Julia Extra Band 0305
nur die Wahrheit.“
„ Deine Wahrheit“, warf sie ihm vor.
Er lachte bitter. „Es ist die einzige, die zählt! Ich bin dein Angestellter. Und sobald ich genug verdient habe, werde ich Merrisand für immer den Rücken kehren. Du bleibst hier, wirst deinen königlichen Verpflichtungen nachkommen und irgendwann deinem Stand gemäß heiraten. Besser, wir vergessen, was eben geschehen ist, Eure Hoheit .“
Also sind wir wieder bei Rang und Titel angelangt, konstatierte Giselle für sich. „Ist es wirklich das, was du willst?“
„Es ist das, was ich wollen muss.“
Nicht ganz dasselbe. Aber vielleicht war ja die Anziehung auf ihrer Seite auch ungleich stärker, und sie machte sich nur etwas vor. Versuchte Bryce vielleicht, ihr auf diese Weise zu zeigen, dass er sie gar nicht wollte?
Nein, das hatte sie sich nicht eingebildet! Er begehrte sie genauso heftig und schmerzlich wie sie ihn. Doch sie war eine Prinzessin und er ein Mann, der nie um etwas bitten würde. Wahrscheinlich hielt er sie für so oberflächlich und schwach, dass er ihr nicht zutraute, ohne ihren Titel oder die königliche Geldschatulle leben zu können. Und wenn das der Fall war, dann passte er tatsächlich nicht zu ihr, ganz egal, welche Gefühle er in ihr wachrufen konnte.
Jetzt war es Giselle, die einen Schritt zurücktrat und ihre Kleidung ordnete. Als sie Bryce anschaute, hatte sie ihre Fassung zurückgewonnen und lächelte, als wäre dies nur eine ganz normale Audienz. „Gut, dann sind wir uns darin einig, das Geschehene zu vergessen, Mr. Laws“, stellte sie ruhig fest, während ihr Herz drohte, in tausend Stücke zu zerspringen.
Bryce verlor alle Farbe aus dem Gesicht, als hätte er nicht erwartet, tatsächlich beim Wort genommen zu werden. „Prinzessin … Giselle …“
Die Prinzessin winkte ab. Er konnte nicht beides haben, so viel stand fest. „Lassen wir es bei Giselle“, gab sie in einem Augenblick der Schwäche nach. „Noch etwas?“
Bryce umfasste ihre zarte Gestalt mit einem brennenden Blick und senkte dann den Kopf. „Nichts.“
„Dann können Sie sich zurückziehen.“
Sein Kopf fuhr hoch, und ihre Blicke begegneten sich. Es sah aus, als wolle er zu einer Erwiderung ansetzen, und einen Herzschlag lang wünschte sich Giselle, er würde wenigstens versuchen, sie zu überreden …
Doch dann wandte sich Bryce abrupt zum Gehen. Trotzdem glaubte sie an der Anspannung seines muskulösen Körpers einen gewissen Widerstand ablesen zu können, so als müsse er sich selbst zum Rückzug zwingen.
Giselles Herz klopfte zum Zerspringen. „Moment, Bryce!“, rief sie ihm nach, als seine Hand bereits auf der Klinke lag.
Sehr langsam drehte er sich zu ihr um. „Ja, Eure Hoheit ?“
Lass das!, hätte sie ihn am liebsten angeschrien. Nenn mich Giselle, in diesem wundervoll rauen, verführerischen Ton …
„Ich werde die Filmleute anweisen, sich nach den offiziellen Anordnungen, den Tierpark betreffend, zu richten“, brachte sie mit Mühe hervor.
Bryce hob die dichten Brauen. „Soll heißen …?“
„Dass alle Besucher des Parks Ihrer direkten Autorität unterstehen, ohne Ausnahme. Sie werden entscheiden, wo und wie sich jeder bewegen darf. Etwaige Beschwerden sind direkt an mich zu richten.“
Bryce musterte sie einen Moment forschend, dann deutete er eine Verbeugung an. „Danke, Eure Hoheit.“ Dabei hörte er sich keinen Deut dankbar an. „Gibt es sonst noch etwas?“
Nichts, was ich mit dir teilen will, dachte Giselle aufmüpfig und schüttelte den Kopf. „Nein, Sie können gehen.“
7. KAPITEL
Zurück im Tierpark, verlor Bryce keine Zeit, die Filmleute aufzusuchen und die neuen Regeln für ihre Anwesenheit in seinem Revier festzulegen. Woraufhin ihm der Produzent, ein nervöser Mann in den Fünfzigern, unmissverständlich zu verstehen gab, dass er gewohnt sei, einen roten Teppich ausgerollt zu bekommen, wo immer er auftauchte, und augenblicklich seinen Coproduzenten, der niemand anderer war als Robert Gaudet, von der unerträglichen Situation zu unterrichten gedenke.
Das veranlasste Bryce wiederum zu dem Statement, dass die Prinzessin ihm persönlich in jeder Hinsicht freie Hand gewährt habe, und er erklärte dem empörten Mann eindeutig, wo, wann und wie dieser und seine Leute sich auf dem Gelände bewegen durften und was überhaupt nicht akzeptabel war. Dies sei nicht Disneyland und die Sonnenhirsche keine Comicfiguren oder unbezahlte Komparsen, sondern scheue Wildtiere, die durch zu viel Stress
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