Julia Extra Band 0309
als Sie jemals in Ihrem Leben ausgeben können. Und das alles nur, weil Sie nie wirklich über diesen Schicksalsschlag hinweggekommen sind, sagt Freddy …“ Erschrocken hielt Julie sich die Hand vor den Mund.
„Und welcher Schicksalsschlag war das …?“
„Ach, nichts. Vergessen Sie es.“
„Was hat mein Bruder Ihnen erzählt?“
„Ich muss mich jetzt wirklich umziehen!“ Julie floh. Sie verstand sich selbst nicht. Wie konnte sie sich so hinreißen lassen, nur weil er ihr unterstellte, dass sie es auf Freddys Geld abgesehen hatte! Sie hätte das Ganze mit einem Achselzucken abtun sollen. Stattdessen …
Aufgewühlt schloss sie die Badezimmertür und lehnte sich dagegen. Ein paar Sekunden blieb sie so mit geschlossenen Augen stehen. Dann ging sie unter die Dusche und blieb so lange unter dem heißen Wasserstrahl, bis sie merkte, wie sie sich entspannte.
Nachdem sie auch noch das lächerliche Nachthemd gegen ihre Lieblingsjeans und ein eng anliegendes T-Shirt mit langen Ärmeln eingetauscht hatte, fühlte sie sich viel besser. Aus irgendeinem Grund war es ihr ein Bedürfnis, Cesar zu zeigen, dass sie eine durchaus wohlgeformte Figur hatte.
Der Geruch von gebratenem Frühstücksspeck stieg ihr verführerisch in die Nase, als sie sich wieder auf den Weg nach unten machte. Ihr Magen begann sofort zu knurren. Cesar war anscheinend weitaus küchentauglicher, als sie vermutet hatte. Sie betrat die Küche und sah Cesar dabei zu, wie er Brot in den Toaster steckte und dann Eier in eine Schüssel schlug.
„Sie sind davongerannt, bevor Sie mir gesagt haben, welche kleinen Geheimnisse Fernando sonst noch mit Ihnen geteilt hat.“
„Es tut mir leid.“ Julie setzte sich an den Tisch. Erst blickte sie auf ihren Verband, dann auf Cesars aristokratisches Profil. Mit seinen markanten Zügen war es von geradezu klassischer Schönheit. Ein Künstler hätte viel dafür gegeben, ihn malen zu dürfen. Cesar hatte die Ärmel hochgekrempelt, und sie bemerkte, wie muskulös seine Unterarme waren. Seine Hände verrieten Kraft und Geschick. Julie wandte schnell den Blick ab. „Ich habe Ihnen vorhin vorgeworfen, dass Sie mich in meinem eigenen Haus beleidigen. Aber es war auch nicht in Ordnung, dass ich etwas angesprochen habe, was mich gar nichts angeht. Damit sind wir quitt, oder? Vielleicht könnten wir uns ab jetzt über etwas anderes streiten?“
„Ich nehme an, er hat Ihnen von Marisol erzählt“, sagte Cesar ausdruckslos.
„Es tut mir leid.“
„Was tut Ihnen leid? Dass ich, wie Fernando angedeutet hat, noch nicht über ihren Tod hinweg bin?“ Er lehnte sich gegen die Küchentheke und sah Julie an.
„Wie gesagt, das geht mich nichts an.“
„Stimmt genau.“ Bin ich wirklich nie darüber hinweggekom men? Ist es das, was die Leute hinter meinem Rücken sagen?
Er dachte an Marisol, seine verstorbene Frau. Als sie sich kennengelernt hatten, war er gerade achtzehn gewesen. Ein Blick auf dieses zarte Mädchen mit seinem für eine Spanierin ungewöhnlich blonden Haar hatte ihm genügt, um zu wissen, dass er sie einfach haben musste. Die Verbindung hatte den Segen ihrer beiden Eltern, und Marisol erfüllte in der kurzen Zeitspanne, die ihnen blieb, all seine Erwartungen. Sie war eine sehr warmherzige Frau, verfügte über erstaunliche Kochkünste und beschwerte sich nie darüber, dass er so viel arbeitete. Sie war dazu geboren, beschützt und umsorgt zu werden. Und das hatte er nur zu gern getan.
Seitdem dachte er nie wieder daran, zu heiraten. Aber immer fühlte er sich zu demselben Typ hingezogen: strahlend schöne Frauen, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen. Zur Trennung kam es immer dann, wenn die Alltagsroutine einsetzte und er sich zu langweilen begann. Eigentlich störte ihn das nie. Schließlich suchte er keine Beziehung fürs Leben. Aber bedeutete das, dass er nie über Marisols Tod hinweggekommen war? Dass er wegen eines tragischen Todesfalls vor über zehn Jahren nicht fähig war, ein erfülltes Leben zu führen?
Er runzelte die Stirn und sah Julie an. Sie war die irritierendste Frau, die er jemals kennengelernt hatte. War ihr nicht klar, dass Männer sich nicht zu Frauen hingezogen fühlten, die zu rebellisch waren?
„Sie können jetzt damit aufhören, mich so mitleidig anzusehen.“
„Ich sehe Sie nicht mitleidig an. Ich frage mich einfach nur, warum Sie sich nie mehr wirklich auf jemanden eingelassen haben.“
„Dasselbe könnte ich Sie fragen.“ Cesar stellte eine Pfanne auf den
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