Julia Extra Band 0309
unter ihren Augen lagen dunkle Ringe.
Sie hatte sich viel Mühe mit ihrer Garderobe gegeben und sich für ein locker fallendes jadegrünes Wollkleid entschieden. Es war knielang, und der Schnitt wirkte sehr jugendlich. Sogar einen eleganten Mantel hatte sie gekauft. Eigentlich war das ganz gegen ihre Gewohnheit, aber sie hatte das Gefühl, sich für die Begegnung mit Cesar wappnen zu müssen, und was eignete sich dafür besser als ein Outfit, in dem sie umwerfend aussah?
Nun musste sie nur noch genügend Make-up auflegen, dann war sie perfekt gerüstet.
Als das Taxi schließlich kam, verriet ihr Äußeres nicht, wie elend sie sich eigentlich fühlte. Das Kleid, der Mantel und die hochhackigen schwarzen Schuhe waren eine gute Investition gewesen. Nun gut, die Handtasche war vielleicht etwas zu groß, aber sie bot Platz für all die vielen Dinge, die Julie einfach brauchte.
Am liebsten würde ich Cesar ja aus dem Weg gehen, dachte Julie. Aber ich muss dringend mit ihm reden, bevor ich noch ganz durchdrehe.
Sie blickte auf den unscheinbaren Gegenstand aus Plastik, der auf ihrem Nachttisch lag, und die Angst stieg wieder in ihr hoch. Nie wäre sie darauf gekommen, dass sie schwanger sein könnte. Selbst als ihre Periode ausblieb, schob sie es auf ihren beruflichen Stress – nichts, worüber sie sich wirklich Sorgen machte.
Erst beim Anblick der dünnen blauen Linie wurde ihr klar, dass sie allen Grund hatte, sich Sorgen zu machen. Große Sorgen sogar.
Sie dachte an ihre letzte Unterhaltung mit Cesar, als er ihr unterstellt hatte, sich mit Imogen verschworen zu haben, um diese in den Besitz von Freddys Geld zu bringen. Später gab er zwar zu, dass er überreagiert hatte, aber was würde er jetzt über sie denken, wenn sie ihm eingestehen musste, dass sie schwanger war?
Schließlich hatte sie behauptet, dass nichts passieren konnte. Während sie miteinander schliefen, versicherte sie ihm, sie sei geschützt. Und darauf hatte er sich verlassen.
Cesar wollte keine Beziehung. Ganz zu schweigen von einer ungeplanten Schwangerschaft. Alles, was er von einer Frau wollte, war Sex.
Die Taxifahrt zum Standesamt war ein Albtraum für Julie. Wegen des dichten Verkehrs kamen sie nur langsam voran, und so blieb genug Zeit, sich die schlimmsten Szenarien auszumalen. Vielleicht hätte sie Cesar doch lieber in seinem Büro aufsuchen sollen, aber sie bezweifelte, dass er sie überhaupt empfangen würde.
Sie hatte beschlossen, es ihm heute zu sagen, einfach weil er auch da sein würde und ihr wahrscheinlich nicht ganz aus dem Weg gehen konnte. Irgendwann, wenn der Empfang vorbei war, würde sie ihn beiseite nehmen … Letztlich ist es ja völlig egal, wo das Gespräch stattfindet, solange ich es nur einfach hinter mich bringen kann, sagte sie sich. Aber ihre Nerven sprachen eine ganz andere Sprache.
Die Gästeliste war auf knapp zwanzig Personen begrenzt worden. Nur die engsten Freunde und ein paar Familienmitglieder, die extra aus Spanien angereist waren. Später, wenn das Baby etwas größer und kräftiger war, wollten Freddy und Imogen den Rest der Caretti-Familie besuchen.
Als das Taxi schließlich vor dem Gebäude hielt, hatten die Gäste sich bereits davor versammelt. Oben an der Treppe stand Cesar und unterhielt sich mit Imogen. Julie stieg aus und holte tief Luft. Cesar blickte kurz zu ihr hinüber, setzte dann aber seine Unterhaltung fort. So gleichgültig bin ich ihm also, dachte Julie.
Sie ging auf Imogen zu, um sie zu begrüßen. Gerührt blickte sie auf die kleine Maria, die wegen des Trubels etwas unruhig war und das Gesicht verzog, als wolle sie gleich anfangen zu weinen.
„Ich habe sie gerade erst gestillt“, beteuerte Imogen, „aber sie ist schon wieder hungrig. Sie hat anscheinend Freddys Appetit geerbt.“ Imogen lachte. „Ist mit dir alles okay, Julie? Du siehst ein bisschen blass aus.“
„Ich habe nur zu viel gearbeitet“, antwortete Julie, während sie hineingingen. Cesar ging vor ihnen, und sie starrte auf seinen Rücken. Sie hatte niemandem etwas davon erzählt, was zwischen ihr und Cesar vorgefallen war, und glücklicherweise war Imogen viel zu beschäftigt, um genauer nachzufragen.
„Wir müssen bald wieder einmal zusammen ausgehen“, schlug Imogen vor. „Wenn mein Leben etwas weniger hektisch geworden ist. Eigentlich geht es mir ziemlich gut, aber ich hätte nie gedacht, dass so ein kleines Wesen einen so sehr in Anspruch nehmen kann. Ich komme mir vor wie ein Zombie.“
„Für einen
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