Julia Extra Band 0303
jungfräuliche Mutter zu werden, fand Rowe einfach keine plausible Erklärung dafür, wie Jeffrey sein leiblicher Sohn sein konnte.
Oder … Kirsten war gar nicht Jeffreys leibliche Mutter. Wieso war er nicht früher darauf gekommen?
Das lag allein an Kirsten Bond! Von der ersten Sekunde an hatte sie ihn fasziniert und derart verzaubert, dass er unfähig war, eins und eins zusammenzuzählen. Das war die einzig akzeptable Entschuldigung für seine Blindheit.
Plötzlich sah Rowe alles ganz klar. Irgendwo und irgendwann hatte er mit Jeffreys wahrer Mutter geschlafen, wer immer das auch sein mochte. Die wiederum musste aus irgendeinem unbekannten Grund ihre Mutterschaft auf Kirsten übertragen haben.
Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass sie immer noch bewusstlos war, aber unruhig versuchte, sich aus der Enge des Sicherheitsgurtes zu befreien. Rowe fühlte sich wie ein Schuft. Seinetwegen war Kirsten in diesem erbärmlichen Zustand, und insgeheim schwor er sich, sie für alles zu entschädigen, was er ihr, wenn auch unwissentlich, angetan hatte. Dabei dachte er nicht nur an ihre akute Verletzung, sondern an alle Wunden, die ihr das Schicksal als alleinerziehende Mutter eines Kindes, das nicht einmal ihr eigenes war, zugefügt haben mochte.
Rowe war jemand, der seine Schulden grundsätzlich bezahlte, und in Kirstens Fall war es ihm nicht nur ein besonderes Bedürfnis, sondern ein ebenso großes Vergnügen.
Unerwartet kam ihm wieder der Aspekt in den Sinn, dass sie wahrscheinlich noch Jungfrau war. Obwohl er sich ein wenig dafür schämte, in einer dramatischen Situation wie dieser überhaupt so zu empfinden, konnte er doch nicht den Wunsch unterdrücken, der erste Mann im Leben dieser ungewöhnlichen Frau sein zu wollen. Sie in die hohe Kunst der körperlichen Liebe einzuweihen und in ein Paradies voller Lust und Leidenschaft zu entführen.
Aber zuerst musste Kirsten ärztlich versorgt und wieder gesund werden. Dann würde er noch einige Antworten von ihr fordern müssen, aber danach …
Rowe rief sich zur Ordnung und konzentrierte sich nur noch aufs Fliegen. Als er den Helikopter sanft auf der Turmplattform absetzte, wurde er, wie avisiert, von Dr. Pascale und einem medizinischen Notfallteam erwartet, das die verletzte Kirsten sachverständig aus dem Helikopter auf eine Krankentrage hob, ehe noch die Rotorblätter aufgehört hatten, sich zu drehen. Die ärztliche Untersuchung wurde begleitet von Rowes knappen Erklärungen bezüglich des Unfalls.
„Wie lange ist sie bereits bewusstlos?“, wollte Alain Pascale wissen.
„Nicht länger als eine halbe Stunde.“
Der Arzt wandte sich an eine Schwester. „Sieht nach einer Gehirnerschütterung dritten Grades aus. Sofortiger Transport auf die Krankenstation. Vorbereiten für ein MRT und ständige Herz-Kreislauf-Überwachung per Monitor.“
„Sie wird doch wieder in Ordnung kommen?“, fragte Rowe etwas eingeschüchtert.
Dr. Pascale schaute ihn an, als hätte er die Anwesenheit des Vicomte de Aragon vorübergehend vergessen. „Ich bin Arzt und kein Wahrsager, aber Bewusstlosigkeit allein ist für gewöhnlich nicht lebensbedrohlich … solange sich kein Ödem oder eine Gehirnblutung dazugesellen und …
„Doktor, sie kommt zu sich!“, wurde er von der Krankenschwester unterbrochen.
Sofort wandte sich alle Aufmerksamkeit Kirsten zu. Rowe war heilfroh, dass Alain Pascale sich wieder allein auf die Patientin konzentrierte. Der Arzt ließ sie die Wochentage und Monate aufsagen, sie musste seine hochgehaltenen Finger zählen und ihm das heutige Datum nennen. Er schien zufrieden mit ihren Antworten zu sein und wies das Team an, die Patientin nun auf die Krankenstation zu bringen.
„Bereitet alles für das MRT vor, ich werde gleich da sein.“ Dann wandte er sich mit erhobenen Brauen Rowe zu und maß ihn mit einem kritischen Blick von Kopf bis Fuß. „Ich würde das nicht unbedingt einen angemessenen Aufzug nennen, Vicomte“, brachte er mit ausdrucksloser Stimme hervor.
Rowe spürte frustriert, wie er rot wurde. In der ganzen Aufregung hatte er völlig vergessen, dass er nichts weiter als schwarze nasse Shorts am Körper trug. „Sie können mir ja einen weißen Kittel aus der Krankenstation leihen“, brummte er verlegen.
Der Arzt klappte seine Tasche zu und bedeutete Rowe mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. „Möchten Sie mir nicht erzählen, wie Sie überhaupt in eine derartige Situation geraten konnten, Eure Lordschaft?“
Rowe, der Alain Pascale schon
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