Julia Extra Band 0303
Stunden in dem Diner gearbeitet, um sich und ihre kranke Mutter über Wasser zu halten. Timothy war fünfundzwanzig, frisch von der Yale-Universität zurück. Er hatte damals angeboten, sich um Ellie und ihre kranke Mutter zu kümmern.
Doch Ellie hatte keine Almosen von ihm annehmen wollen. Es wäre nicht richtig gewesen, seine Gefühle für sie derart auszunutzen. Oder den Eindruck bei ihm zu erwecken, aus ihrer Freundschaft könnte mehr werden.
Bis letztes Jahr. Ihre Mutter war gestorben, und Timothy bot ihr etwas an, das sie einfach nicht hatte ausschlagen können – einen Job in New York.
Vielleicht war es falsch gewesen, das Angebot anzunehmen. Sie machte sich nicht vor, dass sie die Stelle aus eigener Kraft bekommen hätte. Die Sekretärinnen in Diogos Firma hatten allesamt einen College-Abschluss, doch entgegen allen Erwartungen hatte sie sich bewährt. Sie lernte schnell, und sie war bei den Kolleginnen beliebt gewesen.
Bis Jessica das Gerücht gestreut hatte, Ellie würde sich hochschlafen.
Entsetzt schloss sie die Augen. Vielleicht war sie ja wirklich das leicht zu habende Flittchen, für das alle sie hielten. Schließlich hätte sie soeben fast zugestimmt, Diogos Mätresse zu werden.
Diogo kam auf die Terrasse zurück. „Also …“ Er griff nach ihr. „Wo waren wir stehen geblieben?“
Ruckartig wich sie zurück. „Das ist nicht dein Ernst! Du küsst mich, und dann nimmst du den Anruf einer anderen Frau entgegen!“
Sein Blick wurde kalt. „Ich gehöre dir nicht, querida . Bilde dir nicht ein, du hättest das Recht, meine Geheimnisse zu kennen.“
„Und warum nicht?!“ Sie kämpfte Tränen der Wut zurück. „Seit dem Augenblick, da du mich verführt hast, tust du so, als würde ich dir gehören. Als wäre ich ein Ding, das du nach Belieben benutzen und wieder weglegen kannst.“
Ein Hüsteln ertönte. Einer der Leibwächter näherte sich der Terrasse. „ A médica está aqui, senhor “, meldete er.
In Diogos Augen standen noch immer Gewitterwolken, als er sich wieder zu Ellie umdrehte. „Die Ärztin ist hier.“
„Aber ich sagte doch, mein Handgelenk ist wieder in Ordnung …“
„Die Ärztin kommt nicht wegen deiner Hand, sondern wegen unseres Babys.“
Unser Baby. Dies aus seinem Munde zu hören stellte seltsame Dinge mit ihr an; sie wollte ihm alles verzeihen … Bemüht unterdrückte sie dieses Gefühl.
„Da du selbst erst vor Kurzem festgestellt hast, dass du schwanger bist, warst du sicherlich noch nicht bei einem Gynäkologen, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nur den Schwangerschaftstest gemacht.“
„Das dachte ich mir. Mein Sohn wird die beste Betreuung bekommen, die es gibt. Letícia wird die Untersuchungen vornehmen.“
Er nannte die Ärztin beim Vornamen?
Dann lächelte er sein charmantestes Lächeln und streckte ihr seine Hand hin. „Genug des Streitens. Komm, sehen wir uns unser Baby an.“
Während die Ärztin die erste Vorsorgeuntersuchung durchführte, verließ Diogo das Arbeitszimmer, um einen Anruf entgegenzunehmen.
War es ein geschäftlicher Anruf? Oder ein privater, fürs Vergnügen?
Denk nicht daran, ermahnte Ellie sich und betrachtete die Decke. Diogo würde eine solche Frage so oder so nicht beantworten.
Sie sah zu der dunkelhaarigen Ärztin hinüber, die das Gerät für die Ultraschalluntersuchung vorbereitete. Dr. Carneiro musste ungefähr Anfang dreißig sein. War auch sie eine von Diogos Geliebten?
Die Ärztin verteilte Gel auf Ellies nacktem Bauch. „Es ist nett, dass Sie auch Hausbesuche in solchen Fällen machen“, murmelte Ellie.
„Für Diogo tue ich alles“, lautete die akzentfreie Antwort in Englisch.
Aha, sie nannte ihn also Diogo! Ellie biss sich auf die Lippen.
„Sie können sich glücklich schätzen, Miss Jensen“, fuhr die andere Frau fort.
Die Angst in Ellie wurde unerträglich. „Woher wollen Sie das wissen?“
Die schlanke, dunkelhaarige Frau musterte sie interessiert. „Ah. Sie meinen, ich wäre eine von seinen Geliebten?“ Sie lachte erheitert auf. „Ich bin seine Schwester, oder zumindest das, was dem am nächsten kommen würde.“
Erleichterung zeigte sich auf Ellies Gesicht. „Aber Sie heißen doch Carneiro …“
„Richtig. Ich bin keine Serrador“, erwiderte die Ärztin würdevoll. „Seine Halbschwestern verdienen es nicht einmal, seine Schuhe zu putzen. Nein, meine Mutter hat ihn mit zu uns gebracht, als er acht war. Sie hatte ihn zitternd und hungrig auf der Straße
Weitere Kostenlose Bücher