Julia Extra Band 0305
seiner Tochter vorging. Und auf die Prinzessin natürlich, weil sie ihn mit ihrer Schönheit und ihrem Charme derart ablenkte, dass es überhaupt erst so weit hatte kommen können …
„Im Gegenteil, ich bin sogar sehr stolz auf dich“, versicherte er, nahm Amanda den Prospektstapel ab, legte ihn zur Seite und schloss seine Tochter in die Arme. Und diesmal schien es ihr gar nicht peinlich zu sein.
Zu rastlos, um sich zu setzen, wanderte Giselle im Arbeitszimmer ihres Bruders auf und ab, nahm immer wieder sorgsam platzierte Kunstgegenstände in die Hand und stellte sie achtlos irgendwo anders wieder hin.
Prinz Maxim zuckte zusammen, als sie einen unschätzbar wertvollen Kristall-Briefbeschwerer gedankenverloren von einer Hand in die andere warf. Hastig eilte er auf seine Schwester zu und nahm ihn ihr weg, um ihn auf den Schreibtisch zurückzulegen.
„Lorne hat alles noch einmal sorgfältig abgeklopft“, erklärte er bedauernd. „Aber selbst er als Monarch kann diese Heiratsklausel nicht einfach so umgehen.“
„Ich weiß“, seufzte Giselle. „Trotzdem vielen Dank dafür.“
„Vielleicht bedeutet es dir nichts, Schwesterherz, aber ich bin ehrlich überzeugt, du würdest eine exzellente Kastellanin für das Château abgeben.“
„Ich fülle die Stellung bereits seit Jahren aus, nur ohne Titel“, erinnerte sie ihn steif.
„Ich weiß“, bestätigte er ungewohnt milde. „Warum ist dieser offizielle Titel nur so wichtig für dich?“
Wie sollte sie ihm als männlichem Titelerben erklären, dass sie wenigstens in einem Bereich ihres Lebens eine Stellung einnehmen wollte, die sie ganz allein ihrem Fleiß und Geschick verdankte? Egal, welche Arbeit sie auch leistete, Max hatte in allem das letzte Wort. Und der Gedanke, dass diese Entscheidungsgewalt nach ihrer Heirat von ihrem Bruder direkt auf ihren zukünftigen Ehemann übergehen würde, erbitterte Giselle.
„So ist es eben“, erwiderte sie mit einem Schulterzucken.
„Vielleicht solltest du Robert doch heiraten.“
Giselle hatte ihm zu Beginn des Zusammentreffens von ihrem Bruch mit Robert erzählt und eigentlich das Gefühl gehabt, Max akzeptiere ihre Entscheidung, wenn er auch nicht gerade begeistert war. „Sag mir einen Grund, warum ich das tun sollte.“
„Ich kann dir gleich drei liefern. Robert liebt dich, das ganze Inselreich erwartet, dass ihr gemeinsam vor den Altar tretet, und du bekommst den ersehnten Titel.“
Die Prinzessin schüttelte den Kopf.
„Okay“, gab ihr Bruder sich geschlagen. „Hast du dir wenigstens inzwischen überlegt, in welcher Form du eure Trennung bekannt geben willst?“
„Seit Tagen denke ich an nichts anderes!“, stöhnte Giselle. „Himmel! Warum kann ich nicht ein Privatleben haben wie jeder normale Mensch?“
„Hängt mit der Stellung zusammen“, gab Maxim lakonisch zurück. „Sie bringt viele Privilegien mit sich, aber die haben eben ihren Preis.“
In diesem Moment klingelte eins der Telefone auf Maxims Schreibtisch.
„Geh ruhig ran“, forderte Giselle ihn auf und bewegte sich in Richtung Tür. „Wir waren ja so gut wie fertig, oder?“
Ihr Bruder nahm den Hörer ab und hörte kurz zu, bevor er wieder auflegte.
„Giselle, warte einen Moment!“, rief Max ihr schließlich hinterher. „Robert Gaudet erwartet dich in deinem Arbeitszimmer.“
„Ich denke, er ist in Amerika …“, wunderte sie sich.
„Gerade gelandet, wie er sagt. Und jetzt möchte er dich sprechen.“
„Wir haben uns bereits alles gesagt, was es zu sagen gibt“, brummte Giselle ungnädig.
Ihr Bruder lächelte. „Da scheint dein Exfreund aber anderer Meinung zu sein.“
Und damit hatte Prinz Maxim ins Schwarze getroffen.
„Ich wollte dich bitten, dir alles noch einmal gründlich zu überlegen, Elle“, lautete Roberts Erklärung, als sie ihn kurz darauf sehr direkt fragte, was er noch von ihr wolle.
„Das habe ich“, behauptete sie. „Und meine Einstellung hat sich nicht geändert.“
Robert schnitt eine Grimasse, die ihn wie einen schmollenden Schuljungen aussehen lassen sollte, aber nur peinlich wirkte. „Und hast du dir auch überlegt, wie mich das in der Öffentlichkeit dastehen lässt?“
„Keine Bange, ich werde die ganze Schuld an unserem Zerwürfnis auf mich nehmen“, versprach sie kühl.
„Trotzdem wird mir mein Leben lang der Makel anhaften, fallen gelassen worden zu sein wie … und dann auch noch von einer Prinzessin!“
Es ging ihm also wieder einmal nur um sich selbst. „Präsentiere
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