Julia Extra Band 0309
daran, wie schäbig der Mann an ihrer Seite sie behandelt hatte. Bei der Vorstellung, diesen Mann zu feiern, wurde ihm übel.
Er musste aufhören, darüber nachzudenken. Er sah auf die Uhr. In zwölf Stunden sollte er Rosalind am Planetarium abholen.
Auf der anderen Seite der Stadt riss sich Rosalind vom Teleskop des Planetariums los und blinzelte gedankenverloren auf den aufgeklappten Laptop. Der Cursor blinkte hoffnungsvoll auf dem leeren Bildschirm. Ihre täglichen Aufzeichnungen über Stellung, Farbe, Leuchtkraft, Schatten und weitere Nuancen der Venus verloren sich im Wirrwarr ihrer Gedanken.
Sie legte eine Hand auf das Teleskop, stützte das Kinn auf die Hand und starrte ins Leere. Ihre Gedanken wanderten zurück zum obersten Stockwerk des CK Square. War Cameron jetzt dort? Was tat er? Wer war bei ihm? Was hatte er an? Ob er an sie dachte?
„Morgen, Süße!“
Beim Klang von Adeles Stimme, schoss Rosie so abrupt in die Höhe, dass sie sich das Kinn stieß. Sie rieb die Stelle mit der Handfläche und fragte: „Wie spät ist es?“
Adele hockte sich auf eine Tischkante und zuckte die Schultern. „So um die Sieben.“
Rosie stöhnte und vergrub ihr Gesicht in ihrem rot-grau gestreiften Poncho. Sie deutete auf ihren Laptop und sagte mit erstickter Stimme: „Ich bin seit fünf Uhr hier und habe buchstäblich nichts geschafft.“
Ein krachendes Geräusch ließ sie wieder aufschauen. Adele aß eine Tüte Maischips. Rosie schnipste hungrig mit den Fingern.
Adele stand auf. „O nein. Nicht solange du dich in der Nähe von meinem Teleskop befindest.“
Rosie packte ihre Sachen zusammen und folgte ihrer Freundin ins Büro, wo sie auf einen Plastikstuhl sank und sich eine Handvoll Chips griff.
„Also“, sagte Adele und schwang mit zusammengekniffenen Augen auf ihrem Bürostuhl hin und her. „Wie kommt es, dass du, Rosalind Sternauge Harper zwei Stunden vor dem Teleskop sitzt, ohne Aufzeichnungen zu machen?“
Rosie leckte das Salz mit Käsegeschmack von ihren Fingern und fragte sich, was sie ihrer Freundin darauf antworten sollte. „Ich war mit den Gedanken woanders.“
Adele brauchte weniger als eine halbe Sekunde, um zwei und zwei zusammenzuzählen. „Wer ist der arme Kerl?“
Sie zögerte. Dann schloss sie fest die Augen und fiel mit der Tür ins Haus: „Cameron Kelly.“
Als eine schnippische Retourkutsche von Adele ausblieb, öffnete Rosie vorsichtig ein Auge.
„Cameron Kelly“, sagte Adele. „ Der Cameron Kelly, der neulich morgens hier war?“
Rosie nickte.
„Verständlich“, meinte Adele. „Diese Schultern, diese Stimme, diese Augen. Ich habe auch schon von ihm geträumt.“
Rosie kaute auf ihrer Unterlippe. „Es ist mehr als ein Traum.
Wir waren die letzten beiden Abende zusammen aus. Und heute holt er mich hier ab.“
„Und warum habe ich das Gefühl, dass du nicht hin und weg bist?“
„Er ist einfach nicht mein Typ.“
„Hm. Er ist attraktiv und sexy. Das ist normalerweise schon dein Typ, wenn ich an den Blonden denke, der letzten Sommer jeden Morgen hier war. Das ganze Planetarium roch nach Sonnencreme.“
„Jay folgte den Wellen die Ostküste hinunter.“
„Jedenfalls war er attraktiv und sexy. Und letzten Winter …“
Rosie dachte nach. „Marcus.“
„Genau! Der amerikanische Professor, der für drei Monate seinen Job getauscht hatte. Supersüß mit seinen ledernen Ellbogenschonern. Sah so aus, als würde er dir im Bett Emily Dickinson vorlesen. Also, was soll an dem hier so viel anders sein?“
Rosie zuckte die Schultern.
„Verschweigst du mir etwas? Irgendeinen körperlichen Makel, der unter seinen Designerklamotten versteckt ist? Irgendeine Macke? Erzähl es mir ruhig, ich verkrafte das schon. Ich habe andere Männer in Reserve, von denen ich träumen kann.“
„Nein. Okay, es ist so: Er hat diese unantastbare Aura des einsamen Wolfes, der in jedem Team zum Kapitän gewählt wird. Er ist stur, selbstsicher und viel zu beschäftigt, um sich auf eine Frau einzulassen.“
„Klingt wie du.“ Adele nickte.
„So gesehen hast du recht. Andererseits hat er mir freiwillig sehr Privates erzählt. Und er hält einem ungefragt die Autotür auf. Ich wusste nicht, dass es das noch gibt. Ist Höflichkeit eine Charakterschwäche? Nein. Ich klammere mich an jeden Strohhalm. Aber er küsst so …“ Rosalinds Stimme verlor sich in Erinnerung an seinen glutvollen, schmelzenden, aufwühlenden Kuss.
„Hey!“, rief Adele. „Du hast das Beste
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