Julia Extra Band 0309
kann.“
„Ja, ich weiß. Und ich war mir auch meiner Sache ganz sicher. Wirklich!“
Cesar kam es vor, als würde der Boden unter ihm schwanken. Mit einer Mitteilung wie dieser hatte er nicht gerechnet. Mit allem, nur nicht damit. Hatte sie deshalb wissen wollen, ob er sie immer noch für fähig hielt, seinen Bruder hereinzulegen? Weil es ihr eigentlich darum ging, herauszufinden, ob er sie für fähig hielt, ihn hereinzulegen?
„Hattest du es denn darauf angelegt?“
„Natürlich nicht!“, antworte Julie heftig. „Kannst du dir nicht denken, dass ich genauso schockiert war wie du jetzt, als ich … diesen Test … gemacht habe?“ Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie bemühte sich, die Beherrschung zu bewahren.
„Beruhige dich. Ich glaube dir ja.“
Eine Welle der Erleichterung durchlief Julie. Von allen Katastrophenfantasien der letzten Tage war die am schlimmsten, in der sie sich ausgemalt hatte, wie Cesar sie beschuldigen würde, nur aus Berechnung gehandelt zu haben.
Aber auch wenn dieses Problem nun aus der Welt geschafft war, blieb doch immer noch die Tatsache, dass Cesar und sie keine Beziehung miteinander führten. Sie war einfach nur ein One-Night-Stand für ihn gewesen – einfach zu haben und ebenso einfach zu vergessen. Und nur weil sie jetzt schwanger war, würde sich das auch nicht ändern. Dennoch mussten sie eine Regelung finden, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten.
In ihren Jugendträumen war diese Variante – schwanger zu werden von einem Mann, der sie nicht liebte – nie vorgekommen. Aber jetzt musste sie sich eben damit abfinden, dass genau das passiert war.
„Ich bin nicht hier, um dich um etwas zu bitten“, sagte sie gefasst. „Ich bin ein ziemlich realistischer Mensch. Wir hatten eine kurze Affäre, und das war alles. Jetzt müssen wir besprechen … was werden soll … wenn das Baby da ist.“
„Wie, was dann werden soll?“
„Na ja … ich weiß, es ist eigentlich noch zu früh dafür, aber … wir könnten ja schon ein paar Dinge klären … ich weiß, das ist jetzt ein Schock für dich …“
„Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres.“
„Vielleicht sollten wir ein paar Tage warten … bis du das Ganze verdaut hast …“
„Ist bereits geschehen.“ Cesar fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und sah Julie an. Sein Kind … unter ihrem Herzen. Nie hatte er in Erwägung gezogen, Vater zu werden. Das war ihm immer als unvereinbar mit seinem Lebensstil erschienen.
„Für dich braucht sich gar nichts zu ändern“, warf Julie hastig ein. „Das ist allein meine Sache.“
„Auf welchem Planeten lebst du eigentlich, Julie? Ob dir das jetzt passt oder nicht, ich war ja wohl ebenso daran beteiligt wie du.“
„Ja, aber es ist meine Schuld, dass ich schwanger bin. Ich war eben nicht vorsichtig genug. Ich hätte …“
„Diese Überlegungen sind doch jetzt müßig. Lass uns erst einmal irgendwohin gehen, wo wir in Ruhe über alles reden können.“ Cesar stand auf. „Mein Apartment ist gleich um die Ecke.“
8. KAPITEL
Schweigend gingen sie nebeneinander her. Obwohl es Julie auch lieber war, das Gespräch an einem anderen Ort fortzusetzen, fröstelte sie bei dem Gedanken, gleich mit Cesar allein zu sein. Sie zog ihren Mantel enger um sich. Cesar, der tief in Gedanken versunken war, blieb unvermittelt stehen.
„Wir sind da.“
Julie betrachtete die klaren Linien des vierstöckigen Herrenhauses. Das schwarze Geländer des Entrees war von sorgfältig gestutzten Büschen flankiert. Die Bewohner mussten sehr wohlhabend sein – ein Eindruck, der durch die eleganten Limousinen am Straßenrand noch unterstrichen wurde. Dies war ein Stadtteil, in dem die oberen Zehntausend wohnten – Welten trennten ihn von der Gegend, in der das gemütliche kleine Hotel lag, wo Julie ein preisgünstiges Zimmer reserviert hatte.
Sie betraten das elegante Foyer, das mit zahlreichen Blumenkübeln geschmückt war. Der Lift brachte sie in den dritten Stock, und sie betraten Cesars Apartment, das sich über zwei Stockwerke erstreckte.
Überwältigt blieb Julie stehen. Für einen Moment vergaß sie sogar den Anlass, der sie hierher geführt hatte.
Im unteren Stockwerk lag heller Parkettboden. Der großzügig geschnittene Wohnbereich ging in die Küche über, und Julie sah vom Flur aus, dass es noch weitere Zimmer gab. Über eine geschwungene Treppe konnte man die in der oberen Etage gelegenen Schlafzimmer erreichen. Das Apartment hätte einem
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