Julia Extra Band 0313
sondern immer nur flüchtige Affären“, gab Ricardo unumwunden zu.
„Warum?“, hakte Lyssa ebenso direkt nach.
„Mir gefällt es so.“ Er zuckte die Schultern. „Mein Leben wird vom Fußball bestimmt. Besser gesagt: Fußball ist mein Leben.“
„Aber …“
„Das Essen hier ist wirklich hervorragend“, unterbrach er sie. „Der Küchenchef hatte früher ein Toplokal in London.“
Lyssa war zwar hungrig, aber noch nicht bereit, das Gesprächsthema einfach fallen zu lassen.
„Sie wollen sich zurzeit also nicht Ihr schönes Leben durch eine Beziehung mitsamt deren Verpflichtungen verderben lassen“, fasste sie lakonisch zusammen. „Aber wie steht es mit der Zukunft? Wollen Sie denn nicht heiraten und Kinder haben, Ricardo?“
„Nein, das will ich nicht“, antwortete er aufrichtig.
Jetzt war sie froh, ihm nicht von ihrer Schwangerschaft erzählt zu haben. Dann würde er sie bestimmt anders als bisher behandeln, und das wäre ihr nicht recht.
Obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum.
Denn eine Beziehung mit Ricardo kam so oder so nicht infrage!
Das durfte sie nicht vergessen.
5. KAPITEL
„Ich sollte Sie vielleicht warnen, dass die Unterkunft relativ einfach sein wird“, meinte Ricardo zwei Tage später auf dem Weg landeinwärts.
„Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?“ Lyssa antwortete in einem gespielt dramatischen Ton. „Bevor wir aus dem Luxushotel ausgecheckt haben.“
„Weil ich glaube, das Essen dort macht den Mangel an Komfort allemal wett.“ Er warf ihr kurz einen besorgten Blick zu. „Sie haben doch nicht wirklich etwas gegen meinenVorschlag, oder?“
Sie lachte. „Nein, ich habe nur Spaß gemacht. Auf meinen Reisen habe ich schon in den seltsamsten Unterkünften übernachtet.“
„Bitte erzählen Sie nicht weiter!“ Er verzog das Gesicht. „Ich will gar nicht hören, welche Risiken Sie allein unterwegs auf sich nehmen.“
„Ach, Sie wollen wirklich nicht hören, wie ich einmal ein Zimmer teilen musste mit einem …“
„Nein!“, rief er heftig.
„Weil Sie nicht daran denken wollen, was Ihren Schwestern zustoßen könnte, wenn die Ihrer Obhut entronnen sind?“, fragte Lyssa provozierend.
„Weil ich nicht daran denken will, was Ihnen hätte zustoßen können“, erklärte er ruhiger.
„Es ist aber nichts passiert. Weil ich nämlich selbst auf mich aufpassen kann!“, trumpfte sie auf.
Ja, sie war bisher allein klargekommen und würde es auch weiterhin schaffen.
Wichtig war ihr jetzt nur, dass es in der neuen Unterkunft ein Zimmer mit Bad für sie gab. Morgens brauchte sie nach dem Aufwachen eine Stunde, bevor sie das Zimmer verlassen konnte, denn die Morgenübelkeit hatte sie nun voll erwischt. Zumindest verging sie im Lauf des Vormittags rasch, aber es war doch sehr lästig.
Ricardos Vorschlag, einige Tage „Urlaub auf dem Bauernhof“ zu probieren, hatte ihr gefallen. Das war mal etwas anderes als die tollen Hotels an der Küste. Hier lernte sie das echte Leben der Einheimischen kennen … und hoffte nur, dass es nicht allzu einfach wurde.
Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Das Bauernhaus der Lunettas war ein schnörkelloses, großes Gebäude inmitten von Olivenhainen mit alten knorrigen Bäumen. Für Gäste gab es ein eigenes kleines Haus mit zwei Apartments in einem ummauerten Garten, mit einer von Weinranken überwachsenen Terrasse davor.
Beide Apartments hatten ein eigenes Bad, wie Lyssa erleichtert feststellte. Die Einrichtung war schlicht und geschmackvoll, auf unnötigen Schnickschnack war verzichtet worden.
Rasch packte sie einige Sachen aus und setzte sich dann nach draußen. Wie friedlich es hier war! Sie schloss die Augen und lauschte dem Summen der Insekten und dem Gesang derVögel.
Dann hörte sie, wie die Tür von Ricardos Apartment geschlossen wurde, und wandte sich um.
„Wie schön, dass wir die einzigen Gäste sind“, meinte Lyssa vergnügt.
„Ja, da bleibt mehr Essen für Sie“, erwiderte er, ohne die Miene zu verziehen. „Hätten Sie Lust, sich den Bauernhof anzusehen?“
„Ja, natürlich! Deshalb bin ich doch hier. Ich muss mir nur andere Schuhe anziehen.“
Sie eilte nach drinnen und tauschte die Sandaletten gegen Turnschuhe, dann schloss sie sich Ricardo wieder an. Im Kuhstall fanden sie Signor Lunetta und seinen Sohn Giovanni, der abkommandiert wurde, um die Gäste herumzuführen.
Giovanni zeigte ihnen den großen Küchengarten, in dem unvorstellbar viele Sorten Gemüse und Kräuter wuchsen,
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