Julia Extra Band 0303
erzählte.
„Darum geht es nicht“, sagte sie tonlos. „Seit Jeffrey da ist, habe ich mir geschworen, mich auf niemanden einzulassen, solange er mich braucht.“
Rowe trommelte nervös mit den Fingerspitzen aufs Lenkrad. „Sehr nobel von dir. Und auf eine gewisse Weise durchaus verständlich. Aber was, wenn plötzlich die Liebe ins Spiel kommt? Willst du so einfach darauf verzichten, nur um ein einmal gegebenes Versprechen zu halten, das möglicherweise gar nicht zum Besten deines Sohnes ist?“
Heiße Wut schoss wie eine lodernde Flamme in ihr empor. „Du hast nicht die leiseste Ahnung, was gut für meinen Sohn ist!“
„Bei dir bin ich mir da ebenso wenig sicher“, konterte Rowe kühl. „Den Jungen in deine kleine Welt einzuschließen, kann dir nicht ersetzen, was sein Vater dir genommen hat.“
Sein arroganter, selbstsicherer Ton verschlug ihr den Atem. Rowe Sevrin war wirklich der letzte Mensch auf der Welt, der sich anmaßen durfte, sie zu verurteilen!
„Ich benutze Jeffrey nicht als Ersatz für irgendjemand oder irgendetwas! Unser Leben ist absolut okay, so wie es ist!“
Rowe, dem natürlich nicht entgangen war, dass sie das Gespräch damit beenden wollte, schüttelte langsam den Kopf. „Was zwischen uns ist, kannst du einfach nicht leugnen.“
„Da ist gar nichts, und damit hat es sich!“, behauptete Kirsten voller Trotz.
Rowe startete den Motor. „Darüber können wir uns morgen weiterunterhalten, wenn ich vorbeikomme, um Jeffreys Drachen steigen zu lassen.“
„Das ist nicht nötig. Ich werde …“
„Ich halte immer mein Wort“, unterbrach er sie knapp. „Und ich lasse mich auch nicht so leicht ausschließen. Jeffreys Vater muss dich tatsächlich sehr verletzt haben, aber ich bin nicht er und möchte deshalb auch nicht so behandelt werden.“
Kirstens höhnisches Auflachen entlockte ihm ein Stirnrunzeln, aber nach einem Blick in ihr verzerrtes Gesicht verbiss sich Rowe, was ihm noch auf der Zunge lag.
Eine Weile fuhren sie schweigend, dann seufzte Kirsten und wandte sich ihm zu.
„Warum können wir nicht einfach professionell zusammenarbeiten und alles andere auf sich beruhen lassen?“
Rowe lachte freudlos. „Das habe ich mich bereits mehrfach gefragt und immer noch keine Antwort darauf gefunden. Alles, was ich weiß, ist … nach einem langen Zeitraum, in dem ich mich auf nichts ernsthaft eingelassen habe, empfinde ich das erste Mal Sehnsucht nach mehr. Meine ganze Haltung hat sich an dem Tag verändert, als ich dir und deinem Sohn begegnet bin. Aber wenn du mich ernsthaft und aufrichtig abweist, werde ich deine Entscheidung akzeptieren. Dann werden wir einzig und allein dafür sorgen, dass die Tour de Merrisand ein Erfolg wird, und niemals herausfinden, was wir einander hätten bedeuten können.“
Alles! Das war ja das Problem. Rowe könnte der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens werden, und genau das durfte nie geschehen. Das Risiko, Jeffrey an ihn zu verlieren, war einfach zu groß.
Da sie ihm nicht antwortete, hielt Rowe erneut an und streichelte sanft ihre Wange. Gegen ihren Willen schmiegte Kirsten sich in die warme Wölbung und schloss resigniert die Augen. Eine lange Zeit blieb es ganz still zwischen ihnen.
Dann ließ Rowe ein leises glückliches Lachen hören. „Dachte ich es mir doch. Und ich bin fest davon überzeugt, du hast die richtige Entscheidung getroffen. Nur … eines kann ich dir leider nicht versprechen, dass ich endlose Geduld zeigen und sehr langsam vorgehen werde. Dafür sind meine Sehnsucht und Leidenschaft viel zu groß. Aber ich verspreche dir, es wird völlig anders sein als mit Jeffreys Vater …“
Kirsten zuckte heftig zusammen. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte sie heiser. Himmel noch mal! Er war schließlich Jeffreys Vater! Warum hatte sie ihn nicht zurückgestoßen, als sie noch die Kraft dafür hatte?
„Weil ich mich selbst kenne“, lautete die schlichte Antwort. „Lass dich nicht von dem beeinflussen, was du aus zweiter Hand über mich weißt. Höre einfach auf dein Herz.“
Das hatte sie getan. Und wo stand sie jetzt? Durch ihr Schweigen hatte sie ihm den Weg zu ihrem Herzen geebnet, auch wenn es das Letzte war, was sie hätte tun dürfen. Doch jetzt war es zu spät …
6. KAPITEL
Sie hätte es besser wissen müssen: Das Leben war nicht einfach und versprach Glückseligkeit, ohne dass man einen Preis dafür zahlen musste. Und in ihrem Fall war er entschieden zu hoch.
Ihre Anspannung wuchs, als Kirsten zu
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