Julia Extra Band 0309
Herd.
„Ich halte es für sinnvoll, erst einmal ein paar Frösche zu küssen. Damit ich den Prinzen erkenne, wenn er auftaucht.“
„Und wie viele Frösche haben Sie geküsst?“
„Ich habe den Überblick verloren.“
Es waren einige Frösche gewesen, aber nur bei einem hatte sie gedacht, er könne der Richtige sein. Das war jetzt drei Jahre her. Es endete damit, dass er ihr eines Tages mitteilte, er müsse mit ihr reden. Sie sei nicht die richtige Frau für ihn, er hoffe aber, dass sie Freunde bleiben würden. Später war sie zu dem Schluss gekommen, dass diese Floskel einfach nur ein feiger Trick gewesen war, damit sie keine Szene machte. Das war typisch für die Männer. Sie hatten Angst vor Tränen und versuchten es deshalb auf die sanfte Tour, aber eine Trennung blieb doch immer eine Trennung. Rückblickend hätte Julie sich ohrfeigen können, dass sie ihn nicht einmal nach dem Grund gefragt hatte. Sie hatte einfach tapfer gelächelt und sich die Tränen für später aufgehoben, nachdem er gegangen war.
Das alles ging Cesar jedoch nichts an, und sie war froh, dass er gerade am Herd beschäftigt war. Sie verspürte immer das unbehagliche Gefühl, dass er geradewegs in ihr Herz blicken könne.
„So viele also …?“
„Genau, so viele.“
„Und warum war unter all diesen Fröschen kein verwunschener Prinz?“ Cesar stellte einen Teller vor sie hin, der randvoll mit Rührei und Speck beladen war.
„Wie kommt es eigentlich, dass Sie kochen und ein Bett beziehen können, während Freddy in dieser Hinsicht ein vollkommen hoffnungsloser Fall ist?“
„Ist das Ihre subtile Art, das Thema zu wechseln?“ Cesar setzte sich an den Tisch und fing an zu essen. „Ich finde es einfach beruhigend, zu wissen, dass ich notfalls mit allem allein zurechtkomme. Und das bezieht sich auch auf Hausarbeit.“
„Schön. Dann können Sie sich gern nützlich machen, solange Sie hier festsitzen. Ich bin im Haushalt ziemlich wenig zu gebrauchen.“ Julie begegnete Cesars Blick und wurde rot. „Ich meine, Hausarbeit gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.“
Julie war sich sicher, in seinem Blick Missbilligung zu erkennen. Das spürte sie geradezu. Dieser Mann brauchte gar nichts zu sagen, und es war trotzdem klar, was er dachte.
„Ich wette, Sie sind einer von den Männern, die meinen, eine Frau sollte mit Ketten an den Herd gefesselt sein oder zumindest den ganzen Tag mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen einen Staubsauger durch die Wohnung schieben“, ergänzte sie schnippisch.
„Ich gebe zu, dass ich, was das andere Geschlecht betrifft, ziemlich konservative Vorstellungen habe. Kommen Sie mir jetzt etwa mit einem Vortrag über die Rechte der Frauen? Sie scheinen ja, was dieses Thema betrifft, ziemlich empfindlich zu sein.“
„So ein Unsinn.“ Julie häufte etwas Rührei auf die Gabel und dachte an James, ihren Exfreund, der ihr den Laufpass gegeben hatte. Acht Monate nach ihrer Trennung hörte sie, dass er eine süße kleine Blondine geheiratet hatte, die sofort schwanger geworden war, und dass die beiden gerade dabei waren, irgendwo auf dem Land in Wiltshire für sich und den Nachwuchs ein Haus zu bauen.
„Die meisten Männer denken so …“, sagte Cesar provozierend. „Fernando eingeschlossen.“
„Ist das Ihre Art, mir zu signalisieren, dass ich die Finger von ihm lassen soll?“ Julie stand mit ihrem Teller in der Hand auf und ging zur Spüle. Ein Blick nach draußen zeigte ihr, dass es immer noch schneite.
Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Cesar das restliche Geschirr abräumte. In einer idealen Welt wäre er nach einem reichhaltigen Frühstück, das natürlich seine Frau zubereitet hatte, einfach sitzen geblieben, und hätte sich später mit der Zeitung an den Kamin im Wohnzimmer zurückgezogen, während sie lächelnd den Abwasch erledigte.
„Vielleicht ist Freddy gar nicht so konventionell, wie Sie glauben.“
Cesar sah sie scharf an, und Julie bedachte ihn mit einem mysteriösen Lächeln. In Imogen hatte der durchaus konservative Freddy die perfekte Partnerin gefunden. Ungeachtet ihres früheren Broterwerbs entsprach Imogen im Grunde nämlich ganz dem traditionellen Frauentyp. Als kleines Mädchen hatte sie Barbiepuppen geliebt, als Teenager die Farbe Rosa, und sie war schon früh eine begnadete Köchin gewesen. Während Julie mit den Jungen Fußball spielte, experimentierte Imogen mit ihrem Make-up, und wo Julie im Kochunterricht so manches Essen in den Mülleimer
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