Julia Extra Band 0305
„Aber du musst wirklich dumm sein, wenn du glaubst, ich wüsste nicht, wie schlecht es um das Matteson’s bestellt ist.“
Faye versteifte sich. Es gab nichts, mit dem er sie noch mehr hätte verletzen können. Also hatte er ihr nur etwas vorgespielt. Er hatte die Gelegenheit ergriffen, sie zu benutzen, nicht mehr. Und wenn er glaubte, das Matteson’s sei nicht mehr zu retten, könnte sie auch gleich aufgeben. „Auch wenn du mich für ein Dummchen hältst, sollst du wissen, Dante, dass es um das Matteson’s nicht so schlecht bestellt ist. Ich gebe ja zu, dass wir eine Finanzspritze brauchen, um mit der Renovierung weitermachen zu können …“
„Finanzspritze?“, warf Dante ein. „Was ihr braucht, ist ein Wunder. Keiner, der bei Verstand ist, würde in ein Unternehmen investieren, das nur Verlust macht.“
„Wir machen nicht nur Verlust.“
„Gewinn macht ihr aber wohl auch nicht.“
Die schockierende Genauigkeit seines Urteils ließ sie erröten, und die Luft im Raum schien plötzlich drückend. Als ihr Vater krank geworden war, konnte er dem Matteson’s nicht mehr die Zeit widmen, die das Restaurant erforderte. Trotzdem war er zu stolz gewesen, um sich eine zusätzliche Hilfe zu suchen, und zu stur, um Faye zu erlauben, von der Universität abzugehen und die Verantwortung zu übernehmen. Faye schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Für all das hatte sie ihren Vater bewundert und gleichermaßen seinen Starrsinn bedauert. Seit seinem Tod war alles jedoch noch schlimmer geworden. Auch wenn Faye sich bemüht hatte, das Steuer herumzureißen, hatten sie immer weniger Gewinn gemacht, und sollte sich dies nicht bald ändern, würde sie die Angestellten nicht mehr lange bezahlen können.
„Hättest du dir vielleicht ein bisschen mehr Erfahrung in diesem Geschäft angeeignet, würdest du dich jetzt nicht in dieser ausweglosen Lage befinden, si ?“
Die Anspielung tat weh. Denn genau er war der Grund dafür, dass sie nicht mehr Erfahrung hatte sammeln können.
„Ich habe meine Erfahrungen gemacht. Und nur weil es nicht unter deiner Anleitung geschah, heißt das noch lange nicht, dass sie nichts wert sind. Denn es gibt tatsächlich auch noch Hotels und Restaurants, die dir nicht gehören. Oder ist dir das noch nicht aufgefallen?“
„Sicherlich hast du seitdem genügend Erfahrung gesammelt“, meinte Dante gedehnt, während sein Blick aufreizend langsam über ihren Körper schweifte. „Aber keine scheint gut genug gewesen zu sein, sonst stündest du nicht hier vor mir. Und wir wissen beide, was das bedeutet: Du bist verzweifelt.“
Faye ignorierte die Anspielung. Was den letzten Punkt betraf, mochte er recht haben, aber er würde sie umso mehr verhöhnen, wenn er wüsste, wie falsch er mit dem lag, was er noch angedeutet hatte.
„Jedes Unternehmen braucht ab und zu neues Kapital. Und die Umstände erfordern es, dass wir uns jetzt nach einem externen Investor umschauen müssen – das erste Mal übrigens in fünfzehn Jahren. Und das kann ich nicht als Misserfolg betrachten.“
„Dann solltest du mal die Augen öffnen.“ Seine kühle, professionelle Seite hatte sie einst respektiert, jedoch nie gedacht, dass sich diese einmal gegen sie wenden könnte. „Damals hast du kein Geld gebraucht, weil das Matteson’s flüssig war. Jetzt ist es so weit runtergekommen, dass niemand es mehr wahrnimmt. Menschen brauchen Veränderung.“
Ist das vielleicht sein persönliches Motto?, überlegte Faye verärgert. Und glaubte er tatsächlich, sie wäre so schwer von Begriff, dass sie das nicht selbst wüsste? Sie hatte alles getan, um das Restaurant attraktiv zu halten und das Schlimmste abzuwenden, nachdem ihr Vater für immer gegangen war. Sie wusste, dass es komplett renoviert werden musste, aber dazu fehlten ihr die Mittel.
„Wir wollen das Geld dazu benutzen, die Küche zu modernisieren, die Innenausstattung …“
„Es ist zu spät!“ Dantes Stimme schien wie ein Echo all der Ablehnung, die sie schon von den Banken erfahren hatte. „Das Matteson’s hat sein Ziel verfehlt.“
„Da bin ich ganz und gar nicht deiner Meinung!“ Faye hob den Kopf und begegnete kurz seinem Blick, bevor sie wieder auf die Skyline von Rom schaute, auf die man aus diesem Büro einen guten Blick hatte.
Er sagte kein Wort, löste sich jedoch vom Fenster und trat auf sie zu, sodass ihr der Raum plötzlich kleiner erschien. Schließlich lehnte er sich lässig neben ihr gegen den Schreibtisch.
Sie nahm seine
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