Julia Extra Band 0309
…“
„Und das Familienunternehmen war ihm natürlich nicht gut genug …“
„Du weißt doch, dass Freddy nicht dafür geschaffen ist, in einem Büro zu sitzen. Er hatte ja auch vor, dir alles zu erzählen …“
„Klar. Aber erst, nachdem er sich den Treuhandfonds gesichert hätte. Hast du überhaupt eine Ahnung, um welche Summen es sich da handelt? Deine Freundin dürfte darüber wahrscheinlich genauer Bescheid wissen, oder?“
„Sie heißt Imogen.“
„Und natürlich hat Fernando jetzt vor, sie zu heiraten.“
„Natürlich.“
„Verdammt! Wenn er nur zu mir gekommen wäre, bevor er sich in Schwierigkeiten brachte.“
„Er ist nicht in Schwierigkeiten. Er hat sich auf diese Beziehung ganz bewusst eingelassen“, erklärte Julie ungeduldig. „Und er ist glücklich. Bedeutet dir das denn gar nichts? Nein, natürlich nicht. Du weißt ja überhaupt nicht mehr, wie das ist, sich Hals über Kopf zu verlieben und von einem Leben zu zweit zu träumen.“
„Bei mir war die Situation damals ganz anders. Marisol wurde von der Familie mit offenen Armen aufgenommen. In ihrem Falle gab es nicht den leisesten Verdacht, dass es ihr vielleicht nur um mein Geld ging.“ Bei der Erwähnung von Marisols Namen stieg plötzlich ein unbehagliches Gefühl in ihm auf. Bis jetzt hatte er jede Frau mit ihr verglichen – und plötzlich war das anders. Plötzlich hatte in seinem Kopf nur noch eine Platz … eine, die Marisol so gar nicht ähnelte. Ja, die sogar ganz das Gegenteil verkörperte. Eine Frau, die es tatsächlich vermocht hatte, mit ihm zu schlafen und trotzdem ihre Geheimnisse für sich zu behalten. Und zwar äußerst kostspielige Geheimnisse.
„Dann kannst du dich glücklich schätzen, dass du die perfekte Partnerin für dich gefunden hattest. Aber glaubst du tatsächlich, dass du Freddy vorschreiben kannst, wen er zu heiraten hat? Aus welcher Familie seine Frau kommen und welche Haarfarbe sie haben soll?“
„Das ist doch lächerlich!“
„So? Leider hat Freddy aber genau das befürchtet.“
„Ich hatte lediglich sein Wohlergehen im Sinn.“
„Cesar, Freddy ist erwachsen! Sein Projekt, die Idee mit dem Jazzclub, hat dir doch gefallen. Er hat das alles ganz genau durchdacht. Bis ins kleinste Detail.“
„Was soll das jetzt? Was willst du mir damit sagen?“
„Wie heißt es so schön? Im Zweifel für den Angeklagten! Außerdem behandelst du ihn immer noch wie ein Kind.“
Cesar starrte Julie wütend an.
„Mein Gott, ich weiß jetzt, warum Fernando dich auf mich angesetzt hat. Du bist ja wie ein Bluthund.“
„Wie kannst du nur so etwas Schreckliches sagen!“ Julie stiegen die Tränen in die Augen. Warum hatte sie nie ein Taschentuch, wenn sie eines brauchte! Sie wischte sich wütend mit dem Handrücken die Tränen ab und starrte in ihr Glas. Das blütenweiße Taschentuch, das Cesar ihr über den Tisch zuschob, sah sie erst, als es direkt vor ihr lag. Sie weigerte sich, es zu nehmen. Da fühlte sie, wie Cesar sanft ihr Kinn hob und ihr die Tränen von den Wangen tupfte. Sie hielt den Atem an, als sie in seine Augen blickte. Ihr war, als stünde sie an einem Abgrund. Eine falsche Bewegung, und …
„Entschuldige bitte“, sagte Cesar mit heiserer Stimme, „ich bin zu weit gegangen.“ Julie war kein Mensch, der schnell weinte, das fühlte Cesar. Vielleicht waren ihre Vorstellungen von Liebe etwas zu romantisch, aber sie war nicht sentimental. Deshalb berührten ihn ihre Tränen auch so sehr und er ertappte sich dabei, dass er sie gern in seine Arme gezogen und geküsst hätte. Er wollte wieder ihren Körper spüren, die Wärme ihrer Haut, ihre Lippen …
Mit aller Kraft zwang er sich, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.
„Du kannst das Taschentuch behalten.“
Julie versuchte, ihre Beherrschung zurückzugewinnen. Innerlich war sie jedoch völlig aufgewühlt und die Berührung seiner Hand auf ihrer Wange konnte sie immer noch fühlen.
Cesar blickte sie prüfend an. Einen Augenblick lang waren seine Gefühle mit ihm durchgegangen, aber es gab da immer noch ein paar Dinge zu klären. „Ich gebe zu, dass die Sache mit dem Jazzclub eine gute Idee ist. Aber was diese Frau betrifft …“
„Warte nur, bis du sie kennengelernt hast. Dann wirst du anders über sie denken.“ Bei dem Gedanken an Imogen und das Baby stiegen ihr erneut Tränen in die Augen. Sie versuchte, es zu überspielen, und blickte in ihr Glas, als würden die aufsteigenden Bläschen sie unendlich
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