Julia Extra Band 0309
ihr zuflüsterte, dass es vielleicht gar nicht so uneigennützig von ihr war, Cesar von hier wegzulotsen. Konnte es sein, dass sie ihn ein bisschen, wenn auch nur kurze Zeit, für sich allein haben wollte? Das Gespräch würde zwar alles andere als harmonisch verlaufen, aber sie fühlte sich wie eine Süchtige. In diesem Fall war die Droge Cesar.
„Ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie du es geschafft hast, so schnell hier zu sein.“
„Mit dem Hubschrauber“, antwortete er knapp. Inzwischen waren sie auf dem Parkplatz angekommen, und Julie schloss die Beifahrertür auf.
„Ist das dein Auto?“
„Allerdings. Hast du ein Problem damit?“ Kämpferisch drehte sie sich zu Cesar um.
„Ich habe zwar viele Probleme, aber das gehört nicht dazu“, entschied er gefasst und stieg ein.
6. KAPITEL
Eine halbe Stunde später parkten sie vor einem Café. Cesar war während der kurzen Fahrt tief in Gedanken versunken gewesen, und auch Julie war nicht nach unverbindlicher Konversation zumute. Schließlich brach sie das Schweigen.
„Sie haben sich noch nicht für einen Namen entschieden. Freddy meint, vielleicht Maria, nach eurer Mutter, und Florence nach der von Imogen.“
„Wie ist sie denn so, diese Imogen?“
„Lass uns erst mal hineingehen.“
„Ich glaube, ich brauche etwas Stärkeres als Kaffee.“
Julie nickte. Sie gingen an dem Café vorbei und betraten ein Restaurant, das zu dieser frühen Stunde noch angenehm leer war.
„Also“, sagte Cesar, nachdem sie sich gesetzt hatten und die Bedienung ihre Bestellung aufgenommen hatte – Mineralwasser für Julie und Whisky für Cesar. „Du wolltest mir von dieser Frau erzählen. Ich nehme an, sie ist nicht gerade jemand, den man seinen Eltern vorstellt, wenn Fernando so ein Geheimnis um sie macht. Man versteckt doch nur jemand, für den man sich schämt.“
„Darum geht es doch gar nicht! Imogen ist eine wundervolle Frau. Ich kenne sie sehr gut. Wir sind zusammen aufgewachsen. Freddy hat die Beziehung wegen des Treuhandfonds geheim gehalten.“
„Na, dann wird mir ja allmählich einiges klar. Deshalb die kleine Verschwörung.“
„Es gibt keine Verschwörung.“
„Komisch, dass mir dafür irgendwie kein anderer Begriff einfallen will.“
„Du machst es mir wirklich nicht einfach.“
„Hattest du das etwa erwartet?“
„Nein“, gab Julie zu. „Und genau aus dem Grund hat Freddy sich auch nicht getraut, mit dir zu sprechen.“
„Ich habe mich nie in seine Affären eingemischt. Er konnte immer tun und lassen, was er wollte.“
„Ja, solange die Frauen wieder aus seinem Leben verschwanden. Er hat mir gesagt, du wolltest, dass er eine Frau mit eigenem Vermögen heiratet.“
„So habe ich das nie gesagt.“
„Nein. Aber das brauchtest du auch gar nicht. Du hast immer unmissverständlich klargemacht, wie wichtig es dir ist, das Familienvermögen zu schützen. Sogar mich hast du verdächtigt, hinter eurem Geld her zu sein. Und Imogen kommt nicht gerade aus einer reichen Familie. Freddy befürchtete, dass du das nicht akzeptiert hättest.“
„Trotzdem. Er hätte mir das alles selber sagen müssen. Von Mann zu Mann. Stattdessen hat er – mit deiner Hilfe – diese Verschwörung angezettelt.“
„Er hat sich nicht getraut, weil … wegen … Imogens Aussehen.“
Cesar lehnte sich zurück und leerte sein Glas in einem einzigen Zug. Jetzt werden endlich die Karten auf den Tisch gelegt, dachte er.
„Und wie sieht sie aus? Lass mich raten. Blond. Große blaue Augen. Lange Beine. Sexy?“
„Also … irgendwie … ja.“ Julie holte tief Luft. „Außerdem hat sie eine Zeit lang in einem Nachtclub gearbeitet. Dort haben sie sich auch kennengelernt.“
„In einem Nachtclub! Und was hat sie da gemacht? Doch wohl nicht die Buchhaltung?“
Julie sah ihn an. Sein kalter, zynischer Blick ging ihr durch und durch. Sie schluckte.
„Nein. Das nicht. Sie war Tänzerin. Also … nicht, was du jetzt denkst.“
„Ach. Und was denke ich?“
„Auf jeden Fall das Falsche. Freddy und Imogen lieben sich über alles. Sie ist einer der nettesten Menschen, den man sich nur vorstellen kann. Wir kennen uns von klein auf, und ich weiß,dass sie durch und durch ehrlich ist.“
„Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass sie gerade ein Baby von meinem Bruder bekommen hat und wahrscheinlich dahintersteckt, dass er plötzlich unbedingt an den Treuhandfonds kommen will.“
„Das war seine Idee. Er hatte schon länger vor, sich etwas Eigenes aufzubauen
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