Julia Extra Band 0303
befürchtet hatte.
„Wer sind Sie?“ Die Brünette musterte Ellie abfällig von Kopf bis Fuß. „Was wollen Sie?“
„Sie müssen Catia sein.“ Ellie klaubte den ganzen Stolz von Generationen von Stahlarbeitern und Bergmännern zusammen und rauschte mit hoch erhobenem Kopf an der Geliebten ihres Mannes vorbei. „Sagen Sie Diogo Bescheid, dass seine Frau hier ist.“
9. KAPITEL
„Ellie.“
Bei ihrem Anblick erhob Diogo sich verärgert von dem Sofa, auf dem er es sich bequem gemacht hatte, als sei er hier zu Hause.
„Ich werde dich nicht teilen!“, stieß sie aus.
„ Maldiçao !“ Düster runzelte er die Stirn. „Niemand spioniert mir nach, auch nicht du!“
„Ich soll also jede Geschichte glauben, die du mir auftischst?“ Sie war den Tränen gefährlich nahe. „Bilde dir nicht ein, dass ich mir stillschweigend alles von dir bieten lasse und mich auch noch dafür bedanke!“ Sie ballte Hände zu Fäusten. „Ich bin deine Frau! Ich habe auch Gefühle. Ich erwarte von dir …“
Was genau erwartete sie?
Dass du mir treu bist, so wie ich dir treu bin.
Dass du mich liebst, so wie ich dich liebe.
Großer Gott, sie war eine Närrin!
„Verflucht sollst du sein“, murmelte sie. Sie sank auf die Couch nieder und versuchte, die Schluchzer zu unterdrücken.
In Sekunden war er bei ihr und schloss sie zärtlich in seine Arme. Küsste ihre Schläfe, strich ihr beruhigend übers Haar. „Sie ist nicht meine Geliebte, Ellie.“
„Aber …“
Mit dunklen Augen voller Emotionen sah er sie durchdringend an. „Ich hätte dich nicht geheiratet, wenn ich vorhätte, dich zu betrügen.“
Sie hatte Angst, die Worte zu glauben, die sie so unbedingt glauben wollte. „Was tust du dann hier?“
Er schüttelte langsam den Kopf, senkte den Blick. „Ich wollte nicht, dass du es erfährst. Weil ich … weil ich mich schäme.“
„Du schämst dich?“ Fassungslos schnappte sie nach Luft. „Wofür?“
Er hob ihr Kinn an, damit sie ihn ansehen musste. „Vorab sollst du wissen, dass ich dir mit meinem Namen auch meine Treue gab. Ich werde nie mein Versprechen brechen. Niemals.“
Tränen stiegen in ihren Augen auf. „Aber es ist doch gar keine echte Ehe.“
Fordernd presste er seinen Mund auf ihre Lippen, und Ellie war wie elektrisiert. Atemlos hob er den Kopf. „Jetzt sag mir, dass das nicht echt ist.“
Von der Wohnzimmertür her ertönte ein leiser Aufschrei. Die Brünette stand auf der Schwelle, ein Tablett in den Händen. Mit ihren Blicken schleuderte sie Dolche auf Ellie. Wenn sie nicht Diogos Mätresse war, dann wünschte sie auf jeden Fall, sie wäre es!
Ellie wandte sich wieder an Diogo. „Wenn sie nicht deine Geliebte ist, wieso bist du dann hier bei Catia?“, fragte sie kleinlaut.
Er sah zu der Brünetten. „Das ist Angelique Price. Sie arbeitet als Nanny für mich.“
Wie aufs Stichwort kam ein kleines Mädchen in den Raum gerannt. Sie mochte, fünf, sechs Jahre alt sein und hielt eine Puppe fest an sich gedrückt. Abrupt blieb die Kleine stehen und sah verängstigt zu Diogo hin.
„Wieso bist du hier?“, fragte sie mit zitternder Stimme. „Geh weg. Ich will nicht, dass du herkommst.“
Diogo stand auf. „Hallo, Catia. Ich habe dich vermisst, minha pequena . Angelique hat angerufen und mir gesagt, dass du nach mir gefragt hast. Deshalb bin ich so schnell gekommen, wie ich konnte.“
„Nein! Ich will dich nicht sehen. Geh weg!“
Diogo ging auf das Mädchen zu und hob es auf den Arm. Die Puppe fiel zu Boden, als er die Kleine an sich drückte und dann herumwirbelte. Doch statt fröhlichem Kinderlachen ertönte ein gequältes Jammern.
„Ich will dich nicht. Du sollst nicht hier sein.“
Die Kleine war nicht wirklich hübsch zu nennen, nur dass sie süß war, wie alle Kinder eben süß waren. Sie trug eine dicke Brille und hatte mausbraunes Haar, auch war sie viel zu dünn und zu ernst für eine Fünfjährige. Ellies Herz flog der Kleinen sofort zu.
Jetzt lagen die Augen des Mädchens misstrauisch auf ihr. „Wer ist das?“
Diogo strich der Kleinen übers Haar. „Das ist Ellie, meine Frau.“ Er drehte sich mit dem Mädchen im Arm. „Ellie, ich möchte dir Catia vorstellen“, sagte er leise. „Catia ist meine Tochter.“
Eine knappe Stunde später saßen Ellie und Diogo zusammen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Catia war mit ihrer Nanny für den Lunch in die Küche gegangen. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter hatte sich nicht verbessert, obwohl sich Diogo jede
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