Julia Extra Band 0309
faszinieren.
„Ich werde noch ein paar Tage hierbleiben. Dann kann ich mir selbst ein Bild von ihr machen.“
„Ich habe dir doch gesagt …“
„Ich weiß, aber es fällt mir schwer, dir auch nur ein einziges Wort zu glauben.“
„Das ist nicht fair!“
„Nein? Bist du etwa ehrlich zu mir gewesen?“
„Ich habe dir doch erklärt, warum ich so gehandelt habe.“
Cesar wurde klar, dass ihr Gespräch sich im Kreis drehte. Er wusste auch, dass sie recht hatte – er war tatsächlich unfair. Warum konnte er die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen? Zögernd gestand er sich ein, dass ihre Worte ihm nahegegangen waren. Plötzlich empfand er ein gewisses Verständnis für seinen Bruder. Noch vor einem Monat hätte er nur die reinen Fakten gelten lassen: Dass eine ihm völlig unbekannte blonde Clubtänzerin sich von seinem Bruder hatte schwängern lassen und dieser deshalb jetzt viel Geld brauchte. Dass er es gutgläubig in ein unglückseliges Projekt investiert hatte und dabei übersah, dass diese Frau die Hälfte abkassieren würde. Folglich hätte Cesar keinen einzigen Cent aus dem Trustfonds bewilligt.
Aber eine andere Frage beschäftigte Cesar noch viel stärker: Wann hatte Fernando begonnen, sich vor ihm zu fürchten? Wie hatte es geschehen können, dass sein Bruder etwas so Grundlegendes wie eine bevorstehende Vaterschaft vor ihm geheim hielt?
Natürlich würde er sich sein endgültiges Urteil über die Mutter des Kindes noch aufsparen, bis er sie kennengelernt hatte. Inzwischen war er jedoch zumindest bereit, dieser Frau, die sein Bruder und Julie so zu schätzen schienen, eine Chance zu geben.
„Betrachte das Ganze doch einmal aus meiner Sicht.“ Ein eisiger Unterton lag in seiner Stimme. „Du und diese Frau, ihr seid seit eurer Kindheit befreundet.“ Eine innere Stimme warnte ihn, seine Gedanken auszusprechen, aber er brachte sie zum Schweigen. Die Kränkung darüber, dass Julie ihn getäuscht hatte, saß immer noch zu tief. Geflissentlich übersah er, dass er selbst sie ursprünglich in der Absicht verführt hatte, sie auszuhorchen. Und besaß sie etwa nicht die Dreistigkeit, in seinen Armen zu liegen, seine Leidenschaft zu teilen und gleichzeitig etwas zu verschweigen, was dem Caretti-Imperium immensen Schaden zufügen konnte? Sicher würde sie selbst es als Loyalität gegenüber seinem Bruder bezeichnen. Aber für Cesar war ihr Schweigen gleichbedeutend mit Verrat. Und noch tiefer unter allem verborgen lag seine Wut darüber, dass sie ihn abgewiesen und ihre intensiven Zärtlichkeiten als etwas abgetan hatte, was am besten nie geschehen wäre.
Er sah Julie an, und es erfüllte ihn mit Zorn, dass er sie immer noch begehrte. Noch nie hatte er sich so ausgeliefert gefühlt. Diese Frau übte eine eigenartige Macht auf ihn aus, und er musste sie endlich aus seinem Leben verbannen.
„Du verlangst also von mir, zu glauben, dass deine Freundin ein Unschuldsengel ist und keine Hintergedanken hegt.“ Julies Augen funkelten, als wolle sie ihn gleich schlagen, wenn er noch ein einziges Wort sagte.
„Findest du das nicht ein bisschen viel verlangt? Schließlich hat mein Bruder sie in einem Nachtclub kennengelernt, wo sie ihren Lebensunterhalt damit verdiente, sich auszuziehen …“
„Sie hat sich nicht ausgezogen. Zumindest nicht ganz …“
„Das spielt keine Rolle.“
„Wir sollten jetzt zurückfahren.“ Julie stand abrupt auf. „Ich hätte mir gleich denken können, dass es dir unmöglich sein würde, dich einfach nur mit Freddy darüber zu freuen, dass er die Frau seines Lebens gefunden hat.“
Cesar erhob sich ebenfalls. „Versteh mich nicht falsch. Ich wäre überglücklich, wenn ich mir sicher wäre, dass Fernando Liebe und Erfüllung gefunden hat – bei einer Frau, die den Menschen in ihm liebt, und nicht das Geld, das er mitbringt. Aber ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob hier nicht eine Verschwörung im Spiel ist …“
„Eine Verschwörung? Wovon in aller Welt redest du?“
„Woher soll ich wissen, dass ihr beiden nicht ein Treffen mit Fernando arrangiert habt?“
„Wenn du wirklich so über mich denkst, Cesar, was kann ich dann noch sagen?“
„Genau. Was kannst du dazu sagen?“
„Du legst so viel Wert auf Geld, Cesar. Du kommst gar nicht darauf, dass es anderen Menschen vielleicht nicht so viel bedeutet. Und jetzt möchte ich das Thema gern endgültig beenden.“ Damit wandte sie sich ab und ging auf den Ausgang zu. Cesar folgte ihr.
„Wie lange
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