Julia Extra Band 0309
nahm sich zusammen. „Ja, ein kurzes Bad für Ruby“, antwortete sie Mrs. O’Keefe und wandte sich zu Felicita. „Sicher, der Elektriker für morgen ist in Ordnung.“
„Soll ich Ihnen zum Abendessen einen Salat zubereiten?“, fragte die italienische Haushälterin. „Mit einem Sandwich?“
Essen war das Letzte, an das Lia jetzt dachte. „Nein, grazie . Ich möchte einfach nur zu Bett gehen.“
Sie brachte die frisch gebadete Ruby zu Bett und küsste sie auf beide Wangen. Mrs. O’Keefe und Felicita zogen sich in ihre Zimmer im Personalflügel zurück, und Lia fühlte sich schrecklich allein, als sie in ihr Schlafzimmer ging.
Im Hauptflügel des Schlosses war alles still. Lia starrte auf das große Bett, in dem sie geschlafen hatte, als sie noch eine jungfräuliche Ehefrau gewesen war, als sie Freundschaft und dieses Haus mit Giovanni geteilt hatte. Zehn Jahre lang. Und jetzt war sie wieder hier, so als wäre nie etwas passiert.
In diesem Bett zu schlafen, brachte sie einfach nicht über sich.
Sie griff nach Kissen und Decke und schlich zu Rubys Kinderzimmer. Erschöpft und ausgelaugt schaltete sie das kleine Nachtlicht ein. Mit einem leisen Knistern brannte die Glühbirne durch. Die alten Leitungen, dachte Lia und wäre fast in Tränen ausgebrochen.
Im Dunkeln tastete sie sich zu Rubys Bettchen vor, richtete Kissen und Decke auf dem dicken Teppich und legte sich auf den Boden.
Das leise Atmen ihres Babys beruhigte sie, und sie spürte, wie der Schlaf sie langsam überfiel. Zu schade, dass der Elektriker nicht schon heute da gewesen war. Sie gähnte. Nun, morgen würde eben reichen müssen.
Schließlich ging es hier nicht um Leben oder Tod.
Alexander konnte nicht einschlafen.
Desorientiert setzte er sich im Bett auf. Hinter seinen Schläfen hämmerte es dumpf, während er in die Schatten der Luxussuite des Burj Al Arab Hotels starrte, die Suite, die er eigentlich mit seiner Frau teilen müsste.
Irgendetwas stimmte nicht.
Er wusste es, weil ihm ein eiskalter Schauder über den Rücken kroch, weil seine Hände plötzlich zu zittern begannen. Hände, die etwas tun wollten. Aber was? Wofür wollten sie kämpfen?
Lia hatte ihn verlassen.
Na und?, ermahnte er sich verärgert. Seine zitternden Hände, die anpacken wollten, sein Magen, der sich in einen harten Stein verwandelt hatte … das hatte nichts mit Lia zu tun. Wahrscheinlich gab es ein Problem auf der Baustelle. Die Komplexität des halb fertiggestellten Wolkenkratzers in Dubai würde jedem Albträume bereiten.
Natürlich, das musste es sein. Er machte sich Sorgen um das Bauprojekt. Nicht wegen Lia. Oder wegen des Blicks in ihren wunderschönen Augen, als sie ihm ihre Liebe gestanden und ihn gebeten hatte, sie zu lieben.
Dieser Blick hatte ihm die Luft zum Atmen geraubt. Und ihn umso entschlossener gemacht, sie von sich wegzustoßen. Er wollte ihr beweisen, dass er ein egoistischer Mistkerl war. Damit sie endlich aufhörte, ihn in den Abgrund von Emotionen zu ziehen, in dem Männer ertranken.
Er konnte den Schmerz in ihrem Blick nicht vergessen, als sie ihn einen Feigling nannte.
Mit einem deftigen Fluch schlug er die Bettdecke zurück. Unter der heißen Dusche lehnte er die Stirn an die kühle Fliesenwand. Mit welch leuchtender Hoffnung in den Augen sie ihm entgegengesehen hatte, als er aus dem Aufzug getreten war. Sie hatte sich tatsächlich eingebildet, er würde sich mit ihr in einem alten Steinhaufen in Italien niederlassen. Ein Zuhause schaffen.
In diesem Moment vollendete er seine Rache und strafte sie für ihre Lügen. Indem er ihre Liebe zurückwies, hatte er sie endgültig zerstört. Nie wieder würde sie ihn so ansehen. Er hatte gewonnen!
Aber …
Irgendwie war sie trotz allem durch seine Schutzmauern geschlüpft. So, wie er sie über Monate hinweg behandelt hatte, musste sie die schlimmsten Seiten seines Charakters klar erkannt haben. Doch das hielt sie nicht davon ab, ihn zu lieben.
Sie war mutiger, als er je sein würde.
Ein Handtuch um die Hüften gewickelt, ging Alexander in sein Schlafzimmer zurück und ließ sich auf die Bettkante sinken. Völlig aufgewühlt stützte er den Kopf in die Hände und massierte sich die Schläfen. Diese Luxussuite war kalt und leer wie ein Friedhof. Er vermisste Lia und das Baby. Rubys fröhliches Lachen, die Wärme in Lias Augen. Er wollte sie wiederhaben. Er brauchte sie.
Laut fluchte er in den leeren Raum hinein. Lia hatte recht gehabt.
Er war ein Feigling.
Er fürchtete sich davor,
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