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Julia Extra Band 0303

Julia Extra Band 0303

Titel: Julia Extra Band 0303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence , Barbara Hannay , Jennie Lucas , Valerie Parv
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aufrichtig.“
    Der hörbare Zweifel in seiner Stimme ließ Kirsten die Stirn runzeln. „Ob Sie es glauben oder nicht, ich weiß sehr gut, wie es ist, geliebte Menschen zu verlieren. Und dabei spielen weder die Umstände eine Rolle noch welchen Namen man trägt.“
    „Damit haben Sie allerdings recht.“
    Rowe wandte sich halb ab und präsentierte ihr sein klassisch geschnittenes Profil. Er mochte ja in der Provinz aufgewachsen sein, aber Aussehen und Körpersprache zeugten unmissverständlich von seiner königlichen Herkunft. Es war eine gewisse Aura, die man sich nicht einfach aneignen konnte und die nur sehr wenige Menschen besaßen, auch in adligen Kreisen.
    „So betrachtet hätte ich vermutet, Château Merrisand wäre der letzte Ort auf der Welt, wo Sie sich freiwillig aufhalten würden.“
    „Als Rowe Sevrin habe ich damit kein Problem. Max und seine Familie waren unglaublich mitfühlend und hilfsbereit, als mein Vater spurlos verschwand. Ihnen jetzt auszuhelfen, ist das Mindeste, was ich tun kann, um mich dafür zu revanchieren.“
    Am liebsten hätte Kirsten ihn gefragt, ob er seine persönliche Geschichte genauso leicht ignorieren konnte wie seinen Titel, aber erstens ging es sie nichts an und zweitens wollte sie nicht womöglich noch schlafende Hunde wecken. Rowe Sevrin, der Vicomte de Aragon, hatte ihrer kleinen Familie schon genug angetan. Das durfte sie bei allem Verständnis für sein Schicksal auf keinen Fall vergessen!
    Doch es frustrierte Kirsten zutiefst, dass es ihr immer schwerer fiel, ihn von ganzem Herzen zu hassen …
    „Ich würde gern während des Dinners meine Pläne mit Ihnen durchgehen, Kirsten. Was halten Sie davon?“
    Bei der Vorstellung, ihm womöglich noch bei Kerzenschein – der seine harten Züge viel weicher erscheinen lassen würde – an einem festlich gedeckten Tisch gegenüberzusitzen, wurde ihr plötzlich ganz heiß.Die Versuchung, seine Einladung anzunehmen, war ungeheuer groß, ungeachtet aller guten Vorsätze, die sie sich immer wieder im Stillen einhämmerte.
    Wie es wohl sein mochte, im Mittelpunkt seines Interesses zu stehen, seine Hand auf ihrer zu spüren, wenn er im Eifer des Gefechts über den Tisch griff und …
    „Kirsten?“
    „Ja?“
    Hatte sie ihm schon geantwortet oder nicht? Nein, denn sonst würde er sie nicht so fragend anschauen. Kirsten zwang sich, an Jeffrey zu denken, den sie gleich aus der Schlossschule abholen und mit dem sie diesen Abend zusammen verbringen würde, wie alle anderen auch.
    „Vielen Dank für die Einladung, aber ich habe bereits etwas vor.“
    „Ein Rendezvous?“, fragte Rowe mit einem Augenzwinkern.
    Fast war sie geneigt, ihm barsch mitzuteilen, dass ihr Privatleben ihn nicht das Geringste angehe, doch dann riss Kirsten sich zusammen. Sie musste vorsichtig sein, um Jeffrey und sich zu schützen. „Eine Familienangelegenheit.“
    „Ah, ja, Ihr Sohn.“
    Also hatte er doch in ihrer Personalakte gestöbert! Woher sonst sollte er wissen, dass sie ein Kind hatte? „Ja, ich muss Jeffrey in zehn Minuten von der Schule abholen.“
    Rowe nahm einen Ordner vom Schreibtisch auf und klemmte ihn sich unter den Arm. „Ich begleite Sie.“
    „Mein Arbeitstag hat vor einer halben Stunde geendet“, erinnerte sie ihn kühl.
    „Meiner auch.“ Er lief voraus und hielt ihr die Tür auf. „Ich wohne in einem der Schlossapartments, also liegt die Schule auf dem Weg.“
    Da er die Klinke nicht losließ, musste Kirsten sich an ihm vorbeidrängen. Dabei war eine leichte Berührung nicht zu vermeiden, die ihr allerdings wie ein Stromschlag durch sämtliche Glieder fuhr.
    Himmel noch mal, hoffentlich hatte sie sich nicht überschätzt! Wie sollte sie mit Rowe Sevrin Seite an Seite arbeiten und dabei ihren Gleichmut bewahren, wenn schon der flüchtigste Körperkontakt sie fast umwarf? Und dann auch noch seine fatale Anhänglichkeit! Wie es aussah, blieb ihr nichts anderes übrig, als seine Begleitung zu dulden, da sie ihm kaum verbieten konnte, sich frei auf dem Schlossgrund zu bewegen. Leider!
    Vielleicht konnte sie ihn ja höflich verabschieden, sobald sie die Schule erreicht hatten.
    Aber dieses Vorhaben scheiterte genauso wie der verzweifelte Versuch, sich Rowes beunruhigender Ausstrahlung zu entziehen. Der Komplex, der den Kindern der Schlossangestellten als Schule diente, war ein großer, zweistöckiger Bau aus gelbem Carramer-Sandstein, im Stil des späten neunzehnten Jahrhunderts gehalten. Mit schmalen hohen Fenstern, schweren

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