Julia Extra Band 0309
sie aus ihrer Trance auftauchte und in Camerons funkelnde Augen sah.
„Hast du morgen Abend schon etwas vor?“, fragte er.
Sie blinzelte heftig, in dem Versuch, sich zu erinnern, wo sie war, wer sie war …
Sie brauchte noch einen Moment, um das letzte bisschen Verstand zusammenzuhalten, das nicht bei seinem Kuss auf der Strecke geblieben war. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, holte tief Luft und sagte: „Ich bin jeden Abend beschäftigt. Du weißt schon, in die Sterne gucken und dergleichen.“
„Zu beschäftigt, um noch mal mit mir zu essen?“
„Schon möglich.“
„Noch nie hat mich eine Frau wegen einer einfachen Verabredung zum Essen so schmoren lassen.“
Sie löste sich gerade so weit von ihm, dass sie spürte, wo ihr Körper aufhörte und seiner begann. „Cameron, ein Essen mit dir ist nie einfach.“
Er wickelte eine Locke um seinen Finger und ließ sie wieder los. Wieder und wieder und wieder. „Wenn du es einfach magst: Ja ist eine einfache Antwort. Nur zwei kleine Buchstaben.“
„Na gut. Ja.“
Seine Stirn glättete sich, und erst jetzt fiel ihr auf, mit welcher Anspannung er auf ihre Antwort gewartet hatte. Es sei denn, der Grund für die Sorgenfalten war ein anderer.
„Cameron, ist …?“ Kopfschüttelnd suchte sie nach den richtigen Worten. „Ich würde verstehen, wenn du dir morgen Abend lieber Zeit für deine Geschwister nehmen möchtest, um mit ihnen … darüber zu reden. Oder dich vielleicht sogar mit deinem Vater treffen willst.“
„Ich beschäftige mich lieber mit dir“, sagte er mit dem Lächeln, von dem Frauen weiche Knie bekamen. Doch sie fiel nicht darauf herein, nicht, nachdem sie einen Blick auf die andere Seite der Mauer erhascht hatte. Sie ließ nicht locker.
„Dann willst du deinen Dad also nicht besuchen?“
Camerons kühles Lächeln war Antwort genug.
„Hast du Brendan gegenüber überhaupt etwas erwähnt?“, fragte sie weiter.
Er kniff die Augen zusammen.
Unbeeindruckt zog sie eine Augenbraue hoch. „So leicht schüchterst du mich nicht ein. Das Leben hat mich gut darauf vorbereitet, mit Dickköpfen wie dir fertig zu werden.“
Seine Augen funkelten. „Das sehe ich. Na gut. Wir haben nicht über die Gesundheit meines Vaters gesprochen, aber er hat deutlich gemacht, dass ich mindestens enterbt werde, wenn ich am Wochenende nicht zur Geburtstagsfeier erscheine.“
„Harte Worte“, sagte sie heiser.
Er schob die Strähne, mit der er gespielt hatte, hinter ihr Ohr. „Brendan ist der Älteste. Er ist indoktriniert. Er kann nicht anders.“
„Armer Brendan“, flüsterte sie.
„Armer, armer Brendan.“
Er neigte sich vor und küsste sie genau unter ihrem Ohr, und sie vergaß halb, worüber sie gerade geredet hatten. Und als er begann, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, vergaß sie die andere Hälfte auch noch.
Eine Ewigkeit später, als er sich von ihr löste, erinnerte sie sich nur noch daran, dass sie sich auf ein drittes Rendezvous geeinigt hatten. „Also, wo treffen wir uns morgen? In einem Raumschiff? Einem U-Boot?“
„Ich wollte dir eigentlich mein erstes selbst gebautes Objekt zeigen.“
Sie unterdrückte ein Gähnen. „Na gut. Hoffentlich gibt es dort Kaffee. Ich fürchte, nach drei solchen Nächten hintereinander bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst.“
„Das lässt sich machen.“ Und damit zog er sie an sich und küsste sie. Ein langer, zärtlicher, hypnotisierender Kuss. Er schmeckte nach Weißwein und Erdbeeren und wärmte jeden Zentimeter ihres Körpers.
Als er sich von ihr löste, tat er es mit offensichtlichem Bedauern. Er stöhnte, drehte sie herum und gab ihr einen kleinen Schubs in Richtung ihres Wagens: „Geh jetzt, ehe es Mitternacht ist und wir beide uns wieder in Gespenster verwandeln.“
8. KAPITEL
Die Sonne ging gerade erst auf, doch Cameron saß bereits seit einer Stunde auf einem mit Farbe beklecksten Stuhl und spielte Vermittler zwischen Bruce, dem Projektmanager, und Hamish, dem Architekten. Einen Monat vor Fertigstellung des Gebäudes war die Atmosphäre gespannt.
Er fuhr mit dem Finger unter seinen Schutzhelm, um sich den Schweiß von den Augenbrauen zu wischen, und musste plötzlich daran denken, wie Rosalind am Abend zuvor damit ausgesehen hatte.
Mit ihren großen grauen Augen und dem gewellten Haar, das unter dem orangefarbenen Monstrum hervorgequollen war, hatte sie zum Anbeißen ausgesehen. Als kurzfristige Ablenkung erfüllte sie voll und ganz ihren Zweck.
„Kelly!“,
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