Julia Extra Band 0309
aufwächst, so eine Ehe wäre normal. Sie hat etwas Besseres verdient.“ Würdevoll schaute sie ihn an. „Wir beide haben Besseres verdient.“
„Ich kann dich aufhalten.“
„Sicher“, gab sie fest zurück. „Aber das wirst du nicht.“
Mit durchgestrecktem Rücken ging sie auf den Aufzug zu, ohne sich umzusehen. Alexander hielt sie nicht fest. Er packte sie nicht, um sie aufzuhalten. Sie ging bis in die Aufzugskabine durch, und die Türen glitten geräuschlos hinter ihr zu.
Ich bin frei, wiederholte sie unablässig in Gedanken, während der Lift sie die zwanzig Stockwerke des stählernen Wolkenkratzergerüsts hinunterbrachte. Frei.
Dabei wusste sie, dass es nur eine Lüge war. Sie war im Begriff, den einzigen Mann zu verlieren, den sie je geliebt hatte. Ihr wurde klar, dass sie wie Giovanni war. Auch für sie gab es nur eine Liebe im Leben. Sie liebte Alexander und hatte ihn verloren.
Nie wieder würde sie frei sein.
13. KAPITEL
Lia kniff die Augen zusammen, als sie aus dem Flugzeug stieg. Mrs. O’Keefe trug die große Babytasche, während Lia Ruby auf dem Arm hielt. Die Kleine hatte während des siebenstündigen Fluges von Dubai hierher nicht eine Minute geschlafen, sie war völlig übermüdet.
Sie war nicht die Einzige.
Im Westen ging die Sonne hinter der Bergkette unter. Der kleine Privatflughafen lag in der Nähe eines Waldes, der im frischen Frühlingsgrün leuchtete. Der Abend war mild, die laue Luft strich Lia über ihr müdes Gesicht.
Der italienische Chauffeur wartete mit dem Mercedes Geländewagen an der Landebahn. Lia schnallte Ruby in den Kindersitz und setzte sich auf die Rückbank, Mrs. O’Keefe stieg von der anderen Seite ein. Der Fahrer tippte sich an die Mütze und ließ den Motor an. Erschöpft lehnte Lia sich in den Sitz zurück und starrte mit leeren Augen aus dem Fenster.
Der Frühling hatte früh Einzug in der Toskana gehalten. Es war bereits erstaunlich warm, so als könnte das Land sich nicht schnell genug aus dem eisigen Griff des Winters befreien. Auf den Bergen schmolz schon der Schnee, strömte in gurgelnden Bächen hinab ins Tal, die Hügel zeigten sich grün im Sonnenlicht.
Lia wurde ein wenig leichter ums Herz. Sie kannte die kleinen Dörfer und die Berge hier so gut. Die Landschaft milderte ihren Kummer, die Leute hier waren ihre Freunde.
Freunde. Lia dachte an all die Menschen, die sie um Alexanders willen zurückgelassen hatte, hier und in New York. Sie hatte alles für ihn aufgegeben. In der Hoffnung, dass er ihr vergeben würde und ihre Ehe eine Chance bekäme.
Umsonst. Es war ihm nicht genug gewesen.
Der Fahrer bog auf die Privatstraße, und Lia erblickte das Haus, das sie so lange vermisst hatte.
Zu Hause.
Das Wort schlüpfte ihr leise über die Lippen. Mrs. O’Keefe tätschelte ihre Hand, als der Wagen auf dem Hof abbremste.
Felicita kam ihnen begeistert entgegengeeilt. „Endlich sind Sie wieder da!“, rief sie auf Italienisch und küsste dem Baby auf Lias Arm die Wangen. „Seit der Hochzeit warst du nicht mehr hier, Ruby, bella mia .“ Sie hob das Baby auf ihren Arm. „Willkommen zu Hause. Hast du Hunger? Ah nein, du bist ja völlig übermüdet …“
Die beiden älteren Frauen waren schon im Haus, doch Lia blieb an der Tür stehen und drehte sich noch einmal um.
Die untergehende Sonne malte violette und pinkfarbene Streifen an den Himmel und goss mit ihren Strahlen reines Gold über die Berge.
Sie war wieder zu Hause. Doch wohin sie den Blick auch wandte … überall sah sie Alexanders Gesicht.
„Contessa?“ Felicita schaute über die Schulter zurück und runzelte die Stirn. „Wo ist denn Ihr Mann?“
Lia trat ins Haus und schloss die Tür hinter sich. „Ich habe keinen Mann mehr“, sagte sie kaum hörbar.
„Soll ich Ruby noch baden?“, rief Mrs. O’Keefe vom anderen Ende des Korridors. „Das arme Lämmchen ist zu müde, um noch zu essen. Ich gebe ihr nur die Flasche.“
„Contessa, ich fürchte, das Abendessen wird heute kalt bleiben müssen“, meldete Felicita sich in schnellem Italienisch. „Die alten Elektroleitungen machen nicht mehr mit. Heute Morgen gab es einen Kurzschluss in der Küche. Ich habe den Elektriker schon bestellt, aber er kann erst morgen kommen.“
Das war alles zu viel. Lia begann zu zittern. Ihr war eiskalt.
Sie hatte es versucht. Und hatte versagt. Sie hatte den Mann verloren, den sie liebte. Jetzt blieb ihr nur noch ihre Würde, um sie warm zu halten.
„Mrs. Navarre?“
„Contessa?“
Lia
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