Julia Extra Band 0313
umweht vom Duft der zahllosen Blüten.
Lyssa fragte sich, wie sie diese herrliche Szenerie jemals angemessen beschreiben sollte. Gab es dafür überhaupt die richtigen Worte?
Nachdem sie sich alles angesehen hatten, führte Ricardo sie durch den prachtvollen Park der Villa Cimbrone zum sogenannten Belvedere, einer Aussichtsterrasse hoch über dem Meer, die einen atemberaubenden Blick auf den Golf von Salerno bot.
Während sie dastanden und die Schönheit der Umgebung genossen, legte Ricardo Lyssa einen Arm um die Schultern.
Plötzlich war es, als wären sie hier ganz allein, dabei wusste sie, dass auch andere Besucher im Park waren.
Tiefer Frieden erfüllte sie, wie sie ihn schon lange nicht mehr empfunden hatte. Sie lehnte sich an Ricardo, dankbar für das sichere Gefühl, das er ihr gab. Ja, sie konnte sich auf ihn verlassen, er war immer für sie da.
Er verstärkte seinen Griff ein bisschen, und mit einem Mal änderte sich etwas zwischen ihnen.
Nur ganz leicht, aber unverkennbar …
Die Sonne ging schon unter, als Lyssa mit Ricardo zurück durch die Stadt zu dem Hotel ging, in dem er einen Tisch fürs Abendessen reserviert hatte. Es war für seine ausgezeichnete Küche und das elegante Ambiente berühmt.
Lyssa kam sich vor wie in einem Film, als sie das Restaurant betrat, in dem es von Marmor und Kristall nur so glänzte und funkelte. Die anderen Frauen hier waren so chic angezogen, dass sie sich fehl am Platz fühlte.
Sie war erleichtert, als ein Kellner sie nach draußen auf die Terrasse führte, wo die Tische etwas rustikaler gedeckt waren und Laternen weiches Licht spendeten. Sie bekamen einen Tisch direkt an der Brüstung zugewiesen, von wo aus man einen fantastischen Blick hatte.
„Ich denke ständig, dass ich das Schönste schon gesehen habe, aber es gibt immer noch schönere Ausblicke“, meinte Lyssa träumerisch und schaute auf das Meer.
„Sie werden begeistert sein, wenn es Abend wird und unten die Lichter angehen“, versprach Ricardo. „Dann funkelt die Küste wie ein Brillantcollier.“
„Oh! Für einen Fußballer sind Sie ganz schön poetisch“, neckte sie ihn.
„Ach was.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die Formulierung habe ich aus einem Reiseführer.“
Das glaubte sie ihm nicht. Er konnte zwar versuchen, seine sensible Seite zu leugnen, aber sie wusste jetzt schon, dass es die gab. Wahrscheinlich war er sogar ein echter Romantiker, ohne es wahrhaben zu wollen.
Lächelnd beobachtete sie, wie anderen Gästen Essen serviert wurde. Die würzigen Düfte regten ihren Appetit an. Zum Glück! Nach dem Aufstehen hatte sie sich sehr elend gefühlt, denn die Morgenübelkeit hatte leider eingesetzt. Wenigstens dauerte sie nicht den ganzen Tag.
„Mir gefallen die italienischen Kellner“, bemerkte sie. „Sie machen den Eindruck, als würde ihnen das Wohlergehen der Gäste wirklich am Herzen liegen. In anderen Ländern trifft man oft auf junge Menschen, die das Kellnern nur als Nebenjob betreiben und denen es nur aufs Geld ankommt.“
„Erzählen Sie mir etwas über Ihr Leben in Australien“, bat Ricardo sie.
Sie schnitt ein Gesicht. „Das gibt es nicht viel zu berichten. Was wollen Sie denn wissen?“
„Na ja, zum Beispiel … ob es einen Mann in Ihrem Leben gibt“, erwiderte er beiläufig und schlug die Speisekarte auf.
Lyssa öffnete schon die Lippen, um über die Trennung von Steve und ihrer Schwangerschaft zu erzählen, aber dann überlegte sie es sich anders. Womöglich ging Ricardo auf Distanz, wenn er wusste, wie es um sie stand, und das hätte sie schade gefunden, denn sie mochte ihn wirklich gern.
„Nicht im Moment“, antwortete sie also wahrheitsgemäß und trank rasch einen Schluck Wasser.
Ricardo zog nur fragend die dunklen Brauen hoch.
„Und schon seit Längerem nicht“, fügte sie hinzu.
Warum lag ihr überhaupt daran, ihn wissen zu lassen, dass sie Single war? Eine Beziehung kam ja trotzdem nicht infrage! Wobei ihr einfiel, dass jetzt die Gelegenheit günstig war, sich nach seinem Privatleben zu erkundigen.
„Und wie ist es mit Ihnen?“, fragte sie also unverblümt. „Wartet in Mailand eine Freundin auf Sie?“
„Nein.“
„Oder sonst irgendwo?“ Eindringlich sah sie ihm in die dunklen Augen.
„Nein, solche Beziehungen habe ich nicht“, informierte er sie.
„Wie meinen Sie das?“
Bestimmt wollte er nicht sagen, dass er sich für Frauen überhaupt nicht interessierte! Das hätte sie gemerkt.
„Ich habe keine Freundinnen,
Weitere Kostenlose Bücher