Julia Extra Band 0309
zu. „Ich meine, er hat es mal so nebenbei erwähnt.“
„Ihr zwei scheint ja ein ziemlich enges Verhältnis zu haben … dafür, dass ihr nur beruflich miteinander zu tun habt.“
„Ich habe nie behauptet, dass es ausschließlich um berufliche Dinge geht …“
„Aber Sie haben mir erzählt, dass Sie und mein Bruder zusammen an einem Projekt arbeiten.“
„Das tun wir auch … haben wir getan … ich meine, tun wir noch.“
„Was denn nun? Ist es schon beendet oder nicht? Und worum handelt es sich bei diesem sogenannten Projekt überhaupt?“
„Ich habe doch schon gesagt, dass Freddy Ihnen das gern selbst sagen möchte. So viel kann ich ja verraten: Es ist sehr, sehr interessant.“
„Ich brenne darauf, endlich mehr darüber zu erfahren. Die Spannung treibt mir förmlich den Schweiß auf die Stirn. Aber bei Ideen meines kleinen Bruders kann man darauf wetten, dass sie zum Scheitern verurteilt sind. Er hat überhaupt keinen Geschäftssinn.“ Cesar trank seinen Kaffee aus, zog einen Stuhl zu sich heran und legte die Füße darauf. Julie fand dieses Verhalten etwas befremdlich – er schien sich schon ganz wie zu Hause zu fühlen.
„Er hat Ihnen also erzählt, dass ich ein Workaholic bin. So ganz nebenbei, während Sie und er mit diesem mysteriösen Projekt beschäftigt waren?“
„Das klingt ja, als wäre es ein Verbrechen, mit Freddy befreundet zu sein.“
Ein Verbrechen wäre es lediglich, wenn sie den Ehrgeiz hätte, von der Freundin zur Ehefrau zu avancieren. Aber diese Bemerkung sparte Cesar sich lieber.
„Ich bin einfach nur neugierig. Was kam denn zuerst? Die Freundschaft? Oder das Projekt? Wo sind Sie sich denn überhaupt zum ersten Mal begegnet?“
Julie sah ihn misstrauisch an. Sein interessierter Ton konnte sie keine Sekunde lang täuschen. Ihr war klar, dass er auf Umwegen versuchte, mehr aus ihr herauszubekommen.
„Wie gesagt, ich bin Designerin.“ Sie versuchte, nicht zu sehr ins Detail zu gehen, um Imogen nicht erwähnen zu müssen. „Und er hatte ein paar Aufträge …“
„Ach so. Und die hängen mit dem Projekt zusammen, über das er mit mir reden will? War Ihnen damals schon klar, wie reich Freddy ist?“
„Ich wusste es! Ich wusste, dass Sie darauf hinauswollten!“
„So leicht bin ich zu durchschauen?“
„Allerdings! So, und jetzt muss ich mich umziehen.“ Wütend stand Julie auf, was Cesar allerdings nicht zu beeindrucken schien. Seine gelassene Miene signalisierte, dass er alle Zeit der Welt hatte.
„Machen Sie sich meinetwegen keine Mühe.“ Er betrachtete wohlgefällig ihre langen schlanken Beine, die am Abend zuvor nicht zu sehen waren, da sie Jeans trug. Für jemanden mit brünetten Haaren und braunen Augen war ihre Haut erstaunlich hell und hatte einen zarten Schimmer. Cesar war Frauen gewohnt, die immer sorgfältig geschminkt waren. Julie dagegen trug keinerlei Make-up, und ihr Gesicht wirkte frisch und jugendlich. Sie hatte ein paar Sommersprossen, und er stellte sich vor, dass sie als Kind wahrscheinlich ein richtiger Wildfang gewesen war. Bestimmt war sie auf Bäume geklettert und hatte auch sonst alles mitgemacht, was die Jungen so anstellten.
„Ich habe in Ihrem Bruder keinen Heiratskandidaten gesehen, an dessen Vermögen ich mich ranmachen wollte“, konterte sie wütend. „Ist das der Dank für meine Gastfreundschaft, dass Sie mich in meinem eigenen Haus beleidigen?“
„Wie bitte?“
„Ich hätte Sie schließlich auch Ihrem Schicksal überlassen können. Dann hätten Sie zusehen können, wie Sie bei dem Schneesturm in Canterbury ein Hotel finden!“ Das stimmte natürlich nicht ganz. Aber er brauchte ja von dem flehenden Blick nichts zu wissen, den Freddy ihr gestern Abend zugeworfen hatte. Julie war sich sofort darüber im Klaren, was er meinte. Cesar hätte ja auf die Idee kommen können, Freddys Adresse in sein Navigationssystem einzugeben, und das musste verhindert werden. „Sie hätten sich wahrscheinlich verfahren und dann irgendwo mit Ihrem komischen Auto festgesteckt.“
„Komisches Auto?“
„Ich habe es nicht darauf abgesehen, einen reichen Mann zu finden. Ich bin überhaupt nicht besonders materialistisch. Glück lässt sich nicht kaufen. Ganz im Gegenteil! Ich habe oft genug mit reichen Leuten zusammengearbeitet und weiß, dass die genauso unglücklich sein können, wie alle anderen Menschen auch. Und dass Sie glücklich sind, wage ich zu bezweifeln. Sie arbeiten Tag und Nacht, nur um noch mehr Geld anzuhäufen. Mehr
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