Julia Extra Band 0303
ein Problem, das Château Merrisand mit einem sportlichen Event in Einklang zu bringen?“
Es war mehr als nur ein Problem für sie. Allein der Gedanke daran machte sie krank. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Prinz Maxim einer derartigen … Schändung zustimmen würde.“
„Es ist ja nicht so, als würde ich jahrhundertealte Gemäuer mit dem Bulldozer platt walzen, um einen Radrennkurs an deren Stelle zu errichten“, erklärte er völlig ungerührt von ihrer extremen Reaktion. „Die Rennstrecke wird zwischen den einzelnen Gebäuden hindurch und durch das Waldgebiet verlaufen. Danach wird alles wieder so restauriert, dass kein Unterschied zu vorher besteht. Derartige Rennen werden auch in Roms Innenstadt, um das Kolosseum herum, abgehalten, und niemand sieht darin eine Ketzerei.“
Kirsten stand abrupt auf. Der scharfe Schmerz in den Füßen erinnerte sie unsanft an ihre mörderischen High Heels, die sie im Eifer des Gefechts gar nicht mehr gespürt hatte. „Da Ihre Pläne offensichtlich bereits feststehen, brauchen Sie mich ja glücklicherweise nicht mehr.“
„Sie werden mir dabei helfen, die Tour de Merrisand zu realisieren.“
„Ich bin Kunst-Restauratorin und kein …“ Fast hätte sie Sport-Groupie gesagt, aber dafür war sie zu gut erzogen. Außerdem war die Verbindung zwischen diesem Thema und Natalie viel zu eng und schmerzhaft. „Ich weiß nicht das Geringste über Radrennen“, endete sie kläglich.
„Aber Sie kennen das Schloss und den dazugehörigen Betrieb besser als jeder andere. Ausgenommen Lea Landon, die erst in sechs Monaten zurück sein wird.“
„Ein Grund mehr, dass ich mich lieber darauf konzentrieren sollte, sie auf ihrem Posten adäquat zu vertreten.“
Rowe stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf sie zu, wie eine Raubkatze, deren Käfigtür sich unversehens geöffnet hatte. Trotz ihrer High Heels war Kirsten gezwungen, den Kopf zu heben, wenn sie ihm in die Augen schauen wollte.
„Ich suche hier nicht nach Freiwilligen“, knurrte Rowe gereizt.
Kirsten hob das Kinn noch ein Stückchen höher und erwiderte unerschrocken seinen sengenden Blick. „Sie meinen, wenn ich mich weigere, Ihr Radrenn-Projekt zu unterstützen, verliere ich meinen Job?“
„Das haben Sie gesagt, nicht ich.“
Dieser Mann war tatsächlich so dominant und ichbezogen, wie es in einschlägigen Klatschblättern zu lesen stand. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, sie zu seiner Assistentin zu machen, und was Kirsten selbst davon hielt, war ihm völlig egal.
„Und wer soll inzwischen die Galerie leiten, neue Ausstellungen planen und die täglichen Schlosstouren führen?“
„Laut Max verfügen Sie über ein ausgezeichnetes Mitarbeiterteam, das einen Großteil dieser Pflichten übernehmen kann. Sicher besteht keine Notwendigkeit, dass Sie die Touristengruppen persönlich betreuen.“
„Ich tue das sehr gerne“, gab Kirsten spitz zurück. „Zu beobachten, wie die Besucher auf die Ausstellungsstücke reagieren, hilft mir bei der Planung für die weitere Zukunft.“
„Dann behalten Sie diese Aufgabe bei und delegieren andere Sachen, die Sie weniger reizvoll finden.“
3. KAPITEL
Seine Sturheit und Uneinsichtigkeit erhöhte nur noch Kirstens Antipathie gegen den Vicomte de Aragon und alles, wofür dieser arrogante Kerl stand. Doch sosehr sie seine Idee mit dem Radrennen rund ums Schloss verabscheute, war sie gezwungen, ihm aus logischen Erwägungen heraus recht zu geben. Wenn die Finanzkraft der Stiftung tatsächlich so dezimiert war, wie er behauptete, musste alles unternommen werden, um das so schnell wie möglich zu ändern. Denn sobald sie die ersten Hilfsbedürftigen abweisen würden, hätte der Merrisand-Trust seine Existenzberechtigung verloren.
Wenn sie ehrlich war, musste sich Kirsten eingestehen, dass sie insgeheim nichts gegen eine Zusammenarbeit mit Rowe hatte. Denn die körperliche Anziehung und das aufregende Prickeln, sobald er auch nur in ihre Nähe kam, waren zwar gefährlich, aber auch verlockend. Und glücklicherweise hatte sie genug Verstand, mit derart verstörenden Emotionen auf eine subtile und erwachsene Weise umzugehen. Also zwang sie sich zu einem knappen Nicken. „Wie es aussieht, habe ich keine andere Wahl, als mich Ihrem Diktat zu beugen.“
„Absolut keine Wahl.“
Plötzlich stand er so dicht vor ihr, dass sein warmer Atem ihre bereits erhitzten Wangen noch mehr zum Glühen brachte. Einen verrückten, atemlosen Moment befürchtete sie sogar, er
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