Julia Extra Band 0309
wirbelte herum und rannte den Gang entlang. Die Hitze wurde immer intensiver, fast unerträglich, als er zur nächsten Tür gelangte.
Energisch streckte er die Hand nach der Tür aus und zuckte zurück. Viel zu heiß!
„Lia!“, rief er hustend. „Lia!“
Aber es kam keine Antwort. Kein Baby weinte, nur das gierige Knistern der Flammen war zu hören.
Alexander schloss entsetzt die Augen. Sein Baby. Seine Frau. Seine Familie.
Er bückte sich. Näher am Boden war die Luft besser. Mit den Füßen schob er die Tür auf.
Ein Hitzeschwall schlug ihm entgegen. Er konnte die Flammen sehen, die sich gierig wie ein lebendes Monster durch die Holzbohlen fraßen.
Er sah zu dem Kinderbett. Es war leer.
Im Kinderzimmer befand sich niemand.
Die Erleichterung ließ ihn wanken, als er sich aufrichtete. „Lia?“, rief er noch einmal laut, nur um ganz sicher zu sein. „Bist du hier?“
Keine Antwort.
„Danke“, murmelte er in den Raum hinein und wusste nicht, wem er überhaupt dankte. Er schlug die Tür hinter sich zu und rannte über den Korridor, laut nach seiner Frau und seinem Kind rufend.
Fünf Minuten später hatte er sie gefunden.
14. KAPITEL
Umgeben von Rosenbüschen lag Lia auf einer Decke im grünen Gras, ihr Baby sicher in ihrem Arm, und träumte von einem kühlen Garten. Ihre Träume waren so süß, träumte sie doch, dass Alexander zu ihr zurückgekommen sei.
Ich liebe dich, Lia. Ich will dein Mann sein, für immer. Ich will ein Zuhause mit dir schaffen .
Etwas berührte ihre Schulter, aber Lia wollte nicht aufwachen. Sie wollte, dass dieser Traum niemals endete. Mit dem Baby zärtlich im Arm, drehte sie sich ab, weg von was auch immer sie aufwecken wollte.
„Lia!“
Zögernd hob sie die Lider. Alexanders Gesicht befand sich direkt über ihr, zeichnete sich ab gegen den rosigen Himmel der Morgenröte.
„Alexander?“ Verwirrt setzte sie sich auf und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Konnten Traum und Realität sich derart vermischen?
„Oh, mein Liebling.“ Er sank auf die Knie und nahm sie mit einem tiefen Seufzer in seine Arme. Er küsste erst sie, dann Ruby, die aufwachte und zu weinen begann. Er hielt Lia so fest in seiner Umarmung, als würde er sie nie wieder loslassen wollen.
Als er sie dann endlich freigab, sah Lia Tränen in seinen Augen stehen. „Alexander, was ist denn?“
Mit einem erleichterten Lachen schüttelte er den Kopf und wischte sich über die Augen. „Ich war ein Narr“, gestand er heiser. „Fast hätte ich dich verloren. Und alles nur wegen meines dummen Stolzes. Du hattest recht, Lia, ich war ein Feigling, ich hatte Angst. Angst, dich zu lieben.“
Ihr Herz begann wild zu pochen. Sie hob die Hand und strich ihm über die raue Wange. „Dein Gesicht ist ja voller Ruß.“
„Später. Bringen wir dich erst weg von hier.“ Er hob Ruby auf seinen Arm und hielt sie sicher an seine Brust gedrückt, dann bot er Lia seine Hand. Es fühlte sich so richtig und gut an, ihre schmalen Finger in seiner Hand zu halten.
Zusammen mit Alexander ging Lia durch das taunasse Gras des Rosengartens hin zum Tor, ohne den Blick je von seinem geliebten Gesicht zu nehmen. Sie fürchtete, dass, wenn sie ihre Augen abwandte, der Zauber des Traums jäh zerstieben würde.
Dann sah sie die Feuerwehrwagen an der Auffahrt stehen. Feuerwehrmänner liefen geschäftig umher, um das Feuer im Schloss zu löschen. Mrs. O’Keefe und Felicita wanderten aufgelöst hin und her. Als die beiden älteren Frauen Alexander mit Lia und Ruby erblickten, stießen sie erleichterte Freudenschreie aus und kamen auf sie zugeeilt. Es dauerte mehrere Minuten, bevor die beiden sich davon überzeugen ließen, dass mit Lia und Ruby auch wirklich alles in Ordnung war.
Schockiert starrte Lia auf den Rauch, der noch immer aus den Schlossfenstern quoll.
„Das Feuer ist im Kinderzimmer ausgebrochen“, erklärte Alexander leise. „Ich habe mit einem der Feuerwehrmänner gesprochen. Sie sagen, die Brandursache sei ein Kurzschluss in einer der alten Elektroleitungen.“
„Die Leitungen“, wiederholte Lia benommen. „Felicita hatte mir gesagt, dass es da ein Problem gibt, der Elektriker war schon bestellt. Ich hätte niemals …“
„Du konntest unmöglich wissen, dass es einen Brand auslösen würde.“
„Wir waren im Kinderzimmer“, flüsterte sie entsetzt. „Aber wir beide konnten nicht richtig schlafen, es war einfach zu drückend und stickig. Deshalb nahm ich die Decke und ging mit Ruby nach draußen,
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