Julia Extra Band 0313
spürte.
Dreh dich nicht um, lass dir nicht anmerken, wie sehr seine Nähe dich verwirrt. „Ja.“ Sie zog das rote und noch ein blaues, wesentlich züchtigeres Kleid aus dem Schrank. „Für den Fall, dass das Rote nicht mehr passt.“
Wieso nur war sie bereit, auf eine solche Charade einzugehen? Sein Vorschlag sollte sie wütend machen, es war beleidigend, und sie müsste ihm sagen, dass er sich zum Teufel scheren solle.
Doch sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Miguel bluffte nicht. Er konnte die Scheidung tatsächlich endlos hinausziehen. Das würde sie nicht nur finanziell, sondern auch emotional ruinieren. Außerdem …
Ihr Körper hatte den unpassendsten Zeitpunkt gewählt, um zu neuem Leben zu erwachen. Der Gedanke, wieder in Miguels Armen zu liegen, hatte eine längst vergessen geglaubte Lust in ihr geweckt.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Mehr verlangst du also nicht? Keine weiteren Überraschungen?“
„Nein, keine.“ Sand glitzerte auf seinen nackten Schultern, als er sie musterte, und es juckte sie in den Fingern, die Körnchen von seiner Haut zu wischen. „Morgen weise ich meine Anwälte an, die Scheidungspapiere vorzubereiten. Und in einer Woche werde ich dir einen fairen Preis für dein Strandhaus bieten.“
„Eine Woche. So lange soll das Intermezzo also dauern?“
„ Sí . Hattest du mehr erwartet? Oder weniger?“
Verlegen schüttelte sie den Kopf. Sie hatte diesem unmöglichen Angebot zugestimmt, ohne überhaupt die Details zu kennen. Sie beide wussten, was das über sie aussagte.
„Du wirst mich überallhin begleiten, querida .Tag und Nacht.“ Er küsste sie flüchtig auf die Lippen und lächelte überlegen. „Cocktails um acht. In zwei Stunden fahren wir los.“ Damit warf er das Handtuch aufs Bett und verschwand im angrenzenden Bad.
Die beiden Kleider in der Hand, eilte Allegra die Treppe zum Gästezimmer hinauf. Oben angekommen, verschloss sie die Tür hinter sich. Das Blut rauschte heiß und schwer wie Lava durch ihre Adern.
Miguel ging ihr unter die Haut, brannte wie ein Feuer in ihrem Innern. Niemals hatte sie einen Mann so sehr begehrt wie ihn, nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass es ihr erneut so ergehen würde. Nicht nach allem, was sie hinter sich hatten. Doch das Feuer war wieder da, brannte sogar noch stärker als zuvor.
Sie hatte ihre geliebte Tochter verloren, das schlimmste Schicksal, das das Leben jemandem zufügen konnte. Doch irgendwie hatte sie es geschafft, dennoch weiterzumachen, also konnte sie nun auch noch tun, was Miguel von ihr verlangte, ohne ihren Stolz oder ihre Würde zu verlieren.
Und wenn er ebenso ihr Herz erneut eroberte?
Nun, auch das hatte sie schon einmal mitgemacht und überlebt.
Nach einer schnellen Dusche schlüpfte Allegra in das rote Kleid und betrachtete sich erstaunt im Spiegel. Das Kleid war noch gewagter, als sie es in Erinnerung hatte, doch für ihre schlanke Figur war es genau richtig. Und es verbarg die Narbe, die von der Operation zurückgeblieben war. Was würde Miguel denken, wenn er die Narbe sah? Ob er sie dann noch immer wollte?
Angewidert von sich selbst, schloss sie die Augen. Es war gleich, was er von ihrem Körper hielt, für eine Woche war sie seine Gespielin. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie kämmte ihr Haar und schlug es zu einem schlichten Knoten auf. Noch ein dezentes Make-up, und sie trat vom Spiegel zurück, um sich zu begutachten. Ja, sie entsprach ganz und gar dem Bild, wie man sich die Ehefrau eines Milliardärs vorstellte.
Jetzt musste sie nur noch die Courage finden, nach unten zu gehen und das Spiel auch wirklich durchzuhalten. Allzu schwer dürfte es ihr nicht fallen, die Rolle der Ehefrau zu übernehmen, denn in den wenigen Minuten mit ihm hatte sie noch etwas herausgefunden.
Sie liebte ihren Mann noch immer.
3. KAPITEL
Miguel stand beim Fenster und schaute auf das Meer hinaus. Dabei sah er in seinen Gedanken nur Allegras Augen vor sich, wie die Gier in ihnen aufgeflammt war, als er seinenVorschlag vorgebracht hatte. Er hatte damit gerechnet, dass sie protestieren würde, hatte mit ihrem Ärger gerechnet, weil er ihr ihre Freiheit nur gewähren würde, wenn sie sich ihm fügte.
Aber sie hatte keine Sekunde mit ihrer Zustimmung gezögert, wieder die Rolle seiner Ehefrau zu übernehmen. Für ihre Freiheit war sie sogar bereit, sich zu prostituieren.
Weil Amando Riveras darauf wartete, dass sie mit reich gefüllten Taschen zu ihm zurückkehrte? Oder gab es da schon den
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