Julia Extra Band 0305
klammerte sie sich jetzt.
„Demos …“, flüsterte sie, während Stavros sich diskret zurückzog. Lastende Stille hing im Raum.
„Warum bist du hier?“, fragte er tonlos.
„Weil ich deine Frau bin. Weil mir etwas an dir liegt und ich …“
„Nein!“, fuhr er auf, sein Blick kalt wie Eis. „Lass es, Althea. Sag mir nicht, dass du mich liebst, nur weil wir leidenschaftlichen Sex miteinander hatten. Oder dass du dich bei mir sicher fühlst und mir vertraust. Und erzähl mir um Himmels willen nicht, wie sehr du mich brauchst!“ Er fluchte, und sie zuckte zusammen. „Das war’s, Althea. Ich habe dich begehrt, und nun hatte ich dich.“
Kälte machte sich in ihrem Innern breit. „Was sagst du da?“
„Ich bin fertig mit dir. Ich habe genug von dieser Ehe.“ Er raufte sich das Haar, ließ dann die Arme sinken. „Ich will nicht, dass du mich ansiehst, als könnte ich dich retten, wenn ich es nicht kann. Es ist aus und vorbei!“ Sein zorniger Ausruf trieb Althea die Tränen in die Augen.
Demos sank auf einen Stuhl, die Hände vors Gesicht geschlagen. Seine breiten Schultern bebten.
Althea stand an der Türschwelle. Und an der Schwelle zu ihrem gemeinsamen Leben mit Demos. Die Tragweite dieses Augenblicks war ihr bewusst, doch sie hatte keine Angst.
„Du brauchst mich nicht mehr zu retten“, sagte sie ruhig. „Das hast du nie getan. Was mich gerettet hat, ist die Liebe, Demos. Nicht du.“ Sie ging zu ihm und kniete sich vor ihn hin wie in der Nacht vorher, als die Liebe nur eine vage Möglichkeit war. Jetzt war sie Gewissheit.
„Du hast mit zwölf Jahren die Verantwortung für deine Familie übernommen. Feodore hat es mir erzählt“, sagte sie. „Das war eine schwere Last für einen Jungen.“
Demos spannte sich an. „Ich habe es gern getan“, erwiderte er gepresst.
„Als deine Mutter Stavros heiratete, übernahm er die Sorge für deine Familie.“ Behutsam setzte sie die Puzzleteile seines Lebens zusammen. „Und du hattest keine Aufgabe mehr.“
Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Demos, jung, aufstrebend, gerade zu Geld gekommen, plötzlich mit dem Haus dastand, das er für seine Familie gekauft hatte, und feststellen musste, dass er nicht mehr gebraucht wurde. Also hatte er eine neue Rolle für sich erfunden, genau wie sie. Die des Playboys, des Lebemanns. Denn Gleichgültigkeit vorzutäuschen war so viel leichter, als Gefühle zuzugeben.
Ihre Hände glitten über seine muskulösen Beine und Arme hinauf zu seinen Händen, hinter denen er das Gesicht verbarg. Keiner von ihnen sollte sich mehr verstecken, nicht vor sich selbst und nicht vor dem anderen. Sie wollte die Wahrheit, auch wenn sie wehtat. Sie wollte Liebe.
„Ich liebe dich, Demos.“
„Nein, tust du nicht“, sagte er matt. Ihre Finger schlossen sich um seine.
„Doch. Und du liebst mich.“
Er lachte bitter. „Ich habe genug von der Liebe, das weißt du doch.“
„Du hast genug davon, dich um andere sorgen zu müssen“, korrigierte sie ihn. „Um Brianna, die mehr Hilfe benötigt, als du ihr geben kannst. Das ist nicht die Liebe, die ich meine, Demos. Sieh mich an.“
Langsam ließ er die Hände sinken. Sein Gesicht war von Emotionen gezeichnet, doch sein Blick war leer.
Althea atmete tief durch, nahm all ihren Mut zusammen. „Ich bin nicht Brianna. Ich kenne diesen Zustand abgrundtiefer Verzweiflung, und du wohl auch, aber er beherrscht nicht mein Leben. Das bin nicht ich.“ Sie sah die Skepsis in seinem Blick. Und den Funken Hoffnung. „Ich bin jahrelang vor mir selbst davongelaufen, habe mich hinter einer Maske versteckt“, fuhr sie fort. „Das ist vorbei. Hier bin ich. Und ich liebe dich, Demos.“
Sie wartete. Und obwohl sie alles auf eine Karte gesetzt hatte – ihr Leben, ihre Liebe –, hatte sie keine Angst. Sie war sich ihrer Sache sicher. Und sie war stark. Darauf vertraute sie.
„Ich zweifele nicht an dir“, sagte Demos rau, „ich zweifele an mir. Ich habe mich um Brianna gekümmert, seit sie ein Baby war. Sie sah zu mir auf wie zu einem Helden, und ich war stolz darauf. Ich dachte, ich könnte auf sie aufpassen … aber ich konnte es nicht.“
Althea sah ihn an, ein unausgesprochenes Warum auf den Lippen.
„Ich habe sie verlassen“, sagte er bitter lächelnd. „Zwölf Jahre lang habe ich hart gearbeitet, um für sie alle sorgen zu können, und als ich dann mit der Ausbildung fertig war und Geld verdiente, kam Stavros, und ich konnte gehen.“ Er presste die Lippen zusammen.
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