Julia Extra Band 0309
denn dann los?“
„Ich bin ja dabei … wenn du dich nur einen Moment gedulden würdest, könnte ich dir alles erklären.“
„Ich habe weder Zeit noch Lust, hier herumzusitzen, bis du deine Gedanken sortiert hast.“
„Es geht um … um deinen Bruder.“
Den ganzen Flug über war Cesar äußerst angespannt gewesen. Er hatte befürchtet, es sei etwas mit Julie. Nun überkam ihn ein seltsames Gefühl der Erleichterung, sie wohlbehalten, wenn auch etwas blass, vor sich sitzen zu sehen. War also doch seinem Bruder etwas zugestoßen? Er dachte daran, dass es in der Vergangenheit viele Gelegenheiten gegeben hätte, die Kluft zwischen ihnen beiden zu überwinden. War es nun zu spät? Aber sie hat doch gesagt, es geht ihm gut.
„Du hast doch gesagt, dass mit ihm alles in Ordnung ist.“
„Ist es ja auch … eigentlich.“
„Herrgott noch mal, Julie! Komm auf den Punkt!“
„Es ist … nicht so einfach.“ Vor allem nicht, wenn er sie derart ungehalten ansah. Sie verstand ja, dass er ein vielbeschäftigter Mann war, für den Zeit Geld war. Aber wie um alles in der Welt sollte sie ihm in ein paar kurzen Sätzen die ganze Situation erklären? Warum hatte sie nicht einfach alles aufgeschrieben? Dann hätte sie ihm jetzt einfach das Blatt Papier unter die Nase gehalten, und er hätte es selbst lesen und dann seine Fragen stellen können. Ein bisschen wie bei einem Frage- und-Antwort-Spiel.
„Du erinnerst dich doch daran, dass du mich einmal gefragt hast, warum es Freddy plötzlich so eilig hatte, an den Treuhandfonds zu kommen?
„Ja. Und?“ Die Wendung, die das Gespräch jetzt nahm, überraschte Cesar, aber da es Julie war, mit der er hier saß, hätte er sich ja denken können, dass es kompliziert werden würde.
„Also, es gab einen Grund dafür.“ Einen Moment lang stockte Julies Stimme. Plötzlich fragte sie sich, wie sie sich jemals in Cesars Gegenwart wohl gefühlt haben konnte, ja sogar so entspannt, dass … Nun ja. Sie seufzte innerlich. Der Cesar, der jetzt vor ihr saß, war definitiv ein Fremder. Kalt, abweisend, misstrauisch. „Und ich kann auch verstehen, warum Freddy … also, warum er sich so verhalten hat …“
Cesar, der Julies plötzliche Nervosität registrierte, kam zu dem einzigen Schluss, der ihm logisch erschien.
„Willst du damit sagen, dass mein Bruder Geldprobleme hatte, von denen er mir nichts gesagt hat? Ich weiß, dass er ab und zu um Geld spielt, aber ist die Sache etwa aus dem Ruder gelaufen?“ Und was, wenn es tatsächlich so war? Cesar musste sich eingestehen, dass Fernando durchaus Angst gehabt haben könnte, ihm das zu beichten.
„Er ist in Schwierigkeiten geraten und liegt deshalb im Krankenhaus?“
„Nein, Cesar. Freddy hat schon seit Monaten nicht mehr gespielt. Es ist etwas anderes …“
„Drogen? Hat er Drogen genommen?“ Cesar fuhr sich nervös durch die Haare.
Julie sah ihn mitfühlend an. Sie konnte verstehen, wie schwierig diese Situation für jemanden wie Cesar sein musste, der sonst immer die Kontrolle über alles hatte. Beruhigend legte sie ihm eine Hand auf den Arm. Einen Moment lang schien es, als wäre die Kluft zwischen ihnen überbrückt und das Gefühl der Nähe wieder da.
Dann schüttelte Cesar ihre Hand ab.
„Cesar! Hör auf mit deinen wilden Spekulationen. Freddy hat weder Spielschulden, noch hat er ein Drogenproblem. Ganz im Gegenteil … er war sich in seinem Leben noch nie so klar darüber, was er eigentlich will. Und dafür gibt es auch einen Grund …“
„Jetzt rück endlich damit raus, Julie. Ich habe genug von diesem Rätselraten.“
„Er hat sich verliebt.“
„Er hat sich verliebt? Und jetzt liegt er mit gebrochenem Herzen im Krankenhaus?
Und wer ist die Dame?“ Cesar sah Julie argwöhnisch an.
„Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Es geht nicht um mich. Dass du mir zutraust, dass ich … dass ich … bei allem, was … ach, vergiss es …“ Julie holte einige Male tief Luft. So war Cesar nun einmal. Es hatte gar keinen Zweck, deswegen gekränkt zu sein.
„Die Frau, die er liebt, heißt Imogen. … Und … um genau zu sein, er kennt sie schon seit geraumer Zeit …“
„Unsinn. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.“
„Sei doch nicht so arrogant, Cesar! Du lebst wirklich in einer anderen Welt. In einer Traumwelt, in der du glaubst, alles über jeden zu wissen!“
Ihre Worte hatten einen seltsamen Effekt auf Cesar. Statt auf zubrausen, fühlte er sich im Gegenteil irgendwie erleichtert. Mit Fernando
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