Julia Extra Band 0302
vorkam, schüttelte Salvatore die Hand.
„Hätte nicht gedacht, dich so bald wiederzusehen“, dröhnte er, dann fiel sein Blick auf Jessica. „Salvatore und ich haben uns erst vor ein paar Tagen zufällig in Santa Barbara getroffen“, erklärte er, als sie sich setzten. „Hi, nett Sie kennenzulernen. Ich bin übrigens Jeremy.“
Sie nickte und erkannte den begeisterten Angler, dem sie an ihrem ersten, nervenaufreibenden Abend mit Salvatore begegnet war. Ein Gefühl der Erleichterung ergriff sie: Sie kannte hier jemanden! Das war für Jessica wie ein Zeichen. Vielleicht würde sie doch eines Tages zu seinen Kreisen gehören …
„Wir sind uns schon einmal vorgestellt worden“, sagte sie freundlich mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. „Ich bin Jessica. Erinnern Sie sich?“
Jeremys Gesicht blieb ausdruckslos. „Ich denke nicht …“
„In diesem wunderschönen Haus in Kensington. Bei Garth und Amy.“
Nun erst schlich sich Erkenntnis in seinen Blick, gefolgt von tiefer Verwirrung. „Ja, natürlich. Sie haben mich nach meiner Angelleidenschaft gefragt. Aber was ist mit Ihnen geschehen?“
„Was meinen Sie?“, täuschte sie Überraschung vor.
Augenblicklich schüttelte er den Kopf. „Ach, nichts. Nur ein dummer Fehler.“
„Bitte“, sagte sie in vertraulichem Ton. „Wovon genau sprechen Sie?“
Sein Lächeln war schief und unsicher. „Sie sahen beim ersten Mal so … anders aus.“ Er räusperte sich und griff mit einer Geste nach seinem Weinglas, die eindeutig einen Themenwechsel einläuten sollte. „Das ist ein wirklich beeindruckendes Armband, das Sie da tragen.“
Während des Essens versuchte Jessica Haltung zu wahren, aber ihr Herz fühlte sich an wie aus Stein. Jeremy hätte es nicht noch deutlicher zum Ausdruck bringen können: Die Frau, die er an jenem Abend kennengelernt und augenscheinlich sehr gemocht hatte, mit der er sich in interessante Gespräche vertiefen konnte, war verschwunden.
An ihrer Stelle saß dort eine neue Frau – kreiert von und für Salvatore Cardini. Gekleidet in weiße Seide, behängt mit Diamanten, vollkommen verwandelt. Alle Reste der echten Jessica waren gründlich ausgebügelt worden, um sie in eine stereotype Männerbegleitung zu verwandeln.
Irgendwie meisterte sie die endlosen kulinarischen Gänge und die anschließende Versteigerung zugunsten eines guten Zwecks. Salvatore gab das höchste Gebot für einen Luxusurlaub in einer sizilianischen Villa ab, und vor Jessicas innerem Auge tauchten Bilder der traumhaften Insel auf. Um den anwesenden Gästen die Reise schmackhaft zu machen, zeigten die Veranstalter einen Film auf einer Großbildleinwand gezeigt: wunderschöne Landschaften, Limonenhaine, Vulkangestein und Traumstrände, alte Städte und dunkelgrüne Berge.
Ein Seitenblick auf Salvatore verriet Jessica, dass er ebenfalls ins Schwärmen geriet. Seine Mundwinkel umspielte ein leises Lächeln, als der Film ausklang.
Dachte er an den Tag, an dem er dort eine unberührte Frau ehelichen wollte? Dieser Gedanke verursachte Jessica Magenschmerzen, und als sie die Veranstaltung schließlich verließen, fragte sie sich, ob er sich später überhaupt an sie und seine Zeit mit ihr erinnern würde.
Beladen mit Tüten voller Werbegeschenke stiegen sie in die Limousine ein.
„Du warst heute Abend ausgesprochen still, Jessica“, bemerkte Salvatore, als das Auto losfuhr.
„Ach, ja?“
„Gibt es einen bestimmten Grund dafür?“
Draußen rauschte die glitzernde Londoner Nacht an ihnen vorbei. „Nicht wirklich.“
„Warst du enttäuscht, dass Jeremy sich für deinen Charme nicht so empfänglich zeigte wie beim letzten Treffen?“, erkundigte er sich.
Das traf zwar zu, aber natürlich erfasste Salvatore die Tragweite dieses Umstands nicht.
„Er hat mich nicht wiedererkannt“, wich sie aus.
Mit dem Handrücken strich er über den Stoff ihres Kleids. „Aber das ist doch gut, oder? Besteht der Sinn einer neuen Garderobe nicht darin, seiner Besitzerin einen völlig neuen Look zu verleihen?“
„Ist das so?“ Sie fühlte sich wie eine Wildblume, die domestiziert worden war, und der es seitdem an Frische und Duft mangelte.
„Aber sicher“, versicherte er ihr sanft. „Es wäre ziemlich naiv anzunehmen, dass deine Zeit mit mir keine Spuren bei dir hinterlässt, Jessica.“
Sie hatte sich von seinem Geld kaufen lassen. Jeremy war das aufgefallen, und es hatte keinen positiven Eindruck bei ihm hinterlassen. Aber wie sollte sie das
Weitere Kostenlose Bücher