Julia Extra Band 0303
aus.
Bereitwillig rutschte Sam rüber, lehnte sich an seine breite Schulter und spürte, wie die Anspannung in ihrem Körper langsam nachließ.
„Freust du dich denn kein bisschen auf unsere Hochzeitsreise?“
„Ich weiß noch nicht. Momentan bin ich einfach überrascht“, wich Sam aus und setzte sich kerzengerade auf, als sie bemerkte, dass sie die Abzweigung, die zu Cesares Londoner Stadthaus führte, verpasst hatten. „Hier lang geht es nicht zu dir“, stellte sie laut fest. „Was ist los? Wohin fahren wir?“
„Der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach wird gerade überprüft, deshalb starten wir von einem Privatflugplatz“, erklärte Cesare gelassen.
„Wir fliegen mit dem Helikopter nach Schottland?“ Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sich innerlich an ihrer Verblüffung weidete. „Aber … ich kann doch nicht so einfach weg! Ich habe gar nichts gepackt und …“
Cesare fertigte ihren halbherzigen Protest mit einem lässigen Schulterzucken ab. „Ich bin sicher, du siehst in dem, was du gerade trägst, sehr reizend aus. Und da die Boutique deine Maße hat, war es ein Leichtes, für Schottland passende Outfits zu ordern. Sollte noch etwas fehlen, lassen wir es uns einfach nachschicken.“
„Du hast mir eine völlig neue Garderobe gekauft?“, fragte Sam fassungslos.
„Hast du damit ein Problem?“
Sam antwortete mit einem unartikulierten Grummeln.
„Es wird einem Gatten doch noch erlaubt sein, seiner Frau ein paar Kleider zu schenken?“
„ Gatten !“, echote Sam und hätte sich fast an dem Wort verschluckt. „Ich frage mich, ob sich das für mich jemals normal anhören wird.“
„Du musst den Gedanken nur zulassen, dann wird das Unvertraute schnell zu etwas ganz Gewöhnlichem“, behauptete Cesare etwas steif, und Sam fragte sich, ob in seiner Stimme eine Spur Gekränktheit lag oder sie sich das nur einbildete.
Sie lachte, aber mehr aus Verlegenheit als aus Überzeugung.
„Findest du das komisch?“, fragte Cesare zurückhaltend.
Spontan streckte Sam ihre Hand aus, als wolle sie ihm über die Wange streichen, besann sich aber im letzten Moment anders. „Ich weiß nicht … wahrscheinlich ist in erster Linie die Vorstellung urkomisch, dich, egal in welchem Zusammenhang, mit dem Wort gewöhnlich in einem Atemzug zu nennen.“
Cesare ließ sich sehr viel Zeit mit der Antwort und hielt den Kopf zur Seite geneigt, als betrachte er sinnend das Antlitz seiner Frau, was Sam ziemlich entnervend fand.
„Dann nehme ich das einfach mal als Kompliment“, entschied er schließlich.
„So war es auch gedacht“, behauptete Sam und entspannte sich sofort wieder. „Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen!“, warnte sie ihn und musste ein Gähnen unterdrücken. Der Tag hatte für sie immerhin sehr früh angefangen und war bis jetzt ziemlich aufregend verlaufen.
Cesare ging nicht weiter auf ihre ironische Warnung ein, sondern schlug seiner Frau vor, während des Fluges nach Schottland ein kleines Nickerchen zu halten.
Diesmal wunderte sie sich nur stumm über seine hypersensiblen Instinkte, die ihm stets verrieten, was sie gerade tat oder dachte … ohne dass er sie sehen konnte.
Obwohl sie große Zweifel hatte, im Helikopter auch nur ein Auge zutun zu können, sah sie sich gründlich getäuscht. Und als Cesare sie irgendwann sanft aufweckte und ihr zuflüsterte, sie seien bereits wieder gelandet, konnte sie es kaum glauben.
„Wo, da …?“, fragte sie mit belegter Stimme. „Doch nicht in Schottland.“
„Und ob, cara “, versicherte er ihr lächelnd. „Aber die Zeit verfliegt immer besonders schnell, wenn man so friedlich vor sich hinschnarcht.“
„Das habe ich nicht getan!“, protestierte Sam vehement.
„Okay“, gab er zu. „Ich habe ein wenig geflunkert. Du hast nur manchmal etwas Unverständliches gemurmelt und ein wenig auf meine Schulter gesabbert.“
In seinen dunklen Augen lag ein so zärtliches Leuchten, dass Sam sich weitere Proteste verkniff, und es wieder einmal nicht fassen konnte, wie wenig man Cesare seine Blindheit anmerkte.
Paolo, der den Helikopter gesteuert hatte, half ihnen beim Aussteigen und begleitete sie noch bis zum Schloss.
„Und was ist mit unserem Gepäck?“, wunderte sich Sam.
„Vorausgeschickt“, erklärte Cesare knapp. „Dies ist unsere Hochzeitsreise, cara , da sollst du dich um nichts kümmern müssen.“
In der großzügigen Eingangshalle wechselte Paolo leise ein paar Worte mit seinem Boss, bevor er rasch und lautlos
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