Julia Extra Band 0303
Zeit hatte. Dafür sammelte sie bereits die interessantesten und eindrucksvollsten Mayat-Schätze zusammen, die ebenfalls im Château Merrisand archiviert waren.
Und … nicht zu vergessen: die Tour de Merrisand , die Rowe, mit ihrer Assistenz, in kürzester Zeit auf die Beine stellen wollte! Aus professioneller Sicht blieb ihr nichts anderes übrig, als seinen Arbeitsstil und seine Effizienz anzuerkennen.
Innerhalb weniger Tage war es ihm gelungen, bekannte Radsportler aus allen Nationen für das geplante Rennen zu interessieren und zu verpflichten. Im nächsten Schritt versuchte er, der Medienwelt rund um den Globus astronomische Summen – aus Kirstens Sicht – für die Übertragungsrechte abzuluchsen.
Ihre Hauptaufgabe bestand darin, zahlungskräftige Sponsoren zu animieren, ihren Geldbeutel für den guten Zweck zu öffnen. Und die Tatsache, dass bereits ihr erster Anruf bei einer internationalen Handelsgesellschaft ein voller Erfolg war, machte Kirsten richtig stolz. So war sie entschlossen, ihre ganze Kraft für diese Aufgabe einzusetzen, ungeachtet ihrer privaten Gefühle, was das Rennen betraf.
Oder Rowe …
Unwillig runzelte sie die Stirn, weil er sich – wie ständig in der letzten Woche – doch wieder in ihre Gedanken drängte. Gleichzeitig musste sie allerdings zugeben, dass sich ihre Einstellung, was das anfangs verhasste Radrennen betraf, von Tag zu Tag positiver entwickelte, während sie beobachtete, wie Rowes Plan konkrete Formen annahm.
Er beabsichtigte, das Rennen am Osttor starten zu lassen. Von dort aus sollte es zunächst innerhalb der Schlossanlage zwischen der alten Mauer auf der einen und den zu errichtenden Zuschauertribünen auf der anderen Seite verlaufen. Weiter an den Orchideenterrassen und den Schlossapartments vorbei, durchs Westtor hinaus und durch den Großen Park.
Die Radsportler hatten einen Kurs von fünfzehn Kilometern zu absolvieren, ehe auf dem Parade Hill die Zielflagge für sie heruntersauste.
Zwei Mitglieder des Königshauses, die der Merrisand-Stiftung am engsten verbunden waren, Prinz Maxim und seine Schwester Giselle, würden dem Rennen sozusagen als Ehrengäste beiwohnen. Und Eduard, der Marquis de Merrisand, hatte sich dazu bereit erklärt, die Trophäen zu überreichen – sozusagen als Sahnehäubchen für die Presse. Kirsten oblag es auch, den Platz für die königliche Familie, die Vertreter der Presse und Aussichtspunkte für die Öffentlichkeit zu bestimmen, die außerhalb der Schlossmauern errichtet werden sollten.
Während sie noch über die günstigsten und für das heimische Wild schönsten Plätze nachdachte, tauchte Rowe plötzlich unangekündigt in ihrem Büro auf, und Kirstens Herz machte einen Sprung.
Lässig nahm er auf einer Ecke ihres Schreibtisches Platz, und Kirsten brachte schnell einen Stapel Akten in Sicherheit, der durch dieses Manöver bedenklich ins Schwanken geraten war.
„Du hättest mit mir kommen sollen, es ist ein fantastischer Morgen!“
„Ich hatte zu tun.“
Angesichts ihres knappen Tons runzelte er die Stirn. „Sag nicht, du hast schon wieder den Lunch vergessen.“
„Okay, ich sage es nicht.“
„Hör zu, wenn du nicht anständig für dich sorgst, nützt du mir nicht viel als Unterstützung.“
Kirsten hob die Brauen. „Ich denke, für meinen angeblich so schwachen Zustand habe ich in der letzten Woche eine ganze Menge geleistet“, erwiderte sie spitz.
„Das hast du wirklich“, pflichtete er ihr sofort reumütig bei. „Ich bin froh zu sehen, dass du dich doch noch mit dem geplanten Projekt angefreundet hast.“
„Betrachte meinen sichtbaren Mangel an Enthusiasmus als Indiz für den Grad meiner Begeisterung.“
Rowe lachte auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich würde dich gern mal erleben, wenn du dich für etwas engagierst, was dir wirklich am Herzen liegt.“
Lass dich nicht irritieren und konzentriere dich auf deine Arbeit! ermahnte Kirsten sich selbst.
„Warte ab, bis du die beiden nächsten Ausstellungen über die ersten europäischen Siedler und die Kultur der Mayat siehst“, empfahl sie kühl.
Rowe griff nach dem obenauf liegen Mayat-Ordner und blätterte ihn nachlässig durch. „Das habe ich bereits von Max und Giselle gehört. Sie fühlen sich von dem überirdischen Strahlen in deinen Augen regelrecht geblendet.“
Und wie ist es mit dir, Rowe? hätte sie ihn am liebsten gefragt, riss sich aber in allerletzter Sekunde zusammen.
„Ich muss los.“ Entschlossen erhob sie
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