Julia Extra Band 0309
ausgelassen.“
„Lass deine Fantasie spielen“, sagte Rosie.
„Oh, darauf kannst du dich verlassen.“
Rosie kuschelte sich in ihren Poncho und dachte an Cameron. „Also, soll ich mich heute Abend mit ihm treffen, oder Schluss machen, solange ich noch kann?“
„Verzeihung, aber hat mich Miss Unabhängigkeit gerade nach meiner bescheidenen Meinung gefragt?“
Rosie blickte auf. „Ich frage dich dauernd nach deiner Meinung.“
„Klar, aber nur wenn es darum geht, in welcher Fachzeitschrift du deine jüngsten Abhandlungen unterbringen kannst.“
„Bin ich wirklich so schlimm?“
„O ja, das bist du. Du bist eine harte Nuss, Süße.“
Rosie starrte ihre beste Freundin an, und die starrte zurück. Sie biss sich auf die Unterlippe und sagte: „Du hast ja recht. Aber ich passe nur auf mich auf.“
Adele streckte ihren Fuß aus und stupste damit gegen ihr Bein. „Ich weiß, Süße. Schon gut. Also, willst du wirklich meine Meinung hören?“
„Ja, wirklich.“
„Du sagst, es ist euer drittes Date?“
Rosie nickte.
„Dann triff dich heute noch mal mit ihm!“
„Adele, die Regel vom dritten Date ist Quatsch.“
„Du willst also nicht mit ihm schlafen?“
„Adele!“
Adele hob eine Hand. „Darf ich noch eine Sache sagen, ehe ich für immer schweige?“
„Bitte“, sagte Rosie, in der Vorahnung, dass ihr nicht gefallen würde, was Adele zu sagen hatte.
„Du magst den Mann doch, nicht wahr?“
Rosie nickte, und Adele strich ihr über die Hand.
„Dann solltest du bedenken, dass seine Familie in dieser Stadt eine Institution ist. Anders als dein Professor oder dein Surfer, deren Haltbarkeitsdatum von vornherein begrenzt war, geht Cameron Kelly nirgendwohin.“
Aus irgendeinem Grund beunruhigte Rosie dieser Gedanke gar nicht.
Als sie sich an diesem Abend in Camerons MG Hamiltons steile Küstenstraße hochschlängelten, blieb Rosie absichtlich strikt auf ihrer Seite des Wagens, die Arme unter dem Poncho verschränkt, die Knie in Richtung Beifahrertür gelehnt.
Sie war vor dem Eingang des Planetariums auf und ab gegangen, als er auftauchte – in tief sitzender dunkler Jeans, schwarzem T-Shirt unter einer Designer-Trainingsjacke, deren Ärmel bis zu den Ellbogen hochgeschoben waren und die muskulösen Unterarme entblößten, die sie so unwiderstehlich fand. Sein Haar war zerzaust, seine Wangen von der Kälte leicht gerötet. Seine himmlischen blauen Augen sahen sie an. Intensiv. Unbeirrt.
Er war hinreißend. Es war ihr drittes Date. Und er würde nirgendwohin gehen.
Sie bogen in eine von großen Palmen gesäumte Straße mit makellos gepflegtem Gehweg, deren Häuser hinter hohen Zäunen und Lorbeerhecken versteckt lagen. Cameron hielt vor einer cremefarben verputzten Backsteinmauer. Ein Garagentor öffnete sich, und sie fuhren langsam hinein.
Bei ihrer Ankunft gingen, durch Sensoren ausgelöst, flackernd golden schimmernde Lichter an und enthüllten einen einfachen Raum mit glänzendem Holzfußboden und gerade genug Platz für zwei Autos – oder in Camerons Fall ein Auto, ein Mountainbike, ein Jet-Ski und drei Kanus, die an der hinteren Wand aufgehängt waren.
Er nahm ihre Hand und half ihr beim Aussteigen.
Cameron ließ seine Schlüssel um den Finger kreisen, während er die unauffällige Tür auf der linken Seite öffnete und ihr winkte. „Willkommen in meiner bescheidenen Bleibe.“
Auf der anderen Seite der Tür, am Fuße einer großen Wendeltreppe, lag ein offener Wohnbereich mit glänzendem hellen Holzfußboden, einem Panoramafenster vom Boden bis zur Decke und dramatischer Dachschräge über zwei Stockwerke. Rechterhand befand sich eine erhöhte Küche aus Granit und Eiche mit einem Tisch für sechs unter einem charmanten Dachfenster, das die Größe eines Kleinwagens besaß. Im Wohnbereich zur Linken stand eine weiche cremefarbene Ledercouchgarnitur, auf der locker zehn Personen Platz hatten, und ein Flachbildfernseher, der fast zwei Meter breit war. Im Kamin in der Ecke lagen halb verbrannte Holzscheite und frische Asche. Durch das Fenster sah sie einen großen, dunkelblauen, nierenförmigen Pool.
Rosie schluckte. „Das hast du gebaut?“
„Ich habe Blasen bekommen, einen Zehennagel verloren und mir eine Schulter ausgerenkt. Es war eine hervorragende Lehre für jemanden, der eines Tages selbst Arbeiter beschäftigt. Ich habe Verständnis, wenn sie jammern, aber ich könnte das, was sie tun, jederzeit selbst erledigen. Komm herein“, sagte er und legte ermutigend
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