Julia Extra Band 0305
weg – und nicht nur im Sinne von zurückgelegten Meilen.
In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie dermaßen danach gesehnt, gehalten zu werden. Von seiner Zuverlässigkeit und Stärke umgeben zu sein, von seinem frischen Duft nach Seife und purem Quinn. Sie wollte seine raue Stimme hören, seine strahlend blauen Augen sehen und das Zucken seines sündhaft schönen Munds, während er ein Lächeln unterdrückte.
Nach einem weiteren Tag war Clare dem Weinen nahe. Deshalb rief sie ihre Freundinnen für eine Shoppingtherapie zusammen. Was sich anfangs als gute Idee erwies.
„Okay, schieß los. Was geht da mit dir und Quinn vor?“
Clare ließ den Blick durch das mexikanische Restaurant schweifen, das sie fürs Mittagessen in einer Seitenstraße zwischen Fifth Avenue und Broadway entdeckt hatten. Zu ihren Füßen lagen mindestens ein Dutzend Einkaufstüten. Als hätte ein Aspekt von Quinns Persönlichkeit auf sie abgefärbt, wollte Clare nicht über diese Privatsache sprechen.
„Können wir das Thema auslassen?“
Erin schob den Teller mit den Resten ihres Burritos zur Seite und stützte die Ellbogen auf den Tisch. „Nein. Nicht, wenn du halb tot aussiehst.“
„Ich möchte wirklich nicht darüber reden.“
„Das mit der Heiratsvermittlung hat dir die Augen geöffnet, stimmt’s?“
„Vielleicht.“ Clare lächelte Madison an, da sie die Frage gestellt hatte. „Aber ich möchte nicht …“
„Wie steht er dazu?“
Offensichtlich kam sie mit ihren Einwänden nicht weiter. Quinn würde es hassen, dass sie mit den Mädels über ihn sprach. Aber verzweifelte Situationen erforderten verzweifelte Maßnahmen. „Ihr kennt Quinn schon viel länger als ich.“
„Nicht so lange wie Morgan und Evan. Warum?“
„Wisst ihr, wie er sein Unternehmen gegründet hat?“
Das war eindeutig nicht die Frage, die sie erwartet hatten. Verwirrt wechselten sie Blicke, bevor Erin sagte: „Als ich angefangen habe, mit ihnen herumzuhängen, hatte Quinn schon zwei Clubs. Damals bin ich eine Zeit lang mit einem von Morgans Cousins zusammen gewesen …“
Madison zuckte die Schultern. „Ich weiß es auch nicht.“
Stirnrunzelnd schüttelte Clare den Kopf. „Ich schwöre euch, es ist so etwas Ähnliches wie ein Staatsgeheimnis.“
„Ist es wichtig?“
Damit war Quinn ihr auch gekommen. Aber Clare nickte. Weil es durchaus eine Rolle spielte. Es war ein gutes Beispiel für die Dinge, die sie nicht über den Mann wusste, dem sie ihr Herz anvertrauen wollte.
„Die Jungs zu fragen ist auch zwecklos“, fuhr Madison fort. „Sie beschützen Quinns Privatsphäre wie Rottweiler. Ich glaube nicht, dass er viele Leute an sich heranlässt. Deshalb waren ja alle so überrascht, als er schließlich mit dir so gut befreundet war.“
Oh, toll. Jetzt stiegen ihr Tränen in die Augen. Die Worte taten ihr bis ins Mark weh. Es war ja nicht so, dass Quinn ein Einzelgänger war oder dass es ihm an Selbstbewusstsein mangelte – davon könnte er wahrscheinlich ruhig ein bisschen weniger vertragen –, also warum hielt er sich die Leute vom Leib? Warum tat er es ihr gegenüber immer noch?
Erin drückte Clares Hand. „Alle fragen sich seit Langem, was zwischen euch beiden läuft. Hast du nicht bemerkt, wie viele Leute euch schon wie ein Paar behandeln?“
Nein, hatte Clare nicht. „Wieso das denn? Wir waren kein Paar.“
Madison ließ die Vergangenheitsform durchgehen. „Nicht im üblichen Sinne des Wortes. Aber die Grenze zwischen Freundschaft und mehr ist schmal. Hast du nicht gesehen, wie wir am Abend der Wette reagiert haben? Du hast gesagt, du würdest acht von zehn Kriterien seiner Traumfrau erfüllen, erinnerst du dich? In dem Moment haben wir alle den Atem angehalten. Weil ihr euch dem zum ersten Mal gestellt habt. Wir waren gespannt, ob es euch beide dazu bringt, euch mit anderen Augen zu sehen …“
Ein kurzes „Pass auf!“ wäre nett gewesen.
„Zu dir hat Quinn schon länger einer Beziehung, als er jemals eine zu irgendeiner anderen Frau hatte.“
So hatte Clare noch nie daran gedacht. Es gab ihr Hoffnung, doch sie erwiderte: „Was nicht bedeutet, dass ich über die sechs Wochen hinauskomme.“
Erin warf ihr einen finsteren Blick zu. „He, wo bleibt der berühmte irische Kampfgeist, für den wir dich alle lieben?“
„Du hast recht.“ Energisch nickte Clare. „Los, wir sehen uns die Schaufenster von Tiffany an. Ich suche mir ein so teures Abschiedsgeschenk aus, dass es Quinn ruiniert.“
Ihre Freundinnen
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