Julia Extra Band 0303
sechzehn Jahren ausgezogen. Ein echtes Familienleben habe ich nie kennengelernt.“
Sam spürte den Schmerz und die Verlassenheit hinter den knappen Worten. Auch wenn sie ihm nicht verzeihen konnte, was er ihr angetan hatte, verstand sie jetzt seine Beweggründe sehr viel besser. Cesares Entschlossenheit, seinem Kind durch die Heirat mit ihr ein besseres, reicheres Leben zu schenken, machte sie glücklich und traurig zugleich.
Aber die perfekte Welt mit einem sich liebenden Elternpaar, das gemeinsam bereit ist, alles für sein Kind zu tun, gab es wahrscheinlich nur im Märchen, oder in ihren romantischen Kleinmädchenträumen …
„Nun, jetzt hast du eine Familie“, sagte Sam, um einen leichteren Ton bemüht. „Also mach das Beste daraus und vergiss nicht, du bist noch auf Probe.“
„Ich verdiene dich gar nicht, cara …“, murmelte Cesare mit einer Inbrunst, die sie gegen ihren Willen zum Lachen brachte.
„Vergiss das nie!“, riet sie ihm und stellte die Milch in den Kühlschrank zurück. Dann reichte sie ihrem Gatten einen Becher mit Tee.
„Nach der Geburt unseres Kindes werden wir noch einmal mit Champagner anstoßen“, versprach er. Und fügte leise hinzu: „Du bist eine sehr großherzige Frau, Samantha.“
Verlegen winkte sie ab. „Na ja, mir liegt schließlich auch daran, dass diese Ehe funktioniert. Immerhin wurde mir die großartige Kindheit beschert, die du vermisst hast, Cesare. Und die wünsche ich mir natürlich auch für unser Baby …“
Als sie sah, dass er die Hand nach ihr ausstreckte, wandte sie sich rasch ab.
„Ich könnte uns Steak und Salat machen“, schlug sie hastig vor. „Was hältst du davon?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, flüchtete sie sich in Richtung Tür. „Ich will nur noch mal schnell …“ Sie ließ den Satz unbeendet, weil sie selbst nicht wusste, was sie wollte.
Zurück in Cesares starke Arme oder weglaufen, so schnell und so weit sie ihre Füße tragen würden?
Während sie die Treppe ins Obergeschoss hinaufhastete, presste Sam eine Hand auf ihr wild hämmerndes Herz. Oben, im größten Schlafzimmer, fand sie die von Cesare angekündigte neue Garderobe. Fein säuberlich auf dem riesigen Himmelbett ausgebreitet.
Alles schön und gut, dachte Sam, anzuziehen habe ich jetzt mehr als genug, aber was ich noch viel dringender brauche, ist eine Strategie. Und die hatte ihr niemand zurechtgelegt, also musste sie selbst ihren Kopf anstrengen.
Mit einem tiefen Seufzer entledigte sie sich ihres Brautkleides, hängte es auf einen Bügel und räumte fast mechanisch die wunderschönen Kleider, kostbare Accessoires und exklusive Unterwäsche in den geräumigen antiken Barockschrank. Dann trat sie ans Fenster, durch das man normalerweise einen wunderschönen Blick auf den See hatte. Jetzt lag er im Dunkel, und der blasse Mond ließ die Wasseroberfläche silbrig schimmern.
Sam hatte keine Ahnung, wie lange sie gedankenverloren gegen den Fensterrahmen gelehnt gestanden hatte, bis sie bemerkte, dass sie fröstelte. Erneut seufzte sie und hob die Hände, um die schweren Brokatvorhänge zuzuziehen.
„Bleib so.“
Sam erstarrte. Sie hatte Cesare gar nicht kommen hören. Als sie sich langsam umwandte, sah sie ihn im offenen Türrahmen stehen. Mit feuchtem Haar und nackt, bis auf ein weißes Handtuch, das er sich lässig um die schmalen Hüften geschlungen hatte.
Sie spürte, wie ihr Pulsschlag in ungeahnte Höhen schoss, und befeuchtete ihre trockenen Lippen mit der Zungenspitze. „Ich dachte, du wärst noch unten“, erklärte sie etwas unbeholfen.
„Wie du siehst, bin ich das nicht.“
„Du hättest mich rufen sollen.“ Das hörte sich vorwurfsvoll, ja fast ärgerlich an. Kein Wunder, da Sam sich gerade ausmalte, wie ihr Gatte bewusstlos unten an der Treppe lag, weil er auf den unebenen Stufen gestolpert und gestürzt war. „Wie bist du überhaupt …?“
„Es ist viel leichter, sich an einem Ort zurechtzufinden, den man schon kennt“, kam er ihrer Frage zuvor.
„Ich verstehe …“, murmelte Sam und tat ihr Bestes, ihn nicht allzu ungeniert anzustarren. Das Handtuch war aber auch nicht besonders groß, und sein Körper glich der einer griechischen Statue, nur wesentlich perfekter …
„Du kommst also ganz gut allein zurecht“, stellte Sam laut fest, um sich von der Flut erotischer Fantasien abzulenken, die sie wie eine heiße Woge überschwemmten.
„Es gibt Dinge, die ich erst zu zweit so richtig genießen kann …“, erwiderte er gedehnt und
Weitere Kostenlose Bücher