Julia Extra Band 0303
einzelne Zimmer mit wundervollen, duftenden Blumenbuketts geschmückt war. Der Duft wurde noch intensiviert von den offenen Feuern, die in den steinernen Kaminen brannten. Das Ganze vermittelte eine so anheimelnde, romantische Atmosphäre in dem alten Gemäuer, dass Sams Tränen umso heftiger flossen.
Dies hier war ein perfektes Liebesnest. Geschaffen für ein glückliches Brautpaar – für zwei Menschen, die sich von Herzen liebten und ihr gemeinsames Leben in einer ganz besonderen Umgebung beginnen wollten …
Aber was hatte das alles mit ihr zu tun?
Sam blieb stehen, beugte sich über eine Schale mit wilden Rosen und atmete tief das betörende Aroma ein. Mit zuckendem Herzen dachte sie dabei an ihre Schwägerin, die vielleicht erst vor wenigen Stunden aufmerksam von Raum zu Raum gegangen war, um die Vorbereitungen für ihre wichtigen Gäste zu inspizieren.
Ein wehes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, als Sam sich Clare verblüfftes Gesicht vorstellte, wenn sie erfuhr, dass sie einer dieser Gäste war. Seufzend richtete sie sich auf, wischte sich die Tränen von den Wangen und fuhr ordnend durch ihr Haar.
Als Sam in die Küche zurückkehrte, stand Cesare noch auf dem gleichen Fleck wie zuvor. Seine Miene war undurchdringlich, die Luft im Raum schien allerdings vor Spannung zu vibrieren.
„Möchtest du eine Tasse Tee?“, fragte Sam anscheinend gleichmütig.
Um Cesares Mund zuckte es, und plötzlich hatte Sam das Gefühl, dass etwas von der Anspannung verschwand, sodass sie leichter atmen konnte. „Warum nicht?“ Mit verschränkten Armen lehnte Cesare sich gegen den Küchentresen und atmete einmal tief durch. „Ich bin nicht sehr stolz auf das, was ich getan habe, weißt du?“
„Ob es hier irgendwo Milch gibt …?“ Sam war schon halb auf dem Weg, doch dann gab sie sich einen Ruck und baute sich vor Cesare auf. „Es war wirklich mies, was du getan hast“, stellte sie klar. „Aber immerhin warst du ehrlich genug, es mir zu erzählen. Das ist ja auch schon was.“ Damit wandte sie sich ab, ging zum Kühlschrank und öffnete die Tür. Während sie den Inhalt inspizierte, wurden ihre Augen immer größer. Dort fand sie nicht nur Milch und die üblichen Grundnahrungsmittel. Es war wie im Schlaraffenland. Neben den ausgefallensten Köstlichkeiten standen auch mehrere Flaschen edelsten Champagners.
„Ach, wie schade, dass ich keinen Alkohol trinken darf!“, rief sie bedauernd aus.
„Ich leiste dir Gesellschaft bei einem Glas Orangensaft“, bot Cesare galant an.
Sam schloss die Tür. „Das musst du nicht.“ Wohl zum hundertsten Mal wünschte sie sich inständig, sie würde diesen Mann, der nun ihr Ehemann war, nicht so sehr lieben. „Warum hast du es mir erzählt?“
„Weil ich unsere Ehe nicht mit einer Lüge beginnen wollte. Dabei habe ich vergessen, dass die Wahrheit manchmal noch schmerzhafter sein kann.“
„Es ist trotzdem besser, Bescheid zu wissen!“, erwiderte Sam bestimmt.
„Die Wahrheit ist auch, dass du mich geheiratet hast, weil du verzweifelt warst und in mir den Garant für ein sorgenfreies Leben siehst, Samantha. Zumindest, was das Materielle betrifft.“
Seine pragmatische Einschätzung trieb heiße Röte in Sams Wangen. Weil sie sich schämte, dass er sie durchschaut hatte, oder weil sie erleichtert war, dass er den wahren Beweggrund nicht einmal im Ansatz erahnte? Das wagte sie nicht zu entscheiden.
„So siehst du das …“
„Es war absolut nicht als Kritik gedacht, cara . Ich befinde mich wohl kaum in der Position, dir vorzuwerfen …“
„Du glaubst also, ich habe nur wegen deines Geldes Ja gesagt?“
Hatte sie das tatsächlich getan? Ein Körnchen Wahrheit lag bestimmt in seinem versteckten Vorwurf. Sam war so verwirrt, dass sie langsam ihren eigenen Gefühlen nicht mehr traute.
„Ich denke, du hast dich mit dem Gedanken angefreundet, einen blinden Mann zu heiraten, der nicht ganz unvermögend ist, weil du das Beste für dein Kind im Sinn hast“, erklärte Cesare nüchtern. „Und du bist wirklich die letzte Frau auf der Welt, die ich als habgierig bezeichnen würde, cara .“
„Warum hast du mir so etwas Nettes nicht schon vor der Hochzeit gesagt?“
Cesare lächelte schief. „Vielleicht entdecke ich erst jetzt mein besseres Ich …?“
Sam biss sich auf die Unterlippe und dachte kurz nach. „Sind deine Eltern noch zusammen?“
„Mein Vater ist gegangen, als ich zehn war. Und nachdem meine Mutter einen neuen Mann geheiratet hat, bin ich mit
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