Julia Extra Band 0305
„Meine Mutter dachte, ich wäre erleichtert, endlich die lang ersehnte Freiheit genießen zu dürfen. Und das war ich auch. Ich wollte nicht mehr, dass sie alle zu mir aufsahen, als könnte ich sie retten. Ich war doch nur ein ganz normaler Mann, fast noch ein Junge.“
Müde rieb er sich die Stirn. „Ja, ich war froh, mein Leben genießen zu können.“ Er sah Althea an, als müsse er sich dafür entschuldigen. „Du hast mich gefragt, was es über dich aussagt, dass du damals enttäuscht warst. Und ich frage dich: Was sagt es über mich aus, dass ich erleichtert war? Erleichtert, nicht länger Briannas Held sein zu müssen. Denn als Held habe ich jämmerlich versagt. Drei Monate später unternahm sie einen Selbstmordversuch.“
„Das war nicht deine Schuld“, flüsterte Althea. Tränen brannten in ihren Augen. Es war ein schmerzhafter Weg, den sie hier beschritten. Doch es musste sein. Sie konnte nur hoffen, dass sie am Ende des Weges noch zusammen sein würden.
„Nein?“, fragte Demos, nun wieder kalt und abweisend. Sie war dabei, ihn zu verlieren. „Genau das hat Brianna aber gesagt. Ich denke jeden Tag daran. Wenn ich nicht gegangen wäre, hätte ich sie vielleicht retten können …“
„Kein Mensch kann den anderen retten, Demos“, sagte sie leise. „Niemand hat diese Verantwortung.“
Er sah sie ausdruckslos an. „Ich hatte ihr versprochen, sie nicht allein zu lassen, aber ich dachte, sie sei bei Stavros und in der Familie besser aufgehoben. Und … ich wollte frei sein.“ Verbittert schüttelte er den Kopf. „Mein Egoismus hätte sie beinahe das Leben gekostet, schon zum zweiten Mal …“
Seine Stimme war rau vor Schmerz. Er wandte sich abrupt von ihr ab, doch Althea hielt seine Hände fest in ihren.
„Weißt du, warum ich ein sexy Partygirl zur Frau haben wollte?“, stieß er hervor. „Oh, ich redete mir ein, es sei das, was ich brauche. In Wahrheit hatte ich Angst, erneut zu versagen.“ Ihre Blicke trafen sich, und Althea sah die Verzweiflung in seinen Augen. „Ich wollte nicht auch bei dir versagen.“
„Das hast du nicht.“
„Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Er wandte sich ab, entzog sich ihr.
„Demos, du wirst versagen, und ich werde versagen.“ Ihre Stimme klang eindringlich, flehend. „Denk an unsere Hochzeitsnacht, die war eine Katastrophe! Und wir haben es überlebt. So ist das Leben. So ist die Liebe. Man versagt, man enttäuscht einander, aber man bleibt zusammen und sieht zu, dass es funktioniert!“
„Ich kann nicht …“
„Und weißt du, warum?“, fuhr sie unbeirrt fort. „Weil es die Hoffnung gibt. Elpis, erinnerst du dich?“ Wieder ergriff sie seine Hände, massierte sie sanft, damit er sie wahrnahm, sich erinnerte. „Das ist es, was zählt.“
Er sagte lange Zeit nichts. Sie spürte seinen inneren Widerstand, doch dann, ganz langsam, schlossen sich seine Finger um die ihren.
„Als ich von deiner Vergangenheit erfuhr, bekam ich Angst“, gestand er. „Ich hasse diese Angst. Angst, dich zu verlieren, dir nicht helfen zu können … wie Brianna.“
„Du brauchst keine Angst zu haben. Oder lass uns wenigstens zusammen Angst haben. Ich habe gerade furchtbare Angst …“ Sie lächelte zaghaft, und ein winziges Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
„Warum bist du nur so klug? So stark?“
„Das macht nur die Liebe“, sagte sie. Und war felsenfest davon überzeugt.
Auf dem Korridor wurde mit quietschenden Rädern ein Essenswagen vorbeigeschoben, irgendwo lachte ein Kind. Das Leben da draußen ging seinen normalen Gang, während zwischen ihnen alles in der Schwebe hing.
Althea wartete.
„Ich liebe dich“, sagte Demos endlich. „Ich liebe deine Stärke und deinen Mut.“ Er lächelte wehmütig. „Aber das ändert nichts daran, wer ich bin, wer du bist, was aus uns wird.“ Sein Blick glitt zur Tür. Irgendwo hinter einer anderen Tür lag Brianna in ihrem Krankenbett. „Es ändert gar nichts.“
Althea drückte seine Hände an ihre Lippen und küsste sie. „Doch“, sagte sie, „es ändert alles.“
Wieder verging ein langer, quälender Moment. Dann lächelte Demos, umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht und zog sie an sich. Schloss sie in seine warmen, starken Arme, wo sie sich sicher fühlte. Wo sie hingehörte.
„Vielleicht hast du recht“, flüsterte er und küsste sie mit einer Zärtlichkeit, die von tief innen zu kommen schien, aus diesem Vulkan brodelnder Gefühle.
Eine Weile lang verharrten sie so: Althea zwischen
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