Julia Extra Band 0313
war? Entschlossen, sich von seinem unerwarteten Erscheinen an ihrem Arbeitsplatz nicht kopfscheu machen zu lassen, betrat sie den Empfangsbereich und setzte sich an den leeren Schreibtisch. „Was kann ich für dich tun, Sin?“
„Soweit ich mich erinnere, hast du bereits ziemlich viel für mich getan, Luccy“, lächelte er vielsagend.
Zu ihrem Ärger fühlte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Typisch Mann, so unverblümt auf das anzuspielen, was in der Hotelsuite passiert war! Obwohl Luccy zugeben musste, dass es auch ihr schwerfiel, diese Erinnerung aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, trotzdem durchzuckte es sie allein bei dem Gedanken daran immer noch heiß.
„Sehr witzig“, entgegnete sie darum abweisend. „Ich dachte, du wärst inzwischen in die Staaten zurückgekehrt?“
Er zuckte mit den breiten Schultern. „Es ist etwas dazwischengekommen.“
Die Nachforschungen nach ihrer Person vielleicht? „Nun, es ist wirklich nett, dich wiederzusehen, Sin, aber leider habe ich heute sehr viel zu tun“, versuchte sie ihn abzuwimmeln. „Wenn also nichts Wichtiges anliegt, würde ich jetzt gern mit meiner Arbeit weitermachen.“
Sie hatte wirklich Nerven, wie Sin ihr bewundernd zugestand. Aber zu ihrem Pech beabsichtigte er nicht, ihr Studio zu verlassen, bevor er nicht die Antworten auf einige Fragen bekam. Denn schließlich hatte er während der vergangenen drei Tage an kaum etwas anderes gedacht als daran, sie zu finden und mit ihr zu sprechen. In den fünfunddreißig Jahren seines bisherigen Lebens hatte Sin viele Frauen kennengelernt und war mit einigen von ihnen ins Bett gegangen. Aber noch nie zuvor hatte er derart die Kontrolle verloren wie bei dieser Frau.
Und auf keine andere war er so wütend gewesen wie auf Luccy, als er in jener Nacht aus dem Bad kam und feststellte, dass sie verschwunden war.
Seine Nachforschungen am nächsten Morgen hatten ergeben, dass der Tisch im Restaurant am Abend zuvor von „Harper-O’Neill Ltd.“ reserviert worden war und die Vertreterin dieser Firma zwei Gäste vom Wow – Magazin zu einem Geschäftsessen geladen hatte. Danach war es keine große detektivische Meisterleistung mehr gewesen, herauszubekommen, dass sich die Fotografin Lucinda Harper-O’Neill in dem Fall selbst vertreten hatte. Allein die Namen Lucinda und Luccy hatten diesen Schluss nahegelegt.
Leider hatte Sin es nicht dabei belassen, sondern auch noch ein für ihn höchst interessantes Gespräch mit Paul Bridger geführt, einem leitenden Angestellten bei Wow . Ein Gespräch, an dessen Ende Sin sich fragte, wann genau sein Gesicht Luccy bekannt vorgekommen war: bevor oder nachdem er auf dem Flur vor dem Hotelrestaurant auf sie und Paul Bridger getroffen war? Jetzt war er bereit, darauf zu wetten, dass sie ihn schon vorher erkannt hatte. Lange vorher.
Nach dieser Erkenntnis stand für ihn fest, dass er nicht eher nach New York zurückkehren würde, bevor er mit Lucinda Harper-O’Neill gesprochen hatte!
Betont gelassen setzte er sich in den Besuchersessel gegenüber vom Schreibtisch und streckte die langen Beine aus. „Lass dich von mir nicht aufhalten, und beende deine Arbeit. Ich habe es nicht eilig.“
Ihre Nervosität wuchs. „Aber ich sagte dir doch, ich habe sehr viel zu tun.“
„Kein Problem. Dann warte ich eben, bis du fertig bist“, entgegnete er ungerührt.
Natürlich war es für Luccy undenkbar, seelenruhig in ihrem Studio die Arbeit fortzusetzen, in dem Wissen, dass nebenan Sin auf sie wartete wie eine Raubkatze auf die Beute! Sie seufzte gereizt. „Was willst du von mir, Sin? Hat mein Verschwinden aus der Hotelsuite dir nicht deutlich genug gezeigt, dass ich an einer Beziehung mit dir nicht interessiert bin?“
Tatsächlich hatte sie nicht im Traum erwartet, dass er sie aufspüren würde. Warum auch? Ihm musste doch klar sein, dass sie die Episode zwischen ihnen als Fehler betrachtete, den sie auf keinen Fall wiederholen wollte.
Sin jedoch studierte sie mit unergründlicher Miene. „Dein Verschwinden hat mir zunächst einmal verraten, dass du mit mir fertig warst. Für den Moment.“
In der Antwort lag ein beleidigender Unterton, der ihr nicht gefiel. „Keine Ahnung, was du meinst.“ Ruhelos stand sie auf. „Und jetzt wäre es mir wirklich lieb, wenn du gehen würdest.“
„Das ist leider unmöglich“, entgegnete er eisig. „Nicht, bevor du mir nicht eine überzeugende Erklärung für deinVerhalten an jenem Abend gegeben
Weitere Kostenlose Bücher