Julia Extra Band 0309
mit einer aufwendigen blauen Schleife versehen.
Hoffnung glomm in ihrem Herzen auf. Er hatte an ein Geschenk für sie gedacht. Hieß das, er fing an, sich wieder etwas aus ihr zu machen? Lag ihm vielleicht auch nur ein Bruchteil dessen an ihr, was sie für ihn fühlte?
Ein bebendes Lächeln auf den Lippen, schaute sie zu ihm auf. „Was ist es?“
„Öffne es, dann weißt du es.“
Mit angehaltenem Atem zupfte sie behutsam an der Schleife und schlug das silberne Geschenkpapier auf. Zum Vorschein kam ein flaches Samtetui. Als sie den Deckel hob, funkelte ihr ein Diamantcollier entgegen.
Mindestens fünfzig Karat kalten Lichts glitzerten auf. Diamanten, so kalt wie sein Herz, wenn er in der dunklen Nacht ihren Körper in Besitz nahm.
Er nahm ihr das Collier aus der Hand und legte es ihr um. Wie ein Sklavenhalsband.
Für Lia war es das Ende der weihnachtlichen Stimmung.
Sie blieben nicht lange in Tokio. Das schwere Diamantcollier fühlte sich wie die eiserne Schelle einer Haremsdame an, während Lia die Rolle der Gastgeberin für Alexanders Silvesterparty in Moskau übernahm. Sie hörte ihm zu, wie er sich in fließendem Russisch unterhielt, eine Sprache, die sie nicht verstand, und beobachtete ihn, wie er mit blonden Schönheiten flirtete, die ihn mit ihren eindeutigen Blicken verschlangen.
Langsam brachte er sie mit seinem Verhalten um.
Die Diamanten waren das Symbol für ihre Gefangenschaft. Sie war sein Eigentum, wie eine Sklavin. Er hielt sie gefangen mit dem Band zwischen ihm und seiner Tochter, das für jeden sichtbar immer stärker wurde, und er hielt sie gefangen mit der Liebe, die sie für den Mann fühlte, der er in New York gewesen war. Der er immer noch war, mit jedem, nur nicht mit ihr.
Nie würde er ihr vergeben, dass sie ihm Rubys Existenz verschwiegen hatte, geschweige denn sie lieben, so wie sie ihn liebte.
Wusste er, was sie für ihn empfand? Ahnte er auch nur, was mit ihr geschah, jedes Mal, wenn sie zusammen im Bett waren, ohne ihr auch nur den winzigsten Teil seines Herzens zu gewähren?
Vielleicht, dachte sie mit einem Schauder. Denn er tat es mit voller Absicht. Es war seine Rache.
Und dennoch blieb sie bei ihm.
Weil sie ein Gelübde abgelegt hatte.
Weil sie ihm ein Kind geschenkt hatte.
Weil sie ihn liebte.
Doch mit den Monaten, die sie um die Welt von einem Bauprojekt zum nächsten reisten, wuchsen Lias Wut und ihre Enttäuschung. Sie lebten in luxuriösen Hotelsuiten in Moskau und Dubai, flogen zurück nach Tokio, und Lia spielte die perfekte Gastgeberin auf Cocktailpartys und während geschäftlicher Dinner. Oft spürte sie die begierigen Blicke der anderen Männer auf sich liegen, doch der eine Mann, dessen Blick sie spüren wollte, schaute sie nie an. Er ignorierte sie.
Nur nicht während ihrer gemeinsamen Nächte.
Als sie mal wieder in Dubai Station machten, wurde es Lia zu viel. Sie verlor die Beherrschung.
Alexander fuhr sofort zur Baustelle weiter und ließ Mrs. O’Keefe, Ruby und Lia in der Hotelsuite zurück. Normalerweise hätte Lia die Koffer ausgepackt und versucht, aus der Suite so etwas wie ein Zuhause für die Familie zu machen, doch heute konnte sie es einfach nicht.
Wütend schlug sie den Kofferdeckel wieder zu. Sie konnte es einfach nicht. Wenn sie noch einmal aus- und wieder einpacken musste, würde sie wahnsinnig werden!
Sie hasste dieses Leben! Sie wollte endlich ein richtiges Zuhause! Sie wollte Freunde und einen Job und ein eigenes Leben! Stattdessen hatte sie Personal und einen Mann, der sie verachtete.
Sorgfältig machte Lia sich zurecht. Telefonisch traf sie ihre Arrangements. Als sie das Telefon auflegte, zog sie noch einmal den dunkelroten Lippenstift nach und begutachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Dann verließ sie die Suite und nahm den Aufzug nach unten.
Der Rolls-Royce brachte sie zu Alexanders neuem Bauprojekt. Lia sah den unfertigen Wolkenkratzer hinauf und musste an einen riesigen Eiszapfen denken. Noch stand nur das leere Stahlgerüst, der Wüstenwind heulte durch die Etagen. Allerdings wurden die Stockwerke schon durch einen Aufzug miteinander verbunden.
Noch ein Anruf, nur um sicherzugehen, dass alles für ihr gemeinsames Mittagessen arrangiert war, dann begab sich Lia in das zwanzigste Stockwerk und setzte sich abwartend an den romantisch gedeckten Tisch, schwankend zwischen Hoffnung und Angst.
In den Monaten, die sie nun verheiratet waren, war Alexander nie mit ihr ausgegangen. Er verlangte zwar von ihr, dass sie seine
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