Julia Extra Band 0302
Aimi. „Was war das denn?“
Aimi runzelte die Stirn. „Ich habe keine Ahnung.“
„Ich weiß, dass er verstimmt war, weil Jonas und du so lange verschwunden wart. Ist es sehr indiskret zu fragen, was Ihr gemacht habt?“ Auf Paulas Gesicht spiegelten sich Neugier und Verlegenheit.
Aimi musste lachen, während James seine Frau rügte. „Also wirklich, Paula!“
„Kein Problem“, beruhigte Aimi ihn. „Wir haben meine Mutter getroffen.“
Paula war vollkommen irritiert. Das hatte sie nicht erwartet. „Deine Mutter?“
Nun musste Aimi ihr reinen Wein einschenken. „Marsha Delmont ist meine Mutter“, gab sie zu, und Paulas Gesichtszüge erstarrten.
„O mein Gott! Wirklich?“ Sie schlug die Hände vor das Gesicht.
Aimi lächelte. „Sie wird sich freuen, dass sie einen weiteren Fan hat.“
„Ich finde sie wirklich wundervoll“, beteuerte Paula ernsthaft. „So, und jetzt erzähl schon! Wie ist es, als Tochter einer Leinwandgöttin aufzuwachsen?“
Also verbrachte Aimi die nächsten Minuten damit, einige lustige Episoden aus ihrer Kindheit zu erzählen, bis die Männer zurückkamen.
Als Jonas sich neben sie setzte, blickte sie ihn fragend an. „Worüber habt ihr gestritten?“
„Mein Bruder hatte das Bedürfnis, mir zu erzählen, was er mit mir anstellen wird, wenn ich dich unglücklich mache“, erklärte Jonas ihr mit einem kleinen Lächeln.
Aimi holte tief Luft. „Du hast ihm hoffentlich geantwortet, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern“, schimpfte sie. Arbeitgeber oder nicht, er hatte kein Recht, sich in ihr Privatleben einzumischen.
„Nein, ich habe ihm gesagt, wenn ich dir jemals ein Haar krümmen sollte, hat er freie Hand.“
Entgeistert starrte Aimi ihn an. „Wirklich?“
Jonas nickte. „Ja. Mir ist klar geworden, dass ich dich niemals verletzen will. Für mich bist du der wichtigste Mensch in meinem Leben. Die Wahrheit ist, ich liebe dich, Aimi Carteret.“
9. KAPITEL
Es begann wie immer: Ihr ganzer Körper spürte die Erschütterung. Dann kam der furchtbare Moment, in dem sie sich umdrehte und die riesige Schneewolke entdeckte, die sich ins Tal wälzte. Sie konnte sich nicht bewegen, sosehr sie sich auch anstrengte. Ihr Herz schlug wie wild, und als es fast zu zerspringen drohte, kam das nächste Bild: Sie hatte sich zwischen den Bäumen in Sicherheit gebracht und musste mit ansehen, wie Lori den falschen Weg wählte. Sie schrie ihr zu, sie solle zu ihr kommen und sich beeilen. Beeil dich! Doch der tosende Lärm der Lawine übertönte ihr Rufen. Sie konnte nichts mehr tun und sah zu, wie Lori von den Schneemassen erfasst und wie eine Puppe herumgeschleudert wurde, ehe sie verschwand. Dann wich der Lärm einer gespenstischen Stille. Und dort, wo Lori gestanden hatte, waren nur noch riesige Schneehaufen und Geröll. Voller Entsetzen wurde ihr klar, dass ihre Freundin mitgerissen worden war. Für immer fort. Sie schrie auf.
Nein! Nein!
„Nein!“
Aimi versuchte verzweifelt, sich einen Weg durch den Schnee zu erkämpfen, doch sie kam nicht vorwärts, eine dunkle Macht hielt sie fest. Aimi ruderte wie wild mit Armen und Beinen, bis sie plötzlich eine Stimme hörte.
„Wach auf, Aimi, wach auf! Beruhige dich.“
Ganz langsam verwandelte sich der Schnee, der sie in seinen Fängen hielt, in die starken, muskulösen Arme eines Mannes, und auch die Stimme kam ihr seltsam bekannt vor. Zitternd glitt sie aus dem Traum in die Wirklichkeit und sah in ein vertrautes Gesicht.
„Jonas?“
Er nickte, zog sie noch fester an sich und strich tröstend mit der Hand über ihren Rücken. „Ich bin hier. Ich halte dich.“
Erst jetzt realisierte sie, dass sie im Bett saß, Jonas neben ihr hockte und sie in seinen Armen hielt. „Was ist passiert?“ Ihre Stimme klang seltsam, ihr Hals war wie zugeschnürt.
Jonas spürte, dass sein Herzschlag sich beruhigte. „Du bist schreiend aufgewacht. Als ich versucht habe, dich festzuhalten, hast du um dich geschlagen. Du musst schlecht geträumt haben.“
Aimi schloss die Augen. Schon wieder hatte dieser Albtraum sie gequält. Sie ahnte, warum er jetzt zurückgekehrt war. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
Jonas küsste sie auf die Schläfe. „Ich mache mir mehr Sorgen um dich als um meinen Schlaf. Was für ein Traum war das?“
„Ich kann mich nicht genau erinnern. Er war so durcheinander und nebulös.“ Wieder log sie, doch noch nie hatte sie jemandem von diesem Traum erzählt. Sie musste allein damit
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