Julia Extra Band 0302
daran musste sie sich immer wieder erinnern.
Sie konnte nur hoffen, dass sie auch bei diesem Entschluss bleiben würde.
Erwartungsvoll schlenderte Nikos den Flur entlang. Er war verstimmt gewesen, als er bei einem Drink vor dem Essen erfahren hatte, dass Ann wegen Migräne in ihrem Zimmer bleiben würde. Verdammt – offensichtlich nahm sie seinen Wunsch nach Diskretion tatsächlich ernst. Hätte er dies früher gewusst, wäre er längst zu ihr gegangen. So musste er ohne sie das Abendessen überstehen, bis er vorgab, noch arbeiten zu müssen, stattdessen jedoch zu Anns Zimmer ging.
Kurz klopfte er an, dann öffnete er die Tür, begierig darauf, sie zu sehen, da ihm das Zusammensein mit ihr im Strandhaus schon eine Ewigkeit her schien.
Sie saß auf ihrem Bett. Offenbar hatte sie schon auf ihn gewartet, denn sie schien nur gelangweilt in einem Magazin zu blättern.
Doch als er eintrat, sah sie ihn entgeistert an und verfolgte stumm, wie er nun den Raum durchquerte und sich dann zu ihr aufs Bett setzte.
„Tut mir leid, dass du auf mich warten musstest. Ich habe erst beim Essen erfahren, dass du hier bist.“ Er beugte sich vor und strich ihr sanft mit dem Handrücken über die Wange, da er der Versuchung, sie zu berühren, nicht widerstehen konnte.
Sie schreckte zusammen, und er lächelte zufrieden. Sie reagierte auf ihn.
So wie er es wollte.
Und dann erhob sie das Wort, als hätte seine Berührung etwas in ihr ausgelöst.
„Was, zum Teufel, machst du hier?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein krächzendes Flüstern.
Leise lachte er auf. „Keine Panik. Ich bin sehr diskret gewesen, so wie ich es für notwendig halte.“
„Diskret.“ Aus ihrem Mund klang es wie ein Schimpfwort.
Nikos zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, das ist alles ein bisschen schwierig, aber so ist es nun mal. Meine Mutter besteht auf gewissen Verhaltensregeln, und die will ich nicht offen durchbrechen.“
„Schwierig.“ Ihre Stimme klang hohl.
„Ann“, meinte er gedehnt, da er ein Gefühl des Unbehagens nicht leugnen konnte, „im Moment geht es nicht anders. Aber sobald Tina geheiratet hat, bringe ich dich nach Athen und …“
„Du bringst mich nach Athen?“, fragte sie ungläubig.
„Nun, zuerst nach Athen und dann, wohin auch immer du willst – falls es sich mit meinen geschäftlichen Terminen verträgt …“
Er konnte den Satz nicht beenden.
Ihre Miene verschloss sich, als wäre eine Tür zugeschlagen worden. Sie hatte ihn ausgesperrt.
„Ich gehe nirgendwo hin mit dir“, erklärte sie mit hartem Blick. „Und ich werde keine “, sie betonte das Wort mit ungewohnter Schärfe, „heimliche Affäre mit dir haben. Und jetzt verlasse mein Zimmer. Auf der Stelle!“
Ungeduld flackerte in seinen Augen auf. „Genug jetzt, Ann. Ich schätze diese Spielchen nicht, besonders dann nicht, wenn sie sich schon erübrigt haben. Es ist sowieso schon schwierig genug, Zeit füreinander zu finden, auch ohne deine sinnlose Verweigerungstaktik. Also …“
Er kam nicht weiter. Sie kletterte aus dem Bett. Sofort flog Nikos’ Blick zu ihrem schlanken Körper, der sich unter dem durchsichtigen Negligé abzeichnete – die sanfte Rundung ihrer Brüste, die schlanke Taille, die anmutig gerundeten Hüften, alles kaum verhüllt durch den zarten Stoff. Er spürte, wie er auf sie reagierte – Gott, sie war wunderschön. Verlangen wallte in ihm auf. Er wollte sie – er hungerte nach ihr und konnte nicht länger warten.
„Ann …“ Seine Stimme klang rau. Er stand auf, um sie zu berühren, sie in die Arme zu schließen, ihren wunderbar erregten Körper an seinem zu spüren, den süßen, lieblichen Mund, der sich für ihn öffnete …
Während er sie noch mit seinen Augen verschlang, wurde er sich ungläubig bewusst, dass sie einen kleinen Schrei ausstieß und dann ins Badezimmer stürzte. Er hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, dann war es still. Ungläubig stand er da und starrte auf die verschlossene Tür.
Wut wallte in ihm auf und vernichtende Frustration, als er den Raum verließ.
Er konnte nicht glauben, was eben geschehen war.
8. KAPITEL
„Oh, Ari, das hast du sehr gut gemacht!“
Ann saß mit Tina draußen auf der Terrasse unter dem Schatten der Markise, während Ari eine seiner geliebten Eisenbahnen malte.
Es tat gut, mit diesem lebhaften kleinen Jungen zusammen zu sein. Er war der Grund, warum sie hier war. Der einzige Grund.
Alles andere musste sie vergessen. Vergessen, dass sie jemals diese
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