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Julia Extra Band 0303

Julia Extra Band 0303

Titel: Julia Extra Band 0303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence , Barbara Hannay , Jennie Lucas , Valerie Parv
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vergnügliche Stunden später begann es bereits zu dämmern. Der große Mann und der kleine Junge hatten so viel Spaß miteinander gehabt und waren sich bei längerer Betrachtung so ähnlich, dass Kirsten sich fragte, wann Rowe die Wahrheit erkennen würde. Lange konnte das hier nicht mehr gut gehen.
    „Was ist los?“, wollte Rowe angesichts ihrer sorgenvollen Miene wissen.
    „Ach, ich frage mich nur, wie ich Jeffrey ohne Protestgeschrei von hier loseisen soll“, improvisierte Kirsten, da sie ihm schwerlich anvertrauen konnte, was sie tatsächlich umtrieb. „Wir wollen morgen ganz früh in den Zoo, und ich will heute Abend noch ein Picknick für uns vorbereiten.“
    „Geh doch einfach vor“, schlug Rowe vor. „Ich bring Jeffrey nach Hause, sobald die Sonne am Horizont verschwindet.“
    Die beiden auch noch allein zu lassen, entsprach jedoch ganz und gar nicht Kirstens Plänen!
    „Das ist sehr nett von dir, aber du hast wirklich genug Zeit geopfert.“
    „Unsinn! Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann, und …“
    „Danke, aber nein.“ Das kam so knallhart heraus, dass Kirsten selbst erschrak.
    Rowe schaute sie forschend an und zuckte mit den Schultern. „Okay, du bist der Boss. Aber ich …“ Diesmal zögerte er, was ganz untypisch für ihn war. „Eigentlich wollte ich euch beide später noch zum Dinner ausführen.“
    Das Gefühl drohender Gefahr, das Kirsten schon den ganzen Tag über gefangen hielt, verstärkte sich noch. „Danke, aber ich habe bereits etwas eingekauft.“
    Rowe zog nachdenklich die Brauen zusammen. „Versuchst du etwa schon wieder, mir auszuweichen, Kirsten?“, fragte er leise.
    „Himmel noch mal!“, explodierte sie völlig unvorbereitet. „Du kannst doch nicht einfach so in mein Leben platzen und alles ummodeln!“
    „Das tue ich doch gar nicht“, erwiderte er ruhig. „Gib dem, was sich zwischen uns entwickeln könnte, einfach nur eine Chance, bitte.“
    Der Papierdrachen schoss aus luftiger Höhe wie ein Stein zu Boden, was von seinem Besitzer mit einem entsetzten Aufschrei quittiert wurde.
    Kirsten schaute zu ihrem Sohn hinüber, doch da sie sich nicht weiter rührte, lief Rowe nach einem kaum merklichen Zögern zu Jeffrey, um ihm zu helfen, den gestrandeten Drachen zu neuem Leben zu erwecken.
    Sich mit vollem Einsatz in die Arbeit zu stürzen, war schon immer Kirstens Rezept gegen überflüssige Grübeleien gewesen. Und die zusätzlichen Aufgaben, die sie im Zusammenhang mit dem Radrennen übernommen hatte, steigerten ihr Arbeitspensum in den folgenden Wochen in einem Maße, dass ihr kaum Zeit blieb, darüber nachzudenken, wie sie mit Rowe umgehen sollte. Und dafür war sie ausgesprochen dankbar.
    Trotzdem irritierte sie dessen offensichtliche Entschlossenheit, Teil ihres und Jeffreys Lebens zu werden. Genauer gesagt, es machte Kirsten Angst und schwächte ihre Widerstandskraft, da diese Entwicklung nicht nur unvernünftig, sondern gefährlich war. Doch seit wann hatten leidenschaftliche Emotionen etwas mit Vernunft zu tun?
    Einmal mehr beschloss sie, sich ausschließlich auf die anstehenden Pflichten zu konzentrieren.
    In nächster Zukunft waren einige Ausstellungen in der Kunstgalerie von Château Merrisand geplant. Eine sollte bereits in wenigen Wochen eröffnet werden und war den ersten Europäern gewidmet, die nach Carramer kamen. Der Hauptfokus lag auf der jüngeren Geschichte, beginnend mit dem sechzehnten Jahrhundert, als die dänischen Forscher Schouten und Lemaire den Inselstaat besuchten.
    Ihnen folgten später Tasman, Cook, La Perouse und Bligh. Sie fanden ein bereits wirtschaftlich florierendes Carramer vor, dessen herrschende Monarchie ihre Wurzeln Hunderte von Jahren zurückverfolgen konnte.
    Glücklicherweise verlief die Begegnung von europäischen Besuchern und Einheimischen friedlich, was eine Einwanderungswelle von französischen Aristokraten zur Folge hatte, denen der Inselstaat nach den Schrecken der Revolution als wahres Paradies erschien. Man nannte sie die Idealisten . Ihnen verdankte Carramer sein heutiges Erscheinungsbild.
    Im königlichen Archiv fand sich wundervolles, unbezahlbares Material, wie alte Karten, Aufzeichnungen, Journale und Artefakte der Seereisenden, die einst an Carramers Küsten landeten, und Kirsten hatte alle Hände voll damit zu tun, sich zu entscheiden, was sie verwenden wollte und was nicht.
    Später im Jahr plante sie als Kontrapunkt eine Ausstellung über die Mayat-Kultur, die ihren Ursprung in der prähistorischen

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