Hotels, in denen sie übernachteten. Von dort aus starteten sie voller Muße zu langen Wanderungen durch die traumhafte Landschaft.
Manchmal konnte Aimi ihr Glück kaum fassen, denn sie fühlte sich so wohl wie noch nie in ihrem Leben. Was konnte sie gegen ihre Gefühle tun, wenn es so wunderschön war, mit Jonas zusammen zu sein? Sie entdeckte, dass sie in seiner Gegenwart vollkommen entspannt war. Es war förmlich eine Befreiung, ganz sie selbst sein zu dürfen, und sie würde Jonas immer dankbar sein, dass er ihr dieses Lebensgefühl zurückgegeben hatte.
An anderen Tagen allerdings konnte sie sich selbst kaum in die Augen schauen, wenn sie sich im Spiegel sah. In solchen Nächten kamen die Albträume zurück, und sie erwachte am Morgen wie gerädert. Dann kostete sie es unendlich viel Mühe, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Jonas sprach das Thema niemals wieder an, doch sie wusste, dass er sie durchschaute. Er wartete darauf, dass sie den ersten Schritt unternahm, doch das würde sie niemals tun. Aimi hoffte stets, dass sich ihre Verfassung wieder besserte, doch die dunklen Tage und Nächte holten sie in immer kürzeren Abständen ein.
Aber jetzt, den Kopf an Jonas’ Schulter gekuschelt, dachte sie nicht an die Vergangenheit. Sie lagen in seinem Bett und konnten die Vögel sehen, die in den Bäumen hin und her flogen. Aimi lauschte seinem gleichmäßigen Atem und wartete darauf, dass er erwachte. Es versprach wieder ein heißer Sommertag zu werden, doch die Hitzewelle, die lähmend auf dem ganzen Land gelegen hatte, war von Gewittern vertrieben worden, sodass die Temperaturen jetzt auf ein erträgliches Maß gesunken waren.
Jonas tat einen tiefen Atemzug, und sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. Als Aimi seinen verschlafenen Blick erheischte, lächelte sie gerührt. „Guten Morgen“, flüsterte sie liebevoll.
Jonas fuhr sich mit der Hand durch das wuschelige Haar und seufzte. „Wie spät ist es?“
„Kurz nach halb zehn“, informierte sie ihn nach einem kurzen Blick auf die Uhr, die auf seinem Nachttisch stand.
„So spät? Warum hast du mich nicht geweckt?“, schimpfte er, doch Aimi schüttelte ungerührt den Kopf.
„Ich liebe es, dich im Schlaf zu betrachten“, gab sie zu und er verzog die Mundwinkel zu einem erstaunten Lächeln.
„Tust du das regelmäßig?“, fragte er, während er sich auf die Seite drehte und mit der Hand sanft über die Kurven ihres Rückens bis zur Hüfte fuhr.
Seine Berührung erregte sie, und sie stöhnte genussvoll auf. „Nein, nur hin und wieder.“
„Nun, beim nächsten Mal weckst du mich. Dann haben wir mehr Zeit füreinander“, schlug er vor und legte sanft seine Lippen auf ihren Mund. Er küsste sie langsam und sinnlich. Doch es blieb nicht bei diesem Kuss, und so dauerte es lange, bis sie wieder fähig waren, einen klaren Gedanken zu fassen. Später gingen sie gemeinsam ins Bad. Während Aimi duschte, nutzte Jonas die Zeit, um sich zu rasieren. Sie summte vor sich hin und spülte die Seife von ihrer Haut, als sie realisierte, dass er mit ihr sprach. Neugierig öffnete sie die Duschtür einen Spalt weit.
„Was hast du gesagt?“
Jonas sah sie durch den Spiegel an. „Paula hat mich gestern angerufen und uns für heute zum Dinner eingeladen. Ich wollte es dir gestern Abend schon sagen, aber wir wurden abgelenkt“, bemerkte er mit schelmischem Lächeln.
Doch Aimi
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