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Julia Extra Band 0305

Julia Extra Band 0305

Titel: Julia Extra Band 0305 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Wylie , Kate Hewitt , Sabrina Philips , Valerie Parv
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vor dem er sich immer gefürchtet hatte. Während er noch wie benommen auf die Leuchtziffern blickte, schwand jede Hoffnung auf ein freies, unbelastetes Leben mit Althea dahin wie ein Nebelstreif am Horizont.
    „Was ist passiert?“, fragte er heiser ins Telefon. „Was ist mit Brianna?“
    „Ach, Demos …“, beim Klang der tränenerstickten Stimme seiner Mutter wurde ihm eiskalt, „sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen.“

10. KAPITEL
    Wieder einmal wurde Althea erschreckend bewusst, wie schnell sich alles ändern konnte. Die letzte Nacht war die schönste ihres Lebens gewesen, doch nun, auf der Rückfahrt nach Piräus im strahlenden Morgenlicht, fühlte sie sich genauso allein wie vorher.
    Schlimmer noch. Sie hatte sich mit Leib und Seele Demos offenbart, und er hatte ihr dieses Geschenk vor die Füße geworfen.
    Kurz bevor der Anruf kam, hatte sie geglaubt, einen Anflug von Wärme, Liebe, Hoffnung in seinen Augen zu sehen. Dann hatte der Klingelton die Stille zerrissen, und seitdem hatte Demos kaum ein Wort mit ihr gesprochen. Sie wusste nur, dass Brianna einen Selbstmordversuch unternommen hatte, doch ihre besorgten Nachfragen hatte Demos brüsk abgewehrt. Er ging auf Abstand, schloss sie aus seinem Leben aus.
    Letzte Nacht hatte sie gehofft, die Geister der Vergangenheit besiegen zu können, doch vielleicht würden einige von ihnen sie für immer begleiten. Demos, mit finsterer Miene über das Steuer gebeugt, sah aus, als hätten ihn seine quälenden Erinnerungen fest im Griff.
    Als sie Mikrolimano erreichten, ging er mit großen Schritten den Kai entlang, ohne sich auch nur nach ihr umzusehen. Sie war unwichtig geworden. Lästig.
    Er brachte sie in sein Apartment, wo sie nie zuvor gewesen war, spritzte sich kurz Wasser ins Gesicht und war schon wieder auf dem Weg zur Tür. Als Althea ihm folgen wollte, fertigte er sie mit den Worten ab: „Nein, du bleibst hier. Ich fahre allein ins Krankenhaus. Das geht dich nichts an.“
    Althea atmete tief durch. „Vielleicht doch. Ich weiß, wie Brianna sich fühlt. Ich habe nie versucht, mich umzubringen, aber … ich kenne diese abgrundtiefe Verzweiflung. Ich kann mit ihr reden. Ich kann dir helfen, zu verstehen …“ Sein kalter, abweisender Blick ließ sie verstummen. „Was ist?“, flüsterte sie erschrocken.
    „Ich weiß, dass du das kannst“, erwiderte er in eisigem Ton. Wie ein Fremder, ein Feind, der ein vernichtendes Urteil über sie fällte.
    Die Tür fiel ins Schloss, und Althea war allein.
    Ruhelos ging sie in der Wohnung auf und ab, verstört und verunsichert. Draußen vor dem Fenster schimmerte verheißungsvoll das Meer in der Sonne, und beim Anblick der glitzernden Wogen wurde ihr plötzlich etwas klar: Sie war stark.
    Sie war immer stark gewesen, selbst in den schlimmen Zeiten ihres Lebens: als einsame, verstörte Dreizehnjährige, die in Selbstverletzung Zuflucht suchte. Als Neunzehnjährige, die sich hinter einer wilden Haarmähne und unförmigen Kleidern versteckte aus Angst, wieder benutzt zu werden. Als junge Frau in der Maske der Partyqueen, die tanzte und flirtete bis zum Umfallen, um allen zu zeigen, wie wild und frei sie war.
    Und jetzt erst recht. Jetzt, da sie sich von ganzem Herzen wünschte, Demos nah zu sein, von ihm geliebt zu werden.
    Denn noch etwas war ihr klar geworden: Sie liebte Demos. Sie hatte geglaubt, niemals lieben zu können, doch nun war sie erfüllt von Liebe, so warm und strahlend, dass sie Kraft und Hoffnung daraus schöpfte.
    Sie war stark. Sie liebte Demos. Wenn sie an diesen beiden Wahrheiten festhielt, war sie gerettet. Waren sie beide gerettet.
    Doch es gab noch jemanden, den sie dringend sehen musste.
    Das Haus wirkte still und verlassen, wie eingehüllt in eine düstere Wolke aus Trauer und Unglück. Ihr Elternhaus – ein Ort der Bitterkeit und Reue. Leise ging sie hinein, doch unten war niemand. Ängstlich stieg sie die Treppe hinauf, hörte ein Geräusch aus ihrem früheren Zimmer und spähte hinein. Auf dem Bett saß ihr Vater, eine Handvoll Glassteine im Schoß.
    Ihre Sammlung.
    Sie hatte sie immer aufbewahrt, obwohl sie jedes einzelne Stück zu hassen gelernt hatte. Diese Steine, die ein Vorwand gewesen waren, sie auf ihr Zimmer zu begleiten, ihr Dinge ins Ohr zu flüstern.
    Sei ein braves Mädchen …
    Energisch schüttelte sie die Erinnerung ab. Diese Glassteine bargen kein Unglück und keine Macht.
    „Hallo, Vater“, sagte sie leise. Spiros zuckte zusammen, und eine Flut bunter Steine fiel

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